"Mr. and Mrs. Smith" ist nicht nur der untypischste von Alfred Hitchcocks amerikanischen Filmen, in meinen Augen ist er auch der schwächste - noch vor dem berüchtigten "Paradine Case".
Der "Master of Suspense" drehte hier eine reine Komödie.
Die einen Historiker behaupten, dies sei auf eigenen Wunsch geschehen, die anderen meinen zu wissen, er sei auf Wunsch von Carole Lombard zum Projekt gestossen, weil sie unbedingt mit ihm zusammenarbeiten wollte.
Hitchcock selbst sagte im Interview mit François Truffaut: "I more or less followed Norman Krasna's screenplay. Since I didn't really understand the type of people who were portrayed in the film, all I did was photograph the scenes as written."
Und genauso wirkt der Film! Gesichtslos. Niemand käme bei einem Blindtest auf die Idee, wer der Regisseur sein könnte.
Das wäre ja noch kein Unglück, wenn das Drehbuch gut wäre. Leider ist es lausig. Der erste Akt lässt sich noch ganz gut an: Mr. und Mrs. Smith (Carole Lombard und Robert Montgomery) sind seit drei Jahren verheiratet und streiten sich oft - nicht zuletzt, weil sie sich geschworen hatten, immer ehrlich zueinander zu sein. Eines Morgens bemerkt er, er wüsste nicht, ob er nochmals heiraten würde, könnte er die Zeit zurückdrehen. Kurz darauf kommt heraus, dass die Heitratsurkunde der Smiths ungültig ist. Zu so kommt es erneut zum Streit, sie schmeisst ihn aus der Wohnung, und wendet sich beleidigt seinem Geschäftspartner zu...
Das Portrait der beiden Titelfiguren fällt zunächst ganz witzig aus, obwohl sie schablonenhaft unentwickelt bleiben. Nachdem die Handlung in Gang gekommen ist und eine vertieftere Figurenentwicklung unerlässlich würde, biegt Drehbuchautor Krasna ab und führt mit Smiths Kompagnon (Gene Raymond) eine dritte Hauptfigur ein, die ebenso langweilig und eindimensional geschrieben ist. Mit der Dreiecksgeschichte franst schliesslich auch noch die Handlung aus und besteht nur noch aus bemüht "lustigen", mühsam zusammengeschusterten Episoden, die nirgends hin führen. Deutlich wird dies in der von Truffaut zitierten Sequenz auf dem Rummelplatz: Da wird Spannung aufgebaut, die aber verpufft, weil die Episode keinerlei Funktion im Ganzen bekommt und auf den Rest der Handlung komplett folgenlos bleibt.
So wird "Mr. und Mrs. Smith", der eigentlich vielversprechend begann, immer langweiliger. Schade um das Potential, das hier verschwendet wird: Die drei Hauptdarsteller sind hervorragend und stellen ihre komödiantische Ader eindrücklich unter Beweis. Dass daraus kein Ganzes wird, ist ein Jammer. Der Haupschuld liegt beim Drehbuch - doch Hitchcock ist nicht ganz unschuldig. Man spürt eine gewisse Unsicherheit in der Führung; es schien es ihm bei diesem Projekt nicht wohl zu sein. Komödie ohne Krimi war wohl wirklich nicht sein Ding.