Nach dem eher konventionell erzählten Dumbo bringt Disney mit Bambi wieder eine etwas andere Erzählung an den Mann: Es wird die Geschichte eines Rehkitzes erzählt, das sehr früh die Mutter durch Jäger verliert, sich im Wald alleine durchschlagen muss, mithilfe von einigen Freunden, und schließlich zu einem großen mächtigen Hirsch heranwächst. Die Inszenierung ist erhaben und verniedlichend zugleich, die Musik spielt eine extrem vorrangige Rolle, und mit seiner Art die Geschichte zu erzählen, gelingt den Disney-Studios der Spagat, den Ernst des Lebens (Tod der Mutter) mit der puren Lebensfreude an sich zu verkoppeln.
Generationen von Menschen wurden wohl durch den plötzlichen und erbarmungslosen Tod der Mutter traumatisiert, und obwohl man nie explizit etwas gezeigt bekommt, haben die meisten dieser Menschen die irrwitzigsten und blutrünstigsten Bilder im Kopf. Das alleine zeigt, dass die Disney-Studios zu jener Zeit wirklich in der Lage waren, die Fantasie des Zuschauers anzukurbeln. In der Filmgeschichte gibt es nicht viele Szenen, die zu ähnlichem fähig wären (vielleicht die kleine Kiste in 7 noch anzumerken, auch wenn es in diesem Rahmen eigentlich nicht hingehört).
Alles in allem ist Bambi ein komplett anderer Erzählansatz, visuell ist er im Gegensatz zu Pinocchio und Dumbo sogar fast als ein Rückschritt anzusehen, da er wieder in Richtung Schneewittchen zu gehen scheint, aber die Disney-Studios haben bisher auch noch keinen eigenen Stil entwickelt. Erzählerisch ist er dennoch ein Fortschritt, denn er legt die Blaupause für solche Werke wie König der Löwen (Geburt, aufwachsen, ein erhabener Erwachsener werden) fest und ist eine ziemlich perfekte Fingerübung.Fingerübung deshalb, da die Disney-Studios den Film sehr selbstbewußt präsentieren, aber auch wissen, dass man nicht immer diese Art der Geschichtenerzählung bringen können.
Alles in allem wieder einmal ein perfekter kleiner Mini-Blockbuster von Disney, wenn auch ein bißchen sperriger als bisher: 8 Punkte