Die Kritik beruht auf der UNCUT-Fassung von e-m-s!
Es geschehen noch Zeichen und Wunder - und das nicht nur zur Weihnachtszeit! Wer hätte gedacht, dass die B-Movie-Schmiede Millenium Films eine wahre Perle wie "Until Death" hervorbringen würde, in der der einstige Action-Hero Jean-Claude van Damme auf seinen alten Tagen noch zu einem Charakterdarsteller avanciert?
Was für Ex-"Rocky" Sylvester Stallone "Copland" war, ist für Ex-"Karate-Tiger" van Damme "Until Death" - von Regisseur Simon Fellows mit der nötigen Härte inszeniert und mit einem Hauptdarsteller besetzt, dem man den abgehalfterten, kaputten, drogensüchtigen Cop mit schmutziger Weste vom Anfang bis zum bitteren Ende abnimmt.
Während Steven Seagal im hohen Alter durch Fettleibigkeit seine Mimik auf einen letzten Gesichtsausdruck reduziert hat und in Kampfszenen von wendigeren Stuntmen gedoubelt wird, spielt sich van Damme in diesem vielschichtigen Actionfilm mit Tiefgang die Seele aus dem Leib.
Fernab von seinen toughen Helden und "Good Guy"-Klischees spielt er einen kaputten Typen, der sich nach Gedächtnisverlust durch Kopfschuss vom abgewichsten Kotzbrocken zum Gutmenschen wandelt, und dabei glatt Stephen Rea als irischen Gangsterboss an die Wand spielt.
Neben knochenbrechender Action und blutigen Shoot-Outs gönnt das clever konstruierte Drehbuch der beiden Autoren Dan Harris und James Portolese dem rabiaten Werk genug Zeit für eine ausführliche Einleitung der Geschichte und ausreichend Tiefgang für die Charaktere, lässt dabei parallel den gnadenlosen Machtkampf und Aufstieg des irischen Gangsterbosses in blutigen Einspielungen nicht aus den Augen und steuert auf ein dramatisches, hochspannendes und in all seiner Konsequenz höchst glaubwürdiges Finale zu, dass dem schonungslosen, teilweisen bitteren Film die Krone aufsetzt.
Mit Abstand van Dammes bestes Werk - endlich einmal hält die marktschreierische Werbung des Covers das, was es verspricht.
Fernab von billigstem C-Schund, den van Damme in den vergangenen Jahren gedreht hatte, gelang ihm hier entweder eine glaubwürdige Abschiedsvorstellung oder ein gelungenes Comeback.
Wie auch immer - mit "Until Death" ist Millenium Films ein kleines Meisterwerk gelungen: eine clever inszenierte, teilweise aus ungewöhnlichen Perspektiven fotografierte Mischung aus Action, Thriller und Drama, mit einem Hauptdarsteller, der mit seiner Performance den Zuschauer mitten ins Herz trifft. Hart und kompromisslos bis zur letzten Minute - ein Old School-Actioner mit Tiefgang und ohne schwindelerregende Stakkato-Schnittfolgen. Besser gehts nicht!