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Regisseur Richard C. Sarafian ist auch für ordentliche Genreware wie "Der Tiger" oder "Fluchtpunkt San Francisco" verantwortlich, auch seine vorletzte Regiearbeit "Street Justice" hat durchaus Potential. Dabei beweist auch James J. Docherty (Nightstick, Hollywood Cop), dass er durchaus in die Lage ist, das 08/15 Schema zu verlassen. Doch im Endeffekt ist leider zu sagen, dass "Street Justice" nicht über den Durchschnitt hinaus kommt. Die FSK 18 Freigabe war schon für die damalige Zeit total übertrieben, die immer noch anhaltende Indizierung ist gar ein schlechter Scherz.

Vor zwölf Jahren wurde der CIA-Agent Curt Flynn (Michael Ontkean) hinter den feindlichen Linien abgeschossen und von seinen Auftraggebern für tot erklärt. Doch er überlebte den Absturz seines Flugzeuges und fristete die Zeit in einem Gefängnis. Wieder zurück in den USA wird er weiterhin festegehalten, kann seinen Häschern aber entkommen. Schließlich will Curt endlich seine Frau Catherine (Joanna Kerns) wiedersehen, doch die hat mittlerweile wieder geheiratet und steckt ziemlich in der Klemme. Denn der brutale Grundstückspekulant Sam Chandler (Richard Cox) hat es auf sie und ihre Familie abgesehen. Curt macht es sich zur Aufgabe seiner Frau zu helfen, obwohl auch seine ehemaligen Auftraggeber hinter ihm her sind. Hilfe erhält er dabei von der Prostituierten Tamarra (Catherine Bach).

Die Story vom Helden der ein paar Unterdrückten hilft ist uns dabei bestens bekannt, aber auf Ebene der Charaktere hat "Street Justice" durchaus etwas zu bieten. Gerade Curt Flynn bleibt nicht nur ein Abziehbild welches mit riesen Wumme in den Kampf geschickt wird, sondern sein Charakter handelt sehr vernünftig und ist in keinster Weise ein Superheld. So sehen wir zu Beginn ein Interview, wo er von seinen Auftraggebern als Verräter gebrandmarkt wird und weiterhin gefangen gehalten wird. Da lässt der Ausbruch nicht lange auf sich warten, leider präsentiert uns Sarafian die spektakulärste und auch längste Actionszene des Films gleich zu Beginn. Natürlich gelingt Curt die Flucht, doch seine Häscher können sich schon denken wo er hingeht, so kann er sich nach zwölf Jahren nicht mal seiner Frau zu erkennen geben. Die hat wieder geheiratet, Curts Tochter ist schon fast erwachsen. Hin und wieder beobachtet er seine Familie und erfährt dadurch auch von ihrem Problem. Er beschließt ihnen zu helfen, will dabei aber im Hintergrund bleiben und freundet sich mit der Prostituierten Tamarra an, die ihm auch hilft. Erfreulicherweise lässt man eine schmalzige Lovestory gleich sausen, doch gerade im letzten Drittel vermag "Street Justice" richtig tragisch zu werden, ohne dabei aufgesetzt zu wirken. Gerade die guten Darsteller bilden dabei den Unterschied zur sonstigen Durchschnittsware.

Doch leider gibt es immer die sogenannte Kehrseite der Medaille und ganz besonders im Actionbereich sieht es echt traurig aus. Nicht nur sind gegebene Sequenzen sehr rar gesäht und kurz, sondern die Sets sind oft dermaßen schlecht ausgeleuchtet, dass meist kaum etwas zu erkennen ist. Dabei sind die kleinen Zweikämpfe, Schusswechsel und Verfolgungsjagden gut gemacht, finden aber eben immer bei Nacht statt. So kommt zumindest das Flair der 80er Jahre gut zur Geltung, auch unterstützt durch einen entsprechend vielseitigen Score, aber es ist eben zu dunkel. Und eine ganz herbe Enttäuschung stellt der extrem kurze Showdown da, also hier hätte man schon ein bisschen mehr bieten können als ein Gerangel und einen blutigen Einschuss. In Punkto Brutalitäten hält sich Sarafian sowieso sehr bedeckt und leider kann er dank zu wenig Action einige Längen nicht umgehen. Hinzu kommen wirklich lahme Gegenspieler wie das Mutter-Sohn Gespann oder der geschmierte Polizeichef. Alles in allem kaum Gegner die man wirklich ernst nehmen könnte, da sind die Verfolger vom CIA wesentlich gefährlicher für Curt. So liefert Michael Ontkean (Cold Front, Das Geheimnis von Twin Peaks) eine sehr realistische und überzeugende Show als ehemaliger CIA-Agent, wobei es die restliche Riege sehr schwer hat da mitzuhalten. Gerade Gegenspieler Richard Cox (Stirb, wenn du kannst, Virtual Storm) mangelt es an Präsenz.

Um "Street Justice" ist es wirklich schade, obwohl der Plot von gängiger Art ist. Aber die gut ausgearbeiteten Figuren machen hier den Unterschied, leider finden die wenigen kaum ausartenden Actionszenen in totaler Dunkelheit statt und zwischendurch schleicht sich gerne mal eine Länge ein. Im Endeffekt nicht mehr als Durchschnitt, dabei schlummert in diesem Film Potential, auch die Inszenierung ist dabei nicht von schlechten Eltern.

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