The Spook who sat by the Door (1973)
Ein Senator verliert die Stimmen der black community, was seine Wiederwahl gefährdet. Er muss die die Stimmen wiedergewinnen, doch wie? Ganz einfach, er startet eine Integrationskampagne, die es schwarzen Männern ermöglicht, der CIA beizutreten. Das Training ist hart, und nur einer kommt durch: Dan Freeman (Lawrence Cook), ein introvertierter Koreaveteran, der sich seinen Kameraden gegenüber nicht gerade gesellig gibt.
Freeman wird zum ersten schwarzen CIA-Agenten. Nach einigen Jahren verlässt er den Verein, begibt sich nach Chicago, um als Streetworker zu arbeiten, aber auch um jungen Schwarzen das beizubringen, was man ihn bei der CIA gelehrt hatte. Doch er will die Kids nicht einfach nur von der Straße holen. Er gründet eine militante Organisation, eine Guerillatruppe mit einem Ziel: Revolution.
„The Spook who sat by the Door“ passt einerseits in die Blaxploitation- Abteilung, das ist ganz klar, und dennoch hat Ivan Dixons Film wenig gemein mit typischer Blaxploitationware wie „Shaft“ oder „Foxy Brown“.
Dieser Film ist politischer Zündstoff, auch heute noch, denn nicht nur der Plot ist kontrovers. Der Erzählstil des Films macht deutlich, dass wir es eben nicht mit einem übertriebenen Exploitationfilm zu tun haben, sondern mit ernstzunehmender, politischer Agitation.
In anderen Worten: Der Film traut sich was, und wenn man die Entstehungszeit des Films bedenkt, kann man nur staunen. Politische Attentate, die Bürgerrechtsbewegung, Rassenunruhen- das alles lag noch nicht weit zurück, und die Probleme waren noch da.
Auch das Kino hatte sich verändert, selbst Hollywood wurde politisiert, und brachte Filme hervor, die heute noch relevant und mitreißend sind.
The Spook who sat by the Door“ ist die Verfilmung eines Romans des Schriftstellers und politischen Aktivisten Sam Greenlee. Das brisante Thema brachte nicht nur den Autor in Schwierigkeiten, sondern auch Regisseur Ivan Dixon, dem Chicago die Drehgenehmigung verweigerte. Gedreht wurde der Film in Gary, Indiana. Kurz nach dem Start des Films zog United Artists den Film auch schon aus dem Verkehr, erst 2004 konnte „The Spook…“ eine Art Comeback feiern.
Wenn man mal über all die Kontroversen hinwegsieht, die der Film mit sich brachte, muss man feststellen, dass der Film äußerst clever gemacht ist. Er bietet weder stumpfsinnige Propaganda noch plumpe Holzhammerrhetorik. Wir sehen immer beide Seiten.
Einmal sagt einer von Freemans Männern, wie sehr er die Weißen hasst. Daraufhin weist ihn Freeman zurecht: „It’s not about hating white folks. It’s about being free!“
Ihm geht es immer um die Sache, es geht darum, die bestehenden Verhältnisse zu ändern, die Erlangung von Freiheit und Gleichheit. Außerdem bricht er eine Lanze für die Bildung, indem er sagt, sie wäre das einzige, was man den Schwarzen nicht wegnehmen kann.
Freeman nutzt das System aus, indem er es infiltriert und sich dann dagegen wendet.
Aber es gibt auch den Gegenentwurf. Seine Exfreundin Joy (Janet League), und sein Kumpel Dawson (J.A. Preston), sie beide versuchen innerhalb des Systems zu bestehen. Dawson ist Polizist, versucht also seinen Beitrag auf diese Art zu leisten. Für Freeman ist er jedoch ein Heuchler, ein wandelnder Kompromiss. So ist es unvermeidlich, dass die Beiden zu Feinden werden, zwischen ihnen liegt ein tiefer, ideologischer Graben.
Genauso wenig gefallen Freeman aber die „sinnlosen“, unorganisierten Straßenunruhen, die in Chicago stattfinden. Sie wirken im Gegensatz zu seinen gezielten Angriffen wie zwecklose, spontane Randale.
Das Erstaunlichste an diesem Film ist seine Konsequenz. Alles zielt auf die Revolution hin, auf den bewaffneten Widerstand. Dass dabei Leute umkommen, ist selbstverständlich, und liegt in der Natur der Sache.
Schauspieler und Regisseur Bill Duke (vielen bekannt aus „Predator“), großer Fan des Films, wundert sich noch heute, wie dieser Film damals überhaupt entstehen konnte. Denn auch noch heute wirkt der Film gewaltig nach, und ist alles andere als PC, immerhin propagiert er quasi organisierte Revolution.
„The Spook who sat by the Door“ ist nicht nur eine Kuriosität aus den 70ern, sondern ein verdammt mutiger Film. Man würde dem Film Unrecht tun, ihn lediglich nach moralischen Standpunkten zu bewerten. Hier geht es nicht um Richtig oder Falsch. Genauso wenig wie es in dem Film um Schwarz und Weiß geht.