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von Stefan M

Interview Truffaut/Hitchcock

Truffaut: 1932 haben Sie dann „Number Seventeen“ [„Nummer Siebzehn“] gedreht, den habe ich in der Cinématèque gesehen. Er ist amüsant, aber die Handlung ist recht konfus.

Hitchcock: Eine Katastrophe. Zu diesem Film erzähle ich Ihnen lieber eine amüsante Geschichte. Der erste Teil spielte in einem leeren Haus, in dem sich Gangster versteckt hielten, und es sollte zu einem Feuerwechsel kommen. Ich dachte mir, es wäre eine ganz hübsche Idee, wenn dieses verlassene Haus der Zufluchtsort aller streunenden Katze des Viertels wäre. Und so sollten bei jedem Schuß Hunderte von Katzen die Treppen rauf- und runterlaufen. Der Einfachheit halber sollten diese Einstellungen von der Handlung getrennt sein, um damit beim Schneiden machen zu können, was ich wollte.

Eines Morgens war also alles fertig, dieses Katzengetümmel zu drehen. Ich hatte die Kamera am Fuß der Treppe aufbauen lassen. Als ich ankomme, finde ich das ganze Atelier voll von Leuten. Ich frage: „Alles Komparserie?“ Aber mir wird gesagt: „Das sind keine Komparsen, sondern die Katzenbesitzer.“ Am Fuß der Treppe hatten wir ein Gitter angebracht. Jeder setzte also seine Katze hinter das Gitter, und schließlich waren wir soweit. Die Kamera lief und der Requisiteur feuerte einen Schuß ab. Alle Katzen, ohne Ausnahme, sprangen über das Gitter, keine einzige lief die Treppe hinauf. Sie irrten überall im Atelier herum, und stundenlang konnte man die Besitzer sehen, wie sie in den Dekorationen herumliefen und ihre Katzen suchten: „Miez, miez, miez.“ „Das ist meine Katze.“ „Nein, nein, die gehört mir.“ Schließlich haben wir ringsherum ein Netz aufgespannt. Wieder waren wir bereit. „Kamera läuft!“ Peng! Diesmal waren nur drei Katzen auf der Treppe, alle anderen klammerten sich verzweifelt an das Netz. Ich habe auf meine Idee verzichten müssen.

Truffaut: Dieser Film war sowohl nach einem Stück als auch nach einem Roman. Hatten Sie den Stoff ausgewählt?

Hitchcock: Nein, das Studio hatte ihn gekauft und mich mit der Realisierung betraut.

Truffaut: Es ist ein ziemlich kurzer Film, eine knappe Stunde lang. Der erste Teil, der in dem leeren Haus spielt, ist sicher nach dem Stück. Ich erinnere mich besser an den zweiten Teil, eine lange Verfolgung mit Auto- und Eisenbahnmodellen, das war sehr hübsch. Die Modelle sind immer sehr hübsch in Ihren Filmen.

Quelle: Mr. Hitchcock, wie haben Sie das gemacht?“ von Francois Truffaut

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