Es war das Jahr 1973 als ein US-Horrorfilm namens "Der Exorzist" nach einem Roman von William Peter Blatty in den Kinos aufgeführt wurde und weltweit heftigste Diskussionen auslöste. Der Film handelt von einem von teuflischen Dämonen besessenen Mädchen, das nur mit Hilfe eines Exorzismus-Rituals vom Bösen befreit werden kann.
Im Zuge des ungeheuren Kassenerfolgs dieses Klassikers sollten Fortsetzungen sowie diverse Plagiate nicht lange auf sich warten lassen.
Knapp ein Jahr später startete die deutsche Produktion "Magdalena - Vom Teufel besessen" und wurde hierzulande zu einem beachtlichten Publikumserfolg:
Die junge Magdalena wird in einem Heim aufgezogen. An dem Abend, als ihr Onkel das Opfer eines bestialischen Ritualmordes wird, verwandelt sie sich in eine gemeine, obszöne und sexuell besessene Furie. Menschen, die sich mit ihr beschäftigen, geraten in Gefahr, feste Gegenstände werden wie von Geisterhand zu fliegenden Objekten. Während ein Priester schnell zu der Ansicht kommt, dass Magdalena vom Teufel besessen sei, versucht ein Psychiater mittels einer Hypnose den mysteriösen Geschehnissen wissenschaftlich auf den Grund zu kommen - und tatsächlich gibt sich bei der ersten Sitzung ein Dämon zu erkennen.
Vor dem Hintergrund des großen amerikanischen Vorbilds und dessen Schockwirkung auf die Zuschauer, war es ein leichtes, die Zuschauer für die europäische Variante des Themas zu begeistern und zu Hauf in die Lichtspielhäuser zu locken.
Zu Beginn vermag der Streifen auch noch zu gefallen und baut langsam eine unheimliche Bedrohung auf, während parallel zu Magdalenas mysteriösen Verhalten die Polizei in dem bizarren Raubmord ermittelt.
Doch schon sehr schnell flacht das Interesse am weiteren Verlauf des Films ab, da sich Magdalenas Schübe in immer kürzeren Abständen wiederholen, ohne dabei ihre Schockwirkung auf den Zuschauer zu übertragen.
Die Mittel, mit denen versucht wird, das große Vorbild schamlos zu kopieren, sind sehr schnell erschöpft - außer ein paar Obszönitäten und die vordergründige Zurschaustellung diverser Nuditäten, inklusive einer überflüssigen Lesbensexszene, kann "Magdalena" nicht besonders viel bieten.
Auf spektakuläre Effekte wurde verzichtet und sich vielmehr auf den nackten Körper der Hauptdarstellerin konzentriert, als Schauer und Schrecken auf die Leinwand zu transportieren.
Das Schauspiel-Ensemble spielt auf darstellerisch sehr hohem Niveau - vor allem Elisabeth Volkmanns ernste Darstellung der besorgten Heimleiterin zeichnet sie als professionelle Schauspielerin aus, die leider vielmehr auf ihre körperlichen Reize reduziert und in Sexklamotten wie "Auf der Alm da gibt´s koa Sünd" gnadenlos verheizt wurde.
Auch Dagmar Hedrich als "Magdalena" in ihrer ersten Filmrolle liefert eine beachtliche Vorstellung ab. Rudolf Schündler, der "Knörzerich" aus der beliebten Reihe um "Die Lümmel von der ersten Bank", mimt - als kleiner Verweis auch auf seine Rolle in "Der Exorzist" - den Pfarrer, während viele weitere bekannte Darsteller wie Günter Clemens ("Mark Of The Devil") in den Nebenrollen agieren.
Trotzdem wirkt das anspruchsvolle Spiel der Darsteller zu sehr um Ernsthaftigkeit bemüht, dem die spekulative Inszenierung kaum gerecht werden kann. "Magdalena" erreicht zu keiner Zeit die Klasse des Originals, geschweige denn die unheilvolle Atmosphäre. Im Gegenteil: trotz seiner kurzen Laufzeit von kanpp 80 Minuten verliert sich der Film in der Dialoglastigkeit der Thematik und wirkt in der Erklärung der Dinge so trocken wie die Off-Kommentare der unzähligen Reportfilme, dem Genre, in dem Regisseur Walter Boos (hier unter dem Pseudonym Michael Walter tätig) eigentlich zu Hause ist.
Dabei entwickelt sich "Magdalena" zu allem Überfluss auch noch zu einer kruden Mischung aus Liebesdrama und Krimi, und kann hier wie da genauso wenig überzeugen wie als Horrorfilm.
Streckenweise wird die Handlung um den Ritualmord aus den Augen verloren und die Lösung des Falles mit vielen offenen Fragen dem Zuschauer unbefriedigend vor die Füße geworfen, während das Finale einfach nur belanglos und banal wirkt:
Es gibt keinen Exozismus im eigentlichen Sinn wie man ihn erwartet hätte - unter Hypnose wird Magdalena dazu gebracht, mit Hilfe eines Gebetes ihren inneren Dämon zu besiegen, was auch sehr schnell gelingt, gekrönt von einem ekeligen, aber durchaus gelungen Effekt. Es folgt ein Happy End mit der kitschigen Moral, dass die reine Liebe selbst über die Mächte der Finsternis siegt.
Für eine deutsche 70ies-Produktion, die versucht, einen Klassiker wie "Der Exorzist" auszuschlachten und der mit einer beachtlichen Besetzung und einem 1-Millionen-Mark-Budget genug Potential zur Verfügung stand, ist das Endergebnis weder Fisch noch Fleisch - sondern eine magere Zwischenmahlzeit ohne Nährwert, die dem Zuschauer zwar Appetit, aber nicht satt genug macht.
Drehbuch und Regie wurden anscheinend vom Teufel geritten, anders ist so ein trockener, uninspirierter Käse nicht zu erklären.
Anstatt auf Teufel kommt raus einen Klassiker der Filmgeschichte zu kopieren, hätte man sich auf seine eigenen Qualitäten verlassen sollen: lieber teuflisch guten Trash als ein seelenloses Plagiat. Soll es doch der Teufel holen!
4/10