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Nur ein Jahr nach dem ersten Spin-Off geht jetzt bereits „American Pie presents: The Naked Mile“ an den Start, der noch weniger mit den Originalfilmen zu tun hat als Spin-Off Nr. 1, aber das halt geldgierige Produzenten ja noch nie abgehalten.
Neben Steve (aus den Originalfilmen) und Matt (aus „American Pie presents: Band Camp“) gibt es noch zwei Stiflers im Jugendalter: Adam (Steve Talley), der später noch im Film auftaucht, und Erik (John White). Erik hat ein Problem, denn er kann dem Familienruf so gar nicht gerecht werden: Er ist immer noch Jungfrau, weil seine Freundin Tracy (Jessey Schram) noch nicht bereit ist – trotz zwei Jahren Beziehung. Erik ist eine Mischung aus Jim und Kevin aus dem ersten Film, aber keine reine Kopie des Original-Stifler wie Matt im ersten Spin-Off.
Nach einem missglückten Koitus-Versuch hat Tracy jedoch Angst, dass sich Erik aus Frust anderweitig umsieht und gibt ihm einen Guiltfree-Pass fürs Wochenende. Das trifft sich gut, denn Erik will mit Freunden Adam am College besuchen und da ist an diesem Tag die „Naked Mile“, bei dem Studenten diese Distanz nach rennen und Party machen...

„American Pie presents: The Naked Mile“ beweist relativ schell auf eindrucksvolle Weise, dass die Macher die Originalfilme rein gar nicht verstanden haben. Denn dort waren die derben Gags gut platziert, aber es wurde genauso viel Wert auf sympathische Figuren gelegt. Selbst das erste Spin-Off ließ Matt sich wandeln, doch Erik bleibt eine Schablone, auch wenn sich Spin-Off Nr. zwei anfangs auf die alten Tugenden zurückbesinnen scheint. Doch nach wenigen Minuten taucht Eriks Konflikt mit der Familienehre umzugehen nur ab und zu mal in einer Dialogzeile auf.
Stattdessen setzt „American Pie presents: The Naked Mile“ fast nur noch auf derbe Gags und artet in der zweiten Hälfte in eine Aneinanderreihung von Partyszenen inklusive Fleischbeschau aus. Witzig ist das jedoch nicht, aufregend oder ansatzweise skandalös für keinen jenseits der vierzehn. Dazwischen setzt man noch auf ganz derbe Fäkalwitze; statt wie in den Originalwitzen zwei bis drei davon zu machen, kommen sie hier am laufenden Band und wirken meist aber nur ekelig, da es dem Film an Timing fehlt. Doch das Senken des Niveaus scheint wichtiger als gute Gags.
Hinzu kommt noch, dass die meisten Witze Vorbildern wie den Originalfilmen oder „Road Trip“ entnommen sind; schon die absolut dämliche Auftaktsequenz ist eine auf extraderb getrimmte Version des Anfangs von „American Pie“. Hinzu kommen noch Witze in Art der Farrelly-Brüder, denn man zofft sich mit einer Verbindung von Kleinwüchsigen, doch dabei handelt es sich auch um einen einzigen Gag, denn der Film in zigfacher Version erzählt. Ein paar gute Gags hat das Treiben immerhin zu verzeichnen, meist bei den Auftritten Jims Dad Noah Levenstein (Eugene Levy), aber auch das Footballspiel ist anfangs ganz amüsant.

So etwas wie Story ist bei der kruden Verramsche nicht zu abzusehen; in den letzten Minuten kriegt natürlich jede Hauptfigur seine Bettgenossin und Erik entscheidet sich natürlich für das moralisch richtige – so wie Jim es auch getan hätte, denn genau dessen Werdegang kopiert „American Pie presents: The Naked Mile“ zu jeder Sekunde, nur leider mit wenig Witz und gänzlich ohne Seele.
John White ist auch herzhaft schlecht in der Hauptrolle, Jessy Schram als seine Freundin ähnlich blass. Steve Talley als neuester Rabauke schlägt sich hier immer noch am besten, wirkt aber auch nur wie eine schwache Kopie des Original-Stifler. Der Rest vom Fest ist ebenfalls vergessenswert, ausgenommen Eugene Levy, doch man fragt sich was den Mann geritten hat, bei diesem Scheiß überhaupt mitzuspielen.

„American Pie presents: The Naked Mile“ hat immerhin Eugene Levy und ein paar gute Gags, doch sonst nichts. Stattdessen gibt es ein niveauloses, meist unwitziges und seelenloses Spin-Off, das kaum noch etwas mit den eigentlichen „American Pie“-Filmen zu tun hat.

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