Nachdem Disney mit seinem ersten Spielfilm Schneewittchen und die sieben Zwerge einen ungeahnten Erfolg hatte, machte er sich an seine nächste Arbeit.
Mit neu gewonnenem Wissen in der Tricktechnik und einem unheimlich großem Budget durch den Vorgängerfilm, realisierte er Pinocchio (eigentlich sollte es Bambi werden, der aber erst wesentlich später folgte).
Disney wollte bei Pinocchio alles noch ein Stück besser und perfekter und das ist wahrlich gelungen. Zwar weicht einmal mehr der Film von der Vorlage ab (ziemlich stark sogar), doch funktioniert die vereinfachte Fassung sehr gut für das Genre Zeichentrick.
Wenn man sich die Entstehungszeit einmal vor Augen führt, ist es erstaunlich, was Disney und sein Team da gezaubert haben!
Zuerst wären da die Figuren, die alle so emotionsvoll gestaltet und gezeichnet wurden, es ist erstaunlich. Man fühlt mit, wenn der naive und unwissende Pinocchio auf den ehrenwerten John hereinfällt, sich in Schwierigkeiten bringt oder auch der unvergessene Gesichtsausdruck, als er merkt, das sich sein Kumpel langsam in einen Esel verwandelt.
Überhaupt ist der Film gespickt mit tollen Figuren und der heimliche "Hauptdarsteller" ist sicher Pinocchios Aufpasser und Gewissen Jiminy Grille.
Ein weiteres Highlight ist die gebotene hohe Kunst der Animation und der Zeichnungen. Wenn Pinocchio durch die wunderschön gestaltete und ausgearbeitete Stadt läuft oder das fantastisch animierte Meer mit dem gigantischem Wal Monstro. Wahnsinn was die Zeichner da fast durchgehend, über die gesammte Spielzeit, abgeliefert haben.
Auch technisch wurde hier tief in die Trickkiste gegriffen, so z.B. die Multiplan-Kamera oft im Einsatz. Sie erzeugt durch verschieben verschiedener Ebenen eine schöne Tiefeneffekt, was den Film nochmals optisch hervorhebt. Immer wieder gibt es schöne Kameraschwenks zu bestaunen und auch eine frühe Version der Rotoskopie-Technik ist im Einsatz.
Musikalisch gibt es wieder einige Sternstunden, wie das sehr bekannte "When you wish upon a star", eine typische Disney Hymne, aber auch das Sounddesign ist erste Klasse. Neben dem definieren des Feen- und Zaubersounds, gibt es weiter tolle Effekte, wie das tiefe Grollen von Monstro.
Die Spielzeit ist perfekt gewählt und straff durchorganisiert. Ist der Film noch zu Beginn etwas gemächlich und läßt sich mit den Charakteren und Gepettos Heim schön Zeit, geht es dann in Pinocchios Abenteuerreise flott von einem Ort zum anderen.
Im Grunde gibt es nichts an Disneys zweitem Film auszusetzen. Vielleicht mag einer die vielen moralischen Punkte nicht, die immer wieder angeschnitten werden (man soll nicht lügen, immer brav und hilfsbereit sein, etc.), aber es paßt einfach zum naiven, noch leeren Pinocchio, auf dem Weg ein richtiger Junge zu werden.
Disney und seine Mannen haben es geschafft, das der Zuschauer mitfiebert und mitfühlt. Die Technik ist auf einem sehr hohen Level, eingebettet in wundervolle Technicolor Farben. Zweifellos kann man Disneys zweiten Film als Meisterwerk bezeichnen. Schade das er weit weniger erfolgreich war, als sein Vorgänger. Es lag wohl an Europa, das zu der Zeit im Krieg versank. Trotzdem rangiert er ganz weit oben auf der lange Liste von Disney Werken. Da er auch einige sehr gruselige Momente bietet (teilweise sogar sehr bedrohlich), würde ich ihn nicht gerade den kleinsten vorführen und abwägen, ob der Film geeignet ist.