Review

Die Figur von Claire Fontaine ist einfach zu beschreiben, eine schüchterne Unschuld, ein unbedarftes Ding und leider ohne ausreichend Selbstwertgefühl. Bei Cary Grant sieht es da schon anders aus, er weicht hier inbrünstig vom gewohnten Saubermann ab. Sie ist leichtes Fressen für diesen bösen Wolf, einem arbeitsscheuen Taugenichts im Pelz eines Gentlemans, zwar von kostümierter Eleganz aber mehr als undurchsichtig und aus heutiger Sicht einfach unangenehm. Grant macht das ausgezeichnet, ein Spagat zwischen seinem Image und dem exakten Gegenbild. Übrigens sein erster von vier Auftritten bei Hitchcock. Misstrauen lautet das Kennwort, der Zuschauer hofft sein Liebesinteresse hätte davon auch etwas mehr. Zumindest schon bevor es zu spät ist, spätestens in der Dämmerung der ewigen Lügen zerreißt es sie zwischen hoffnungsvoller Zuneigung und ständigen Tiefschlägen. Für uns Zuschauer wird seine Aufschneiderei und sein Treiben auf Anderer Kosten unterhaltsam inszeniert, für die tragische Figur der Lina muss es die Hölle sein. Konsequenzen? Keine. Sie schafft den Absprung nicht, der Mitleidsfaktor ihr gegenüber sinkt dadurch. Selbst im Angesicht des Todes lässt sie nicht ab, gefesselt von Liebe und anderen Schwächen. Das Finale? Kein Spoiler! Joan Fontaine spielt das dezent, fein nuanciert in Verzweiflung, Sorge, Angst, kleine Freuden und Glücksmomenten, belohnt mit einem Oscar.

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