Review
von Alex Kiensch
Der gut situierte Zahnarzt Alan Johnson (Don Cheadle) trifft eines Tages völlig überraschend seinen früheren Freund und Kollegen Charlie Fineman (Adam Sandler) auf der Straße. Seit dessen Familie bei den Terroranschlägen vom 11. September ums Leben kam, ist er traumatisiert und weigert sich, über sein früheres Leben zu sprechen. Ganz langsam nähern sich die beiden wieder einander an.
Das Melodram von Mike Binder erzählt auf gefühlvolle Weise über die schwierige Verarbeitung eines furchtbaren Traumas, streut dabei immer wieder wunderbar humorvolle Szenen ein und gleitet so nie in den Kitsch ab. Mit einer zurückhaltenden Kamera, melancholischer Musik und glaubhaften Dialogen wird so das Psychogramm eines seelisch schwer verletzten Mannes aufgezeigt. Die wahre Meisterleistung findet sich jedoch in den beiden Hauptrollen.
Don Cheadle spielt seinen nur scheinbar rundum zufriedenen Zahnarzt vielschichtig und überzeugend. Und Adam Sandler, der seine Karriere vorrangig auf Klamauk der gröbsten Sorte aufbaut, zeigt hier eine schauspielerische Seite, die er gern öfter präsentieren könnte. Nuanciert und komplex spielt er seine Figur, einen Familienvater, der vor den Schmerzen seines Lebens in eine infantile Scheinwelt geflohen ist - Wutanfälle, paranoide Ängste, selbst die schleppende Sprache, mit der er sich nur widerwillig auf Konversationen einlässt, verleihen seinem Charlie Fineman eine Intensität und Verletzlichkeit, die tief berührt. Und wenn er in einer zentralen Szene des Films endlich dazu kommt, über seinen Verlust zu sprechen, muss der Zuschauer schon mal mit den Tränen kämpfen.
Dank der souveränen Inszenierung und dieser starken Schauspielleistungen ist "Die Liebe in mir" ein Film, der ergreift und traurig macht. Und dadurch, dass er die Terroranschläge des 11. 9. nur nebenbei erwähnt - letztlich hätte Charlies Familie auch bei einem beliebigen Flugzeugabsturz umkommen können - wird er nicht oder nur partiell zum Film über die US-Gesellschaft nach 9/11, sondern bleibt die ganze Zeit auf das psychische Leid seiner Hauptfigur konzentriert. Auch wenn der Schlussteil etwas zu lang gezogen ist und am Ende gar eine oder zwei Lösungsmöglichkeiten zu viel angeboten werden, überzeugt er durch seine stille emotionale Kraft. "Die Liebe in mir" ist ein sensibler Film, der traurig und betroffen macht, aber auch Auswege zeigt und Hoffnung weckt; Hoffnung darauf, dass selbst das zerrüttetste Leben wieder gerade gebogen werden kann - wenn man Freunde hat, die für einen eintreten. Das mag melodramatisch sein, ist aber definitiv sehenswert.