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Der namhafte US-Krimiautor Ross MacDonald (Unter Wasser stirbt man nicht, Ein Fall für Harper) lieferte die Vorlage für den äusserst altmodischen B-Actionfilm "Blue City", hinter dem Walter Hill (Nur 48 Stunden, Red Heat) als Drehbuchautor und Produzent steht. Und Hill scheint Anfängerin Michelle Manning ganz schön unter die Arme gegriffen zu haben, denn sein typischer Stil kommt sehr stark zum Tragen.

Nach fünf Jahren kehrt der Herumtreiber William "Billy" Turner (Judd Nelson) in seine Heimatstadt "Blue City" zurück. Doch von Polizeichef Luther Reynolds (Paul Winfield) muss er erfahren, dass sein Vater Jim erschossen wurde. Der erste Verdacht fällt auf den Geschäftsmann Perry Kerch (Scott Wilson), welcher zudem mit Jim´s Frau Malvina (Anita Morris) zusammen ist. Doch allein kommt Billy gegen den mächtigen Kerch nicht an, Hilfe dindet er bei Kumpel Joey Rayford (David Caruso) und seiner Schwester Annie (Ally Sheedy). Billy ist fest entschlossen den Tod seines Vaters zu rächen und beginnt mit Joey die Organisation von Kerch zu schädigen. Doch der schlägt erbarmungslos zurück.

Der allzu gängige Plot lässt sofort einen Actioner nach Schema F vermuten, doch "Blue City" hat einige Trümpfe im Ärmel. Und ich spreche jetzt nicht nur von der finalen Wendung, sondern auch von unseren Hauptfiguren. Wir haben es hier nicht mit den typischen Helden, die dank ihrer Vietnamvergangenheit dem Gegner richtig einheizen, sondern Billy ist noch relativ jung und unerfahren. Er kommt mit gerade mal 57 Dollar in die Stadt, fängt mit einem ehemaligen Schulkammeraden eine Klopperei an und hofft, dass ihn sein Vater aus dem Knast holt. Doch wie, wenn der Gute erschossen wurde ? "Blue City" ist für solch einen Film sehr bodenständig erzählt, Billy und auch sein Kumpel Joey sind keine Superhelden. Sie können zwar ein wenig mit Waffen umgehen, doch wenn es zum Zweikampf kommt, müssen sie auch einstecken. So wird Billy bei seinem ersten Besuch bei Kerch gleich ordentlich vermöbelt, Kumpel Joey muss er erst eine Weile bearbeiten bevor er überhaupt mitmacht. Und es beginnt jetzt auch nicht die 08/15 Dezimierung von Kerchs Leuten, sondern Billy und Joey versuchen sein Geschäft zu ruinieren. Es beginnt mit der Sprengung seines Wagens und geht weiter mit dem Überfall auf seine Hunderennbahn oder sein Casino.

Großartige Actionszenen sollte man nicht erwarten. Ein paar kleine Prügeleien und in der zweiten Halbzeit gesellen sich zwei schick in Szene gesetzte Shootouts hinzu, insgesamt dürfte es mehr Action sein. Gegebene Sequenzen sind Hill tyisch recht kurz gehalten und besitzen die nötige Härte, wie zum Beispiel einige platzende Blutbeutel. Aber besonders die erste Filmhälfte hat kleinere Hänger und der Beziehung zwischen Billy und Annie widmet Manning zuviel Zeit. Dabei fällt besonders Annie dem Zuschauer mit ihren ständigen Gemütsschwankungen auf die Nerven. Erst spielt sie den Moralapostel und in der nächsten Sekunde hilft sie Billy ohne Fragen zu stellen, natürlich scheuchen sich die Beiden auch durchs Bett. Mit seinen achtzig Minuten Laufzeit ist "Blue City" trotz wenig Action eine recht kurzweilige Angelegenheit und zudem brauchbar besetzt. Judd Nelson (Breakfast Club, Der Blutige Pfad Gottes 2), David Caruso (Kiss of Death, CSI Miami) und Ally Sheedy (Man´s Best Friend, Nummer 5 lebt!) vollbringen zwar keine Wunder, aber ein überdurchschnittliches Schauspiel darf man ihnen nachsagen. In weiteren Rollen Paul Winfield (Die Schlange im Regenbogen, Der Terminator) und Scott Wilson (Last Samurai, Johnny Handsome) als Fiesling Kerch.

Sehr gut besetzter, aber in den Videotheken verstaubter Actionfilm. Etwas zu gediegen erzählt, aber allein schon Ry Cooders rein instrumentaler Score sorgt für Atmosphäre. Storytechnisch recht passabel, die sparsam gesetzten Actionszenen sind ordentlich, aber man sollte nicht zuviel erwarten. Viel mehr als überdurchschnittlich ist "Blue City" nämlich nicht.

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