Deutschland. Ein Sommermärchen (2006)

Äußerst gespannt fieberte ich der Ausstrahlung dieser im Bekanntenkreis hoch gelobten Dokumentation entgegen, ist doch die WM noch gar nicht so weit weg - jedenfalls für mich, schließlich liegt sogar der Spielplan mit allen Ergebnissen noch auf meinem Schreibtisch...
Und so warf ich all meine Vorurteile gegen Sönke Wortmann (der mich schon mit Filmen wie "Kleine Haie" und "Das Superweib" quälte und deren Konsum mir heute peinlich ist) über Bord und freute mich auf "Deutschland. Ein Sommermärchen" - naja, "Das Wunder von Bern" hatte er doch auch erstaunlich gut hinbekommen! Nun also wieder was zum Thema Fußball, eben mal von der anderen Seite beleuchtet.
Eifrig hatte ich auch bei moviepanel versucht, den Inhalt etwas zu beeinflussen und mir gewünscht, es mögen viele Hintergrundinformationen gezeigt werden, also etwas über die Taktiken, Trainingseinheiten, Mannschaftsbesprechungen, Fakten über das Leben der Spieler, Hintergründe zu ihren Gefühlen (vor, nach, während dem Spiel), etwas über Personen die irgendwie involviert sind (als Funktionär, Angehörige, Betreuer, VIP) usw...
Nun klingt es ja im ersten Moment fast so, als hätte Herr Wortmann meinen Wunsch persönlich gelesen und in die Tat umgesetzt, denn all dies zeigt uns die Dokumentation wohl auch. Wäre dem so, hätte ich natürlich einen Fehler gemacht - ich hätte wohl noch erwähnen sollen, daß ich mir Tiefgang wünsche, daß ich nicht nur irgendeine Oberfläche sehen will.
Aber genau so ist es!
Mir kam die gesamte Doku einfach nur oberflächlich und flach vor. Ich fühlte mich nicht deutlich mehr über die von mir gewünschten Themen informiert und wegen der meines Erachtens nach häufig hektischen Kameraführung entgingen mir die Momente, die ich vielleicht hätte genauer sehen wollen zugunsten derer, die mich nicht wirklich vom Hocker rissen - jedenfalls wollte ich nicht fünf Minuten auf Fußballerbeine/-hintern starren, die massiert werden.
Die Ansprachen des charismatischen Klinsmann konnten kaum wirken, weil sich generell während der Doku kein "Fußballfeeling" einstellte - da ist die Stimmung beim Spiel der Kreisklasse erhitzter. Und genau das werfe ich Wortmann vor - er hat es trotz teilweise grandiosem Material (nur mal als Beispiel: die Laola der Bundeswehrsoldaten oder der Polizisten, Einblicke in die Reden vor den Spielen, taktische Besprechungen) nicht geschafft, Begeisterung und Identifikation zu vermitteln - und, wie erschreckend, dieses obwohl wir alle live dabei waren! Ich erinnere die WM, als wäre sie gestern gewesen. Wahnsinnige Fußballmomente hab ich auf dem Heiligengeistfeld verfolgt, auf der Reeperbahn bis zum Morgengrauen gefeiert... und jetzt? Nichts? Kein Funken davon. Lieblos zusammengestückelt die Spielszenen, an den Rand gedrängt der Jubel der Fans, unberücksichtigt das Wechselspiel zwischen Nation und Nationalmannschaft.

Fazit:
Sicherlich habe ich einige sehr interessante Bilder und Szenen gesehen (die ich auch nochmal anschauen würde), doch ist es Wortmann nicht gelungen, diese so aneinander zu reihen, daß sie mich nachhaltig berührt oder auch nur schöne Erinnerungen geweckt hätten. Emotionslos, wenig informativ - muß ich nicht auf DVD kaufen, denn ein einmaliges Anschauen des Gesamtwerkes reicht mir!

Die hohen Wertungen gibt's von mir für die einzeln durchaus schönen und bisher nie gesehenen Bilder (wie z.B. oben genannt) und Aufnahmen der Poldicam und Schweinicam...