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When Time Ran Out - 1. Version: Kinofassung (1980)

Viele Stars, viele Katastrophen und drumherum eine möglichst wilde und gleichzeitig einfache, aber auf jeden Fall auch eine Liebesgeschichte; nach dem Rezept hat Irwin Allen vor allem in den Siebzigern sein Kino und ebenso das Fernsehen (wieder) bestickt. Im Vermächtnis stehen dabei zwei weiterhin angesehene Werke, und in späteren Jahren tatsächlich filmische Desaster, die sowohl kommerziell scheiterten als auch vom Publikum und der Kritik als minderwertig aufgenommen worden sind. In der zeitlichen Reihenfolge Der tödliche Schwarm, Jagd auf die Poseidon und eben Der Tag, an dem die Welt unterging; in der Bewertung der Qualität untereinander und im Vergleich strittig, wobei der vorliegende Film zu seiner kleinen Ehrenrettung nur von ihm produziert worden und von James Goldstone, frisch vom eigentlich souveränen Achterbahn kommend inszeniert (und zuvor auch stark am eigentlich veranschlagten Budget von 20 Mio. USD herummanipuliert, sprich: Dies gekürzt) worden ist:

Auf der in der Nähe der Republik Fidschi gelegenden südpazifischen Insel Kalaleu hat Bob Spangler [ James Francisus ], der Besitzer dieses Eilands mithilfe des Geldes des Hotelmagnaten Shelby Gilmore [ William Holden ] ein entsprechendes Resort für den Jet Set erbaut. Da sich auf der anderen Halbseite ein Vulkan befindet, wird dieser zwar überwacht, aber diverse Anzeichen für einen Ausbruch, darunter auch die Warnungen des Bohrarbeiters Hank Anderson [ Paul Newman ] ignoriert. Kurz darauf bricht der Vulkan tatsächlich aus, die nach den ersten schnellen Zerstörungen übergebliebene Truppe Menschen teilt sich je nach Gutdünken auf. Hank, Shelby, deren beider Liebschaft Kay Kirby [ Jacqueline Bisset ], der Hotelmanager Brian [ Edward Albert ], der verletzte Polizist Tom Conti [ Ernest Borgnine ], dessen 'Zielobjekt' Francis Fendly [ Red Buttons ], das Ehepaar Valdez [ Burgess Meredith & Valentina Cortese ] und der lokale Ladenbesitzer Sam [ Pat Morita ] machen sich mit einigen anderen Entschlossenen quer über die Insel auf die Suche nach Rettung auf. Während der Rest, darunter Bob, seine Frau Nikki [ Veronica Hamel ] und seine heimliche Geliebte Iolani [ Barbara Carrera ] mitsamt einem Großteil der noch anwesenden Hotelgäste im selbigen verbleiben, und auf die Dinge harren, die da kommen werden.

'Basierend' auf tatsächlichen historischen Hintergründen, hier natürlich stark abgewandelt und nur die Ausgangsidee nutzend, dazu in die Gegenwart versetzt wird vor allem mit der erneuten Paarung vom sichtlich unwillig Paul Newman und dem bereits auch sichtlich kränklichen William Holden nach der Zusammenarbeit in Flammendes Inferno geworben sowie der auch erneuten Kollaboration von Ernest Borgnine und Red Buttons nach Poseidon Inferno. Genützt hat dies ebenso wenig wie die Verpflichtung vom zuvor wie gesagt mit Achterbahn erfolgreichen, extra (auf Druck des Studios nicht mit Irwin Allen besetzten) Regisseur und eben das mit '20' Mio. USD teuerste Budget. [Newman hat eine Gage von 2 Mio. USD erhalten, das Doppelte von Caine in Der Tödliche Schwarm; allerdings waren die Dreharbeiten auch kurz nach dem Tod seines Sohnes Scott, also eher Schmerzensgeld; die Besetzung für das Spektakelkino noch des Alten Hollywood ist aber insgesamt gut geraten, es war nur schlicht nicht mehr gefragt.]

Regisseur Goldstone kennt Allen von den Fernseharbeiten, wobei er dort öfters mit seinem 'Aufseher' aneinandergeraten ist, sich das Angebot für diesen vergleichsweise großen Film mit zuweilen auch durchaus großen Bildern aber natürlich dennoch nicht hat entgehen lassen und im Nachhinein und zu seinem Erstaunen auch von einer überraschend harmonischen Zusammenarbeit spricht. Weniger gut funktionieren im Film selber die Beziehungen zwischen den Männern und Frauen, sind schon in den ersten Minuten deutliche Kommunikationsschwierigkeiten zwischen den Geschlechtern offenbart und als emotional-dramaturgischer Faden bis hin zur Katastrophe offensichtlich. Dabei haben vor allem die Herren der Gesellschaft das Nachsehen, nicht alle sicher, aber die beiden zuerst gezeigten, darunter eine einseitige Mai-Dezember-Beziehung, deren Abfuhr von den geliebten Frauen (zwei abgesagte Hochzeiten; ein klares Nein und eine 'Verschiebung) deutlich ins Gesicht geschrieben und wie aus einer damaligen Erzählung der Marke Fantasy Island oder Hotel gezeichnet ist. Auch hier eine Insel übrigens, und ein Resort als Mittelpunkt des Geschehens, das Kalaleu Gilmore, dass nach seinem Bauherren benannt und ein Relikt noch der ausgegangenen Siebziger Jahre mit all dem dort vorhandenen Schick und der ästhetischen Biederkeit, dem Prunk im Einfachen und dem Protzen im Veralteten ist. Eine luxuriöse mehrstöckige Anlage, weitverzweigt und über mehrere Ebenen und Durch- und Zugänge verbunden, von dem man aber im Grunde nicht allzuviel, eher nur die Fassade sieht; ein exotisch angehauchter Abenteuerspielplatz, welcher an Portofino erinnern soll, mit all den Petitessen der Moderne, ein Ort, der bald zum Schauplatz des Kampfes um Leben und Tod und vorher um Rechthaberei und Demokratie und nicht Demokratie, um Faschismus fast wird.

Ähnlich gestört, wie das Verhältnis zwischen den Liebenden hier ist - in der normalen Kinofassung (110min, die eher an so etwas wie Kratakoa, eine Nachahme von Erdbeben, eine Vorwegnahme von Volcano oder dem recht ähnlichen, aber wesentlich mehr künstlichen und dünnen chinesischen Skyfire ist) wird das eigentlich kaum, aber dennoch ausreichend und mit leichten Thrillereinflüssen betrachtet, im Extended Cut Earth's Final Fury von 143min, mit mehr Hawaii und Herrscher der Insel - Einflüssen schon etwas offensichtlicher, in den teilweise, teilweise nicht integrierten Additional Scenes (53min, die fast wie eine Super 8 Fassung wirkt) werden erst richtig die jeweiligen Beziehungen offensichtlich -, ist auch die Kooperation der Natur mit dem Menschen, wird man von Beginn ab mit Omen vorgewarnt, dass trotz der vielen Urlaubsbilder und den touristischen Ausblicken hier etwas ganz sicher im Argen liegt und nicht alles seine Richtigkeit hat und etwas nicht mit der Erde stimmt. 

Ein riesiges Loch verbrannter und viel karger, einfach nur aus einer mit Dampf und Nebel zugedeckte Steinwürste bestehenden Erde in der Titelsequenz, eine andere, eine von Grund auf schon unwirtliche Welt, fast wie ein anderer Planet, den man nur mit Schutzanzug und anderer entsprechender Ausrüstung betreten kann, seismische Störungen und Magmaaktivitäten in den Messgeräten der Forschungslabore, dazu eine Ölbohrung, die den hauptverantwortlichen Ingenieur aufgrund des Ausmaßes der Druckwelle anders als seine (vom Gehalt abhängigen) Vor- und Mitarbeiter bedenklich stimmt. Eingangs viel Wissenschaft, viel Handwerk, viel Technik, im und vom Film, dazu die Emotionen, auch Hilfestellungen. Ab der Mitte des Filmes geht die Katastrophe los, Erdbeben, die mit der typischen Wackelkamera veranschaulicht werden und mit eingerissenen Straßen, umkippenden Strommasten und umstürzenden Bauten zusätzlich visualisiert, dazu eine Flutwelle per Hintergrundprojektion und der Stunteinlage im Studio, und herein prasselnde Lavabomben; alles wie gehabt also und dort auch immerhin noch mit etwas Bemühen um auch noch eigene Handwerklichkeit und v.a. Körperlichkeit in den Szenen, mit Auto- und Helikopterstunts und größerem Explosionshagel vor allem auch formuliert. Es wird tatsächlich in der zuweilen hergerichtet zerstörten Natur, und auch die extra angefertigten Bauen und Studioaufnahmen, vor allem die Brückenszene im Studio ist theoretisch aufwändig dekoriert gedreht. Eine Kletterei- und Kraxeltour später fordert das ältere Semester wahrscheinlich mehr heraus als die jungen Hüpfer, eine reine Konditions- und Balancefrage, es kommt noch zu ein paar Opfern, ganz absehbar ist der 'Abzählreim' von Gevatter Tod hier nicht.

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