„Ghosts of Mars“ ist der Versuch John Carpenters nach seinem Comeback mit Vampire einen weiteren Kracher im Stile seiner besten Filme hinzulegen.
Nach einer Einführung in das Geschehen (Gerüchte über mysteriöse Vorkommnisse auf dem Mars breiten sich aus), geht’s gleich ab in eine futuristische Marsstadt. In einem unbemannten Zug kommt Lieutenant Melanie Ballard (Natasha Henstridge) dort an, um bei einer Befragung zu erzählen, was passierte, als sie und ihr Team unter der Führung von Helena Braddock (Pam Grier) den Gefangenen James „Desolation“ Williams (Ice Cube) abholen sollten. Durch das alleinige Ankommen von Melanie nimmt „Ghosts of Mars“ sich selbst schon einen großen Teil der Spannung; wer das weitere, in Rückblenden erzählte Geschehen überlebt oder nicht kann man sich leicht ausmalen (auch wer nicht unbedingt an Bord des Zuges sein muss und trotzdem überlebt hat). Denn so eine Struktur kann sehr raffiniert sein (siehe „Die Üblichen Verdächtigen“), bei einem simplen Survivalfilm wie hier ist sie eher unangebracht.
Zu dem Team der Marspolizei gehörten noch Seargant Jericho (Jason Statham) und die Rekruten Bashira Kincaid (Clea DuVall) und Michael Descanso (Liam Waite). Nach ihrem Ankommen finden sie alsbald jede Menge geköpfte, unter der Decke hängende Leichen - wie schon in unzähligen anderen Filmen. Das Szenario ist bekannt, aber es gab schon immer sehr gute Umsetzungen des Stoffes. Leider spielt „Ghosts of Mars“ nur die bekannten Grundmuster ab ohne viel neues hinzuzufügen.
Nach kurzer Zeit tauchen Siedler auf, die von Marsgeistern befallen wurden. Der erste „Begeisterte“ schneidet nur sich die Kehle auf, die anderen sind weniger freundlich und massakrieren erst mal Helena. Allerdings dauert es noch etwas bis der Zug die Truppe einsacken will und so beginnt der obligatorische Kampf ums Überleben, wobei Polizisten, Gefangene und Zivilisten zusammen vorgehen müssen.
„Ghosts of Mars“ kommt leider nicht über den Durchschnitt hinaus. Dies liegt zum Teil daran, dass Carpenter sehr dreist klaut, auch bei sich selbst. Sehr starke Ähnlichkeit hat der Film mit Carpenters „Assault – Anschlag bei Nacht“ (auch hier mussten Cops und Mörder zusammenhalten), aber auch die Verbindung von Horror und Action versuchte er bereits in „John Carpenters Vampire“. Hinzu kommen jede Menge weitere, geistige Diebstähle, die alle mehr oder weniger schwer sind. So sieht der letzte Siedler, mit dem sich Melanie rumschlagen muss, so aus wie Freddy Krüger auf marsianisch usw.
Die Story wirkt zusammengestückelt. Anfangs wird geheimnisvoll Stimmung gemacht, nur damit der Film in einer gewaltigen Pyrotechnikorgie endet. Zudem ist vieles vorauszusehen, sowohl wegen der Rückblendenstruktur als auch wegen des bekannten Szenarios. Trotzdem besitzt „Ghosts of Mars“ einen gewissen Unterhaltungswert, denn das Geschehen macht oberflächlich Spaß. Zudem baut Carpenter ein paar nette Schockeffekte ein, auch wenn diese arg gekünstelt sind. Nicht so toll sind diverse Episoden, wie die kurzzeitige Besessenheit von Melanie, die nur zur künstlichen Verlängerung des Films dienen (dabei dauert nur 94 Minuten). Gerade die oben angesprochene Episode ist zudem noch wenig logisch und unglaubwürdig (durch ihre normale Medizin wird Melanie den Geist durch Zufall wieder los).
Wobei oberflächlich ein gutes Stichwort ist, vor allem im Bezug auf Figuren. Denn die Charaktere sind zum großen Teil Kanonenfutter. Auch wenn sie vorher recht große Parts einnehmen, das verstärkte Ableben wird erstaunlich beiläufig gefilmt. Teilweise muss man wirklich aufpassen, um zu erkennen, dass es gerade wieder einen der schrumpfenden Truppe erwischt hat. Denn auch wenn die Figuren nicht jede Filmleiche mit großem Wehklagen bereuen sollen, so ist es doch schon befremdlich, wenn die Helden sang- und klanglos abnippeln wie Statisten in Actionfilmen. Auch der Tod seines Bruders entlockt Williams nur 30sekündige Trauer.
Der „Schlussgag“ ist unheimlich vorhersehbar. Sobald Melanie das Verhör verlässt, weiß man was als nächstes passiert – zumal Carpenter hier übel bei seinem eigenen Werk „Mächte des Wahnsinns“ klaut.
Die Actionszenen sind recht gut, sobald sie in der zweiten Hälfte auftreten. Dabei wird Logik kleingeschrieben, wenn Williams und Co. Leichenberge produzieren und es an allen Ecken und Ende kracht. Das Geballer ist nett anzusehen; bloß die vereinzelten Nahkämpfe sind ziemlich unspektakulär. Nervig sind die Stuntsprünge nach Explosionen, da diese unecht und lächerlich wirken.
Besonders anzumerken ist die Musik, bei welcher der Meister selbst Hand anlegte. Zusammen mit der Metalband Anthrax hat er einen deftigen Krawallsoundtrack geschaffen, der vor allem die Actionszenen sehr mitreißend gestaltet und seinesgleichen sucht.
Die Effekte rufen ein zwiespältiges Gefühl hervor, obwohl sie von der KNB FX Group gemacht wurden (die bei „From Dusk Till Dawn“ schon einiges leisteten). Die Masken der Befallenen sind gut und auch die vereinzelten blutigen Effekte sehen toll aus (auch wenn sie im Gegensatz zu den ausgedehnten Bluttaten in „John Carpenters Vampire“ nur Sekundenbruchteile zu sehen sind). Doch bei diversen CGI-Effekten versagt die Kunst. So sehen das erste Einfahren des Zuges oder die Bruchlandung des Ballons extrem ineinander kopiert aus (scharfe Ränder sind zu sehen etc.). Auch die bei offener Tür vorbeirauschende Marslandschaft sieht ziemlich schlecht hineinkopiert aus (bei derartigen Effekten ist der schon Jahre alte Marsfilm „Total Recall“ um einiges besser).
Die Bösewichte sind eine gesichts- und identitätslose Prügelmasse, auch die kurz freigesetzten Marsgeister sind bloß roter Nebel. Der Anführer der Befallenen sieht aus wie ein verknitterter Marylin Manson, sticht nur unwesentlich aus der wilden Horde hervor und besitzt kaum Ausstrahlung: Seine Auftritte sind kurz und zeichnen sich durch stupides Brüllen aus. Wirklich gefährlich scheint er nie, da er den einzigen Kampf, den er führt, verliert.
Carpenters Inszenierung hingegen kann man als gelungen bezeichnen. Die Atmosphäre ist nicht schlecht, wenn auch oberflächlich (wobei ich persönlich das Marsszenario schon allein recht öde finde). Lediglich ein Kunstgriff nervt: Carpenter beschleunigt diverse Szenen; d.h. kurze Teile des Weges, den die Figuren zurücklegen, werden im Zeitraffer gezeigt. Dieser Kniff geht einem schon beim dritten Mal auf die Nerven und Carpenter nutzt ihn sehr oft.
Schauspielerisch ist nicht unbedingt viel los. Ice Cube wirkt als Held noch ganz cool und auch Natasha Henstridge bringt ihre Rolle halbwegs ordentlich rüber. Pam Grier in ihrer peinlichen Altersrolle darf „Ghosts of Mars“ maximal als Arbeitsbeschaffungsmaßnahme ansehen und Jason Statham als Jericho, der den ganzen Film über nur Melanie anbaggert (und unlogischerweise mitten im Film zwischen zwei Angriffen der Befallenen beinahe eine Chance hat), ist lächerlich. Clea DuVall („The Faculty“) und Liam Waite sind ganz ordentlich, aber nicht mehr als bessere Statisten.
„Ghosts of Mars“ ist das absolute Mittelmaß: eine halbwegs gelungene Inszenierung, ordentliche Action und geniale Musik stehen einer oberflächlichen, wenig packenden Story und diversen Schönheitsfehlern gegenüber. Ausleihgrund wäre vielleicht die cool designte DVD mit marsroter Disc.