In der amerikanischen Kleinstadt Woodsboro treibt ein Killer sein Unwesen, der seine Opfer zunächst anruft und sich mit ihnen über Horrorfilme unterhält, bevor er sie schließlich brutal ermordet. Neve Campbell spielt eine Einwohnerin von Woodsboro, die schließlich von dem Killer angerufen wird und vermutlich eines der nächsten Opfer sein wird, zumal die Mordserie mit ihrer Mutter in Zusammenhang steht, die vor langer Zeit ermordet wurde.
Mit "Halloween" begründete John Carpenter das Slasher-Genre und legte nahezu sämtliche Genre-Klischees, bei denen sich Nachfolger wie "Freitag der 13." munter bedienten, fest. Und auch wenn es mit "Nightmares" und anderen atmosphärischen oder halbwegs innovativen Slashern immer mal wieder kleinere erfreuliche Neuerungen gab, war das Genre ziemlich schnell blutleer und wartete bereits seit Mitte der 80er mehr oder weniger darauf, endlich abgeschlossen zu werden und genau dies gelang Wes Craven 1996 mit "Scream".
Wes Craven verwendet sämtliche Klischees des Genres, lässt diese sogar noch einmal durch verschiedene Figuren auflisten. Darüber hinaus finden sich im Film dutzende Anspielungen, Seitenhiebe und Hommagen an die Kultfilme des Genres wie "Tanz der Teufel", "Hellraiser", oder "Halloween" und auch vor seinem eigenen Slasher "Nightmares" macht Craven dabei nicht halt. Er zitiert eifrig aus anderen Horrorfilmen, anders als bei vielen anderen Slashern, die diese Anspielungen eher ungeschickt und deplatziert einstreuen, variiert Craven diese perfekt, belustigt damit hervorragend und dies weitestgehend ohne andere Werke direkt ins Lächerliche zu ziehen oder den eigenen Film abzuwerten. Immer wieder lässt er Figuren, die sämtliche Regeln des Horrorfilms kennen, sich beim Ansehen der Werke stets fragen, wie die Hauptfiguren derart unüberlegt agieren können, wenn der Killer schließlich naht, in die typischen Fallen tappen, die man aus diversen Slahern kennt und zeigt somit die nötige Eigenironie, um weit über das Niveau eines Durchschnitts-Slashers hinauszukommen. Nach "Scream", der so meisterhaft mit dem Schema F des Genres umzugehen weiß, kann es eigentlich keinen Slasher mehr geben, der noch etwas Neues zu liefern vermag. Was "Erbarmungslos" für den Western darstellte ist "Scream" für das Slasher-Genre.
Neben den gelungenen Gags, die durchaus größtenteils zünden und perfekt platziert und dosiert werden, ist der Film aber auch als Slasher durchaus gelungen. Die Gewaltszenen sind, wie sollte es bei dieser Hommage an das Genres auch anders sein, überaus brutal, wobei das regelrechte Abschlachten der Teenager enorm zynisch, mit viel Freude an Gewalt und Gore, serviert wird, was unterm Strich natürlich sehr gut in den Film passt und für die Fans des Genres keinerlei Wünsche offen lassen wird. An der Filmmusik gibt es ebenfalls nicht sonderlich viel zu bemängeln, zumal Wes Craven bei seiner Inszenierung seine gesammelte Erfahrung hervorragend spielen lässt, wobei eine wirklich düstere und aufregende Spannungsmusik leider fehlt. Die Handlung ist natürlich enorm kalkulierbar, da sich der Film natürlich an den Stereotypen anderer Slasher orientiert, aber erzählerisch bringt Craven seinen Film dennoch versiert genug auf die Leinwand, um die Spannung zum Ende hin zu steigern und mit der Auflösung zu überraschen. Stellenweise verliert der Film dabei ein wenig an Fahrt, da sich vorhersehbare Stellen ergeben, aber dies ist nicht weiter störend, genauso wenig, wie die bewusst flach konstruierten Charaktere, die den dramaturgischen Aufbau des Films teilweise blockieren, da keinerlei Identifikation mit dem Zuschauer stattfinden kann.
Die Rolle der ständig durch einen psychopatischen Killer verfolgten Sidney Prescott ist definitiv die Paraderolle von Neve Campbell und wird wohl auch ihre bekannteste bleiben, auch wenn sie beispielsweise in "Wild Things" weitere starke Auftritte zeigte. Sie überzeugt als mustergültige Scream-Queen voll und ganz, tritt damit durchaus in die großen Fußstapfen, die Jamie Lee Curtis hinterlassen hat und ist mit ihrer sympathischen Art hervorragend besetzt. Aber auch der restliche Cast ist stark besetzt, so überzeugt David Arquette an der Seite von Campbell voll und ganz, genauso, wie Liev Schreiber und Rose McGowan, die in Nebenrollen zu sehen sind. Darüber hinaus war "Scream" der endgültige Durchbruch für Drew Barrymore, die in der beinahe legendären Anfangsszene vom Killer angerufen und getötet wird.
Fazit:
Mit viel Blut, einer überraschenden Auflösung und einer gradlinigen Handlung, bei der dutzende Teenager von einem brutalen Killer ermordet werden ist "Scream" ein grundsolider Slasher. Aber das, was Craven hier gelingt ist mehr als nur ein mustergültiger Slasher, sondern der vielleicht beste Film, den das Genre je hervorgebracht hat. Craven verwendet sämtliche Slasher-Klischees und Stereotypen, variiert diese hervorragend, hinterfragt die Regeln des Genres, liefert aber gleichzeitig eine Hommage an dieses ab und streut dabei mit der hervorragenden Verwendung von Genre-Zitaten, Anspielungen auf andere Horrorfilme, sowie den zynisch servierten Schlitzer-Szenen einige Gags ein, die größtenteils zünden können, hinzu kommt noch der gute Cast. Dies hier ist damit das Bestmögliche, was aus den Handlungsbahnen des Genres herauszuholen ist und damit ist "Scream" in gewisser Weise der Abschluss eines gesamten Genres, der stellenweise dann doch an seiner Kalkulierbarkeit krankt.
80%