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Nachdem die vorzügliche Band Gluecifer, die sich ebenfalls den nicht gerade bescheidenen Beinamen „Kings of Rock“ gegeben hat, verblichen ist, ist der Weg nun frei für Tenacious D, sich als Krönung der Rockmusik zu selbstbeweihräuchern. Tenacious D sind Comedy Star Jack Black und sein kongenialer Kollege Kyle Gass, die sich mit der Komödie „Kings of Rock“ selbst ein Denkmal setzen, nachdem sie schon eine eigene TV-Serie ausgefüllt hatten. Entstanden ist ein Musical, das sich ganz dem harten Rock widmet.

Dies unterscheidet „Kings of Rock“ auch von der Mutter aller Musikfilme, den „Blues Brothers“. Dort war es eben der Blues, der ein Duo in haarsträubende Abenteuer führte, bei „Kings of Rock“, eben der Hardrock. Wie im großen Vorbild gibt es viele Musikeinlagen, die allesamt sehr gelungen sind. Black und Gass sind eben wirkliche Musiker und keine schlechten. Schön dabei ist, dass diese Einlagen textlich die Story des Filmes vorantreiben bzw. kommentieren. Das rückt „Kings of Rock“ näher an ein filmisches Musical, als seinerzeit „Blues Brothers“. Dort wurde die Handlung Stück für Stück vorangetrieben, um Belushi und Akroyd die nächste Möglichkeit zu geben, den Blues zu zelebrieren, während bei „Kings of Rock“ der Song immanenter Teil der Handlung ist.

Apropos Handlung. Rein inhaltlich ist „Kings of Rock“, wie auch „Blues Brothers“ eher schmale Kost. Waren in John Landis’ Klassiker die beiden Blues-Brüder im Namen des Herren unterwegs, um Geld zusammenzuspielen, stehen Gass und Black dem Teufel näher. Das role model für alle Metalfans tritt dann auch tatsächlich in „Kings of Rock“ auf und wird von Dave Grohl dargestellt, einem der vielen prominenten Gastauftritte, die dieser Film verbuchen kann. „Kings of Rock“ teilt sich dann auch in zwei „Handlungs“-stränge auf: Zum einen wird beschrieben, wie die beiden Vollblutrocker zum ersten Mal aufeinandertreffen und somit die Band Tenacious D entstand. Zum anderen die Jagd nach dem Plektrum des Schicksals, dem Werkzeug, das aus einem Rockgitarristen einen Gitarrengott macht. Wie bei den „Blues Brothers“ ist die Handlung an sich nicht das Wichtigste, sondern der Geist, den der Film vermittelt. Und dies funktioniert auch bei „Kings of Rock“ sehr gut. Ist auch nichts an diesem Film ernstzunehmen, die ehrliche Leidenschaft für den Rock spürt man jederzeit. Gerade Jack Black verkörpert auf seine nicht gerade subtile Art, die hingebungsvolle Leidenschaft für diese Musik, so dass man eigentlich gar nicht anders kann, als mitgerissen zu werden. Dass Black ein wirklich guter Rocksänger ist, macht ihn wie geschaffen für diese Rolle. Insofern ist es auch gut, dass das Drehbuch von Gass, Black und Regisseur Liam Lynch (auch ein aktiver Musiker) geschrieben wurde und sie sich und die Band Tenacious D so perfekt in Szene setzen konnten.

Tenacious D ist keine Witzband, sondern ein Gesamtkunstwerk, das mit dem Kinofilm komplettiert wurde. So hat die Band schon vor dem Film ein Album aufgenommen, das neben witzigen, skurrilen und eindeutig nicht jugendfreien Texten ernstzunehmende Rockmusik enthält. Black und Gass stricken mit dem Kinofilm weiter an der Legende Tenacious D. Dass die Band vielleicht noch nicht legendär, aber dennoch sehr beliebt ist, zeigt, welche Gäste sich zusammengefunden haben, um die beiden pummeligen Hardrocker zu unterstützen. Neben Foo Fighters-Frontmann Grohl gibt es Ben Stiller (der den Film auch produzierte), Tim Robbins und Meat Loaf zu sehen. Letztgenannter hat sich in letzter Zeit einen Namen als ernstzunehmender Schauspieler gemacht (z.B. „Fight Club“), doch in „Kings of Rock“ singt zum ersten Mal seit der „Rocky Horror Picture Show“ auf der großen Leinwand. Wenn das keine Ehrerbietung ist.... Black und Gass sind sowieso über jeden Zweifel erhaben. Sie füllen die Kunstfiguren, die sie mittlerweile sind mit Leben. Sie tun dies mit viel Energie und Leidenschaft.

Die Inszenierung von „Kings of Rock“ ist sehr abwechslungsreich. Regisseur Lynch erreicht dies durch sehr unterschiedliche Locations, die vor allem dem agilen Black als Spielplatz dienen. Eine wilde Autoverfolgungsjagd (diese kann man wohl als eine Hommage an „Blues Brothers“ werten), on stage Szenen, ein verrückter Museumseinbruch, sowie diverse Traumsequenzen sorgen zwar nicht für eine kontinuierliche Handlung, aber für viel Abwechslung. Langweilig ist die Huldigung an die Rockmusik auch nie, ähnelt sie doch mehr einer Wundertüte als klassischem Erzählkino. Die eingesetzten Special Effects sind meist absichtlich übertrieben und aufgesetzt, dass sie den Eindruck des Filmes effektiv unterstützen.

Black huldigt nach „School of Rock” ein weiteres Mal dem Rock. Im Gegensatz zu der charmanten Komödie von Richard Linklater, ist die Unterhaltung nicht gerade familienfreundlich, vor allem, wenn man auf die gesungenen Texte achtet. Obwohl der wohl bekannteste witzige Musikfilm zum Thema Rock „This is Spinal Tap“ sein dürfte, steht „Kings of Rock“ den „Blues Brothers“ wesentlich näher. „Spinal Tap“ war eben eine Pseudo-Dokumentation, während sowohl „Blues Brothers“ als auch „Kings of Rock“ überdrehte Komödien sind. Beide Filme nehmen die Musik sehr ernst. Mehr aber auch nicht. Rockfans kommen um „Kings of Rock“ sowieso nicht umhin, genauso wenig wie Freunde von Jack Black. Wer mit beidem nichts anfangen kann, wird mit dem Film wohl auch nicht glücklich. Es bleibt zu hoffen, dass uns Tenacious D länger erhalten bleiben, als die ehemaligen Kings of Rock Gluecifer. Sie haben es sich auf dem Thron schon bequem gemacht.

Fazit:

8 / 10

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