Das Handelsmarinesegelschulschiff Pamir gerät durch die Unbedachtsamkeit und Überheblichkeit seines Aushilfskapitäns in Seenot und sinkt. Der vorliegende Film rekonstruiert die letzte Fahrt dieses dann doch wohl nicht ganz so unberühmt gebliebenen Schiffes.
Der Untergang der Pamir ist, was die historische Detailtreue, die Charakterdarstellungen (vielleicht ein wenig vereinfacht, aber trotzdem gut), den Aufbau von emotionalen Bezügen der handelnden Personen untereinander und des Zuschauers zu den Handelnden, sowie nicht zuletzt die Filmmusik anlangt, lobenswert und gut in Szene gesetzt. Zudem sind die gezeigten Bilder von großer Schönheit. Eigentlich wäre diese Pamir-Verfilmung durchaus ein Neunpunktekandidat, wenn nicht bei den Spezialeffekten auf die falsche Karte gesetzt worden wäre: Die Sturmeffekte gängiger Piraten- und Meuterei auf der Bounty-Verfilmungen mit garantiert düsterer Studioatmosphäre wirken weit, weit authentischer als die Mittelmeerfreiluftproduktion der gersteverlagernden Luftbewegungen dieses Films. Die Offiziere stehen in sicherlich zeitgemäßer Oberbekleidung an Deck, und ein paar nette Schaufeln Wasser klatschen darüber, aber das Betrachterauge sucht doch eher vergeblich nach den üblichen Auswirkungen, die starker Wind auf unbefestigte Körper nun einmal auszuüben gewohnt ist. Der Käpt'n und seine Mitstreiter stehen da mal ganz riläxt herum und warten auf die Sonne.
Auch die Herumschwimm- und Untergangsszenen erinnern mehr an Schwimmunterricht im Wellenbad als das an das Gefühl, das einen bei einem auch nur annähernd fauchenden Stürmchen umfängt.
Außerdem sind die Hafenszenen unglaubwürdig, besonders die in Buenos Aires, wo die feurig-südländischen Hafenarbeiter, denen man den mitteleuropäischen Selbstbräuner schon von weitem ansieht, brav und wohlgeordnet, ganz in staatlich anerkannter deutscher Rebellionsmanier, sanft und leise vor sich hin demonstrieren.
Die Euro-Video-DVD krankt ferner an schlechter Tonqualität: Musik und Geräuschkulisse übertönen die Schauspielerstimmen, die zudem noch mitten im Satz leiser gedreht werden, bei weitem.
Eines zeigt dieser Film aber trotz unbeholfener Spezialeffekte und Tonmischung: mit der Kriegsmarine hat Deutschland noch nie Erfolg gehabt, mit Marinefilmen hingegen erreicht es auf seine Art die Weltspitze: an die Liebe zum Detail und zu Wasserfahrzeug und Seemannsleben kommt kein amerikanisches Blockbusterkino heran. Von den Sturm-und Hafenszenen abgesehen ist Der Untergang der Pamir ein durchaus würdiger Nachfolger von Das Boot, auf seine Weise, versteht sich.