Alles begann mit einem Schrei! Einem Schrei, der die Filmwelt in seinen Tiefsten aufrütteln sollte und ein bereits totgeglaubtes Genre wiederbelebte, dass nun wohl nie und nimmer richtig aussterben wird, obwohl die Story bereits so abgegriffen ist, dass im Grunde nichts mehr davon übrig ist. "Scream - Schrei", von Nightmare-Regisseur Wes Craven, sollte als der erste wirklich Slasher der modernen Filmwelt in die Film-Geschichtsbücher eingehen. Und das ist eigentlich auch kein Wunder, denn "Scream" funktioniert eigentlich in allen Punkten.
Schon was die Story anbelangt wird gute Ware abgeliefert, sofern man sie mit den Storys von Genre-Kollegen vergleicht. Auch wenn die Geschichte im Grunde nicht viel Neues bietet, einen Killer der Jagd auf Teenies macht gibt es schließlich schon seit vielen Jahrzehnten, so spielt sie mit den altbekannten Klischees auf eine wunderbare Art und Weise herum, dass es für den Zuschauer nur so eine Freude ist! Auf Logik- und Filmlöcher konnte man zwar auch hier nicht ganz verzichten, was aber sicher Genre-bedingt ist. Im Vergleich zu manch anderem Slasher-Skript, kann man mit diesen kleineren Fehlerchen jedenfalls noch mehr als gut leben.
Was "Scream - Schrei" aber vor allem von anderen Streifen seiner Art unterscheidet, ist die ausgeglichene Balance, zwischen blutigstem Schrecken und spöttelnder Komik, ohne das das Ganze dabei zu einer Persiflage alla "Scary Movie" etc. verkommt. In seinen Horrorzügen funktioniert "Scream" einwandfrei und lässt den Zuschauer wunderbar mit den Figuren mitfiebern die, dank Williamsons Skript, allesamt wunderbar gezeichnet worden und denen der Zuschauer durchgehend eine gewisse Sympathie nicht abgewinnen kann. Somit leidet der Zuschauer auf der einen Seite mit den Opfern mit, auf der anderen Seite feuert er den Killer innerlich an, wenn er seinem blutigen Hobby nachgeht. Und das ist wirklich ein guter Beweis dafür, dass die Figuren hier mal nicht Gesichtslos bleiben.
Dazu gibt es dann noch ein paar saftige Shocks, die sich gewaschen haben und die beim Horror-Anfänger, ein ums andere Mal, für volle Hosen sorgen. Das plötzliche Auftauchen des Killers, immer dann, wenn die Suspense am höchsten ist und die Atmosphäre förmlich kurz vorm zerbersten steht, erschüttert die Körper seiner Opfer vor dem Bildschirm bis ins Mark. Selten hat man sich so gerne und so gut erschreckt, wie hier.
Und des weiteren ist auch die Spurenlegung, rund um die Frage "Wer ist der Mörder", blendend gelungen und führt den Zuschauer bis zu letzt auf falsche Spuren, die in jeder Hinsicht optimal als Stolpersteine gelegt worden und über die man auch wirklich jedes Mal drüber fällt. Immer wieder hat man eine bestimmte Figur im Kopf, die es dann aber am Ende irgendwie doch nicht sein kann, nur um am Schluss zu erfahren, dass man eigentlich doch nicht so falsch gelegen hat. Auch wenn ich jetzt nicht behaupten würde, dass der (bzw. die) Killer jemand ist, mit dem man nun überhaupt nicht gerechnet hat, so ist die Auflösung dennoch glaubwürdig ausgefallen und in jeder Hinsicht gelungen.
Aber natürlich gehört auch eine gewisse Portion Splatter mit dazu. Die Kills des Mörders sind oftmals recht kreativ auch wenn sie eigentlich durchgehend nur mit dem Messer durchgeführt werden, von einer Zerquetschung am Garagentor und einigen Pistolenschüssen mal abgesehen. Deftig blutig lässt Craven hier seine Opfer sterben, so das unsere örtlichen Jugendschützern mal wieder rot gesehen haben und den Film auf den Index verfrachtet haben. Mit einer spürbaren Liebe zum Detail und allesamt von Hand produziert, sehen die Kills aber auch wirklich dufte aus und dürften jedem Horror-Freak das Wasser im Munde zusammenlaufen lassen.
Doch "Scream" wäre sicher nicht "Scream", wenn er einfach nur ein knallharter Horrorstreifen wäre, denn die zweite große Stärke von Cravens Slasher-Highlight, liegt in der gut abgepassten Humor-Note. Craven und Williamson lassen das Geschehen eigentlich nie wirklich 100% Ernst wirken, sondern unterstreichen den Schrecken immer mit einigen gut getimten Satire-Sprenkeleilen auf Genre-Kollegen und auf sich selbst. Zudem brennen sie ein regelrechtes Zitate-Feuerwerk ab, dass Genre-Kennern jedes Mal zu wunderbaren Flashbacks verleiten lässt. "Halloween", "Nightmare..." und "Freitag der 13." sind dabei nur die bekanntesten zitierten Filme. Kurzum, die Mischung aus Schrecken und Lachern ist wirklich einwandfrei gelungen.
Was die Darsteller angeht, so wird ebenfalls recht gute Arbeit abgeliefert, wenn auch Campbell und Co. sicher keine Preise für ihre Leistungen verdienen würden. Für Genre-Verhältnisse macht das Spiel des, damals noch recht unbekannten, Casts aber viel Spaß und wirkt sympathisch und zufriedenstellend auf den Zuschauer. Auch wenn es nur Drew Barrymore sein sollte, die am Ende den Sprung zu einer größeren Hollywood-Karriere schaffen sollte, so hätten es alle anderen sicherlich auch verdient gehabt!
Fazit: Der Anfang einer neuen Film-Ära und was für einer! "Scream" ist in so ziemlich allen Details einfach nur perfektes Slasher-Kino, dass sich aber, zum Erfreuen der Zuschauer, nicht allzu ernst nimmt und neben dem brillant ausgefallenen, blutigen Schrecken auch einige gute Lacher zu bieten hat. Freunde deftiger Slasher-Kost dürften "Scream" jedenfalls einiges zu verdanken haben, aber auch Gelegenheitsgucker werden an diesem Werk ihre Freude haben. Nicht verpassen!
Wertung: 9,5/10 Punkte