Review

Als ich zum ersten mal die Bekanntschaft mit "Scream" machte, wurde er mir noch als schockierender Horrorfilm ans Herz gelegt. Doch schon wenige Minuten nach Beginn, wußte ich das dies kein gewöhnlicher Slasher werden würde, sondern ein Riesenspaß. Genau das ist der große Vorteil, denn er funktioniert auf mehreren Ebenen und somit spricht er auch verschiedene Alters- und Zielgruppen an. Zum einen die Kenner des Genres und zugleich auch die Neueinsteiger. Die Kenner werden natürlich sämtliche Hommagen an das Schlitzergenre in sich aufsaugen. Davon gibt es auch jede Menge. Schon der Einstieg mit Drew Barrymore bringt gleich mehrere Filme ins Spiel. Die komplette Sequenz ist eine moderne Variante der Eröffnung von Fred Waltons "Das Grauen kommt um Zehn" und bringt durch die hervorragend ausgearbeiteten Dialoge, zusätzlich die bekannten Slasherreihen wie "Freitag der 13.te" und "Halloween" mit ins Spiel. Schon in diesen wenigen Minuten ist klar erkennbar, das Wes Craven und sein Autor Kevin Williamson ein komplettes Genre ad absurdum führen. Die gängingen Klischees werden alle wie selbstverständlich eingebracht, nur um ihnen eine überraschende 180 Grad Wende mitzugeben. Die selbst aufgestellten, aber ungeschriebenen Regeln werden sogar innerhalb des Films durch den Videofreak Randy zitiert, während sie gebrochen werden. Der Hang zu diesem skurrillen Humor für die Fans ist überdeutlich. Der Hausmeister der Schule trägt beispielsweise einen rot-grün gestreiften Pullover und noch dazu den namen Fred. Dieser wird übrigens von Wes Craven selbst dargestellt. Man spricht von einem "Wes Carpenter" Film und ist der Meinung das einmal "Prom Night" sehen, ausreichen würde um den Täter zu fassen. Wer jetzt glaubt das es sich hier um eine reine Persiflage handelt, irrt sich aber. Das ist nämlich die große Kunst. Diese unzähligen kleinen Gags sind für die Neueinsteiger nicht erkennbar, wodurch man es mit einem echten Horrorfilm zu tun hat. Es gibt eine wirklich tolle Auflösung und man kann wie in einem klassischen "Who done it?" mitraten und ständig den Verdächtigen wechseln. Der Blutgehalt ist auf einem guten Niveau und das Spannungspotential des Genres nahezu ausgereizt. "Scream" ist niemals langweilig, verfügt über sehr gute Darsteller und ein tolles Konzept. Im Gegensatz zu den sonstigen Opfern dieses Genres, sind hier alle weitestgehend symphatisch und innerhalb des Films auch durchaus brauchbar.
Mit Neve Campbell, Courteney Cox und David Arquette hat man eine erstklassige Wahl getroffen, die den Film auch weit über das Niveau der ganzen Nachfolger der Original-Klassiker bringen. Glücklicherweise hat Craven stilistisch niemals versucht die Stimmung der 70er bzw. 80er zu transportieren, sondern hat sich eher daran gemacht den damals aktuellen 90er Zeitgeist einzufangen. Somit ist die Wiederbelebung einer lange totgesagten Richtung zu 100% geglückt.

Der Audiokommentar ist übrigens hochinteressant und jedem Interessenten ans Herz zu legen. Man erfährt zum Beispiel etwas darüber, wie man hierzulande die Käufer verarscht. Gab es den Film doch damals als groß angekündigten Directors Cut. Erst auf Video und später als DVD. Das war nur niemals die Version die Wes Craven wollte, denn er mußte ihn für eine günstige Freigabe der MPAA um einige Szenen schneiden, die jetzt erst in der Unrated Version vorliegen. Das ist jetzt also der tatsächliche DC.

Details
Ähnliche Filme