Die Filmbewertungstelle Wiesbaden urteilt: Prädikat besonders wertvoll.
1943 soll Berlin „judenrein" werden. Ein Zug mit 688 Juden startet in Richtung Auschwitz. Die Menschen werden wie Tiere in Waggons gepfercht, ohne Nahrung und ausreichend Wasser. Einige haben jedoch Werkzeug in ihrem Gepäck mit dem sie sich eine Fluchtmöglichkeit schaffen wollen ...
Joseph Vilsmaier hat mit „Stalingrad" und „Comedian Harmonists" zwei der bekanntesten deutschen Filme inszeniert und nimmt sich mit „Der letzte Zug" nicht zum ersten Mal des schwärzesten Kapitels deutscher Geschichte an.
In schockierenden Bildern schildert er eine fiktive Story, die zweifellos einen realistischen und tragischen Hintergrund hat. Sein kammerspielartiges Drama beschränkt sich fast ausschließlich auf die Geschehnisse in einem der drei voll gestopften Waggons - nur unterbrochen von kurzen Rückblenden, die wenig Bedeutsames aus dem Leben der Hauptpersonen (vornehmlich dargestellt durch TV-Prominenz wie Gedeon Burkhard, Roman Roth oder Juraj Kokura) zeigen. Hunger, Durst, Hitze, Tod; die sechstägige Schreckensfahrt wird für den Zuschauer detailreich dargstellt und greifbar gemacht. Hier ist Mitleiden angesagt!
Auf die Charakterzeichnungen hätte Vilsmaier vielleicht genauso viel Wert legen sollen. Keine der Figuren besitzt Ecken und Kanten. Die Nazi-Soldaten sind zudem allesamt ein gewissenloses Pack, das sich am Leid der Juden ergötzt. Ein bisschen Schwarz-weiß-Malerei also, die das Gesamtbild dieser ambitionierten Produktion leicht trübt. Ein kleines „Happy-End" serviert uns Vilsmaier dann noch obendrauf. Das mag angesichts der beklemmenden Atmosphäre des Films kitschig wirken, sorgt aber für Aufatmen nach vielen drastischen Momenten und erschütternden Szenen, die wirklich unter die Haut gehen!
„Der letzte Zug" ist ein kleiner Lichtblick des deutschen Kinos, dem ich normalerweise so gar nichts abgewinnen kann. 8/10 Punkten.