Betty ist ungefähr das, was man sich vor etwa 25 Jahren unter Paris Hilton vorstellte. Eine junge und durch den Vater sehr reiche Frau, die es sich auf Partys gut gehen lässt und nur wenige Kenntnisse, von einem bürgerlichen Leben besitzt. Dies ist ihrem Vater ein Dorn im Auge und er beschließt seiner Tochter vorzutäuschen, dass er durch einen Börsen-Crash ruiniert wäre und somit kein Geld mehr da ist. Hier offenbart Betty dann einen guten, wenn auch unendlich naiven Charakter, in dem sie versucht, selbst irgendwie Geld zu verdienen, auch um ihrem Vater zu helfen.
Hitchcock selbst bezeichnete „Champagne“ als den Tiefpunkt seiner Karriere. Ob es jetzt tatsächlich der Tiefpunkt ist, vermag ich nicht zu beurteilen, da sich der Film auf ähnlichem Niveau wie der Vorgänger bewegt. Insgesamt hatte Hitchcock in dieser Phase der Auftragsarbeiten für das „British International Pictures“, keinen guten Lauf. Wie auch beim Vorgänger, ist für mich hier die Geschichte selbst und die vorhandene Laufzeit das Problem. Allerdings müssen auch die Produktionsbedingungen für Hitchcock eine Katastrophe gewesen sein, weshalb ich eher hier die Bemerkung über den Tiefpunkt seiner Karriere sehe und nicht nur am Endergebnis. Das Studio verfügte nämlich darüber, dass der erste Drehbuchentwurf, welcher eher in Richtung Drama ging, in eine Komödie umgeschrieben wird. Zusätzlich schleppten sie mit Betty Balfour eine Darstellerin an, mit der er gar nicht arbeiten wollte und zudem auch noch weitere Darsteller aus dem Vorgängerfilm, die er hier ebenfalls nicht verwenden wollte. Dies machte sich letztendlich auch im Film bemerkbar. Die größeren Szenen, die mit einer Menge Statisten aufwarten, sind hervorragend choreographiert und sehen alles andere als billig aus, während „Dialogszenen“ manchmal lieblos wirken. Liegt aber auch daran, dass der Film wahnsinnig oberflächlich und ohne jeglichen Tiefgang vor sich hinläuft. Lediglich einige technische Kabinettstückchen und auch ein paar humorvolle Einlagen, peppen das ganze immer wieder mal auf. Die Kamera durch das Champagnerglas beispielsweise ist absolut gelungen, wie auch der Gag mit dem etwas angetrunkenen Passagier auf dem Schiff und die eingefügten Schafe bei der Tanzszene sind ebenfalls klasse. Trotzdem plätschert der Champagner eher etwas abgestanden aus der Flasche und wirkt auf den Zuschauer nicht immer prickelnd. Auch hier gilt: Nur interessant, wenn man sich näher mit dem Gesamtwerk von Alfred Hitchcock beschäftigen möchte.