Wer schon einmal Spaghetti einfach mit Ketchup aus der Flasche gegessen hat, der kennt den seltsam unbefriedigenden Eindruck, der damit einhergeht: Die Mischung ist nicht unerträglich schlecht, aber ihre Bestandteile passen nicht wirklich zusammen. Alles schmeckt förmlich nach Lustlosigkeit und einem Unwillen, sich beim Kochen die nötige Mühe zu machen. Am Ende ist man zwar satt, aber nicht zufrieden.
Und ganz ähnlich verhält es sich auch mit "Der Mann mit der eisernen Maske". Obwohl der Film ganz sicher kein dahingepfuschtes Abfallprodukt ist, drängt sich beim Betrachten mit der Zeit immer stärker der Eindruck auf, dass die Beteiligten hinter der Kamera nicht wirklich bei der Sache waren.
Es beginnt schon damit, dass das Drehbuch seine Schwerpunkte äußerst merkwürdig verteilt. Wenn beispielsweise die berühmten vier Musketiere kurz vor Schluss tapfer in den Tod gehen, dann soll das nach dem Willen von Autor und Regisseur eindeutig aufwühlend und hochemotional sein. Um das zu unterstreichen, wird sogar besonders dick aufgetragen, ganz am Ende dürfen sie in einer Trickaufnahme in den Himmel reiten. Nur verpufft das alles, weil während des gesamten Films nichts unternommen wurde, damit dem Zuschauer die Musketiere wirklich ans Herz wachsen. Sie bleiben so blass und charakterarm, dass man ihr Dahinscheiden mit einem Schulterzucken zur Kenntnis nimmt.
In Sachen Ausstattung haben sich die Verantwortlichen auch nicht unbedingt mit Ruhm bekleckert. Die meisten der Kostüme sind geradezu furchterregend unpassend für das Jahr 1658, sondern erinnern eher an die Zeit um 1710-1720. Seltsamerweise sind viele Statisten und Nebenfiguren weitaus korrekter gekleidet als die wichtigeren Charaktere. Und noch kurioser ist, dass die Kostümierung in den Anfangsszenen, die 20 Jahre früher spielen, erheblich besser der dargestellten Zeit entspricht. Und an den Wänden hängen schon mal Bilder, auf denen Personen sich in Kleidung präsentieren, die es erst gute100 Jahre nach dem Handlungszeitraum des Films geben dürfte. Dass die prominent verwendete Kutsche von ihrer Konstruktion her dem 19. Jahrhundert entstammt und der Franc als Währung erst 1795 eingeführt wurde fällt bei diesem hoffnungslosen historischen Salat kaum noch ins Gewicht.
Überhaupt, die historischen Fakten ... nun wird es ganz, ganz schlimm. Zwar darf man von Hollywood niemals erwarten, die geschichtlichen Tatsachen mehr als nur locker zu interpretieren, doch was hier geschehen ist, lässt sich allenfalls mit absolutem Desinteresse des Drehbuchschreibers erklären. Das zeigt sich besonders schmerzhaft beim Umgang mit den historischen Persönlichkeiten. Nicolas Fouquet, der Finanzminister Ludwigs XIV., kam nicht bei einer Verfolgungsjagd durch eine Degenklinge ums Leben, sondern fiel 1661 in Ungnade und starb 1680 im Kerker. Und Louise de la Vallière, die Geliebte des Königs, wurde keineswegs während der Trauungszeremonie Ludwigs von Fouquet erschossen. Aber wen kümmert das, sie hätte in diesem Film ohnehin nichts zu suchen gehabt, denn 1658 war sie erst 14 Jahre alt - was man von der Frau, als die sie hier dargestellt wird, bestimmt nicht sagen kann.
Unter dem Strich bleibt wenig zurück, wenn man diese Fassung des "Mannes mit der eisernen Maske" gesehen hat. Höchstens ein vages Gefühl der Ernüchterung und Enttäuschung. So wie bei einem Teller Spaghetti mit Ketchup.