Macht der Begierde.
Ohnmacht des Zuschauers.
Es ist müßig sich zu fragen, was das Skript für "Center of the World", so der etwas unverfänglichere Originaltitel, hergegeben hätte. Eine Charakter- oder Beziehungsstudie etwa oder ein prickelndes Erotikdrama. Zumindest aber hätte ein handelsüblicher Erotikfilm draus werden können, wenn schon kein erotischer Film. Und am Ende wurde leider gar nichts draus, da unter Wayne Wangs Regie lediglich ein fader Eintopf aus all diesen Möglichkeiten entstand, heiß gekocht und lauwarm serviert, aber leider nach keinem Rezept und vor allen Dingen ohne den Mut, den Eigengeschmack auch nur einer der Zutaten hervortreten zu lassen.
Computerwiz Richard verdient genialerweise Millionen mit seinen Produkten, vernachlässigt aber darüberhinaus seine sozialen Kontakte. Da kommt ihm die Stripperin Florence grad recht. Für zehn Riesen soll sie ihm drei Tage in Las Vegas Gesellschaft leisten. Ihre Bedingungen sind: keine Gefühle zulassen, keine Küsse auf den Mund, kein Intimverkehr.
Und man kann sich an fünf Fingern abzählen, auf was die Geschichte angesichts dieser Bedingungen hinausläuft, denn Theorie und Praxis sind nun mal zwei Paar Schuhe. Originell ist dieser Entwurf sicherlich nicht, aber er böte dennoch gewisse Möglichkeiten im Hinblick auf eine involvierende Inszenierung. Auf der dramatischen Ebene fährt das über weite Strecken als Zwei-Personen-Kammerspiel angelegte Szenario jedoch schon nach kurzer Zeit völlig an die Wand. Denn die beiden Protagonisten haben sich nicht nur gegenseitig verdammt wenig zu sagen (lässt man einmal das ganze oberflächlich anrüchige Dirty Talk beiseite), das Drehbuch sagt leider auch nur ganz wenig über die beiden. Alles was man über die beiden immerhin doch recht unterschiedlichen Charaktere erfährt, ist hinsichtlich der Handlungsentwicklung ziemlich irrelevant. Entsprechend überflüssig muten die zahlreichen Rückblenden an. Sie lenken vom Wesentlichen ab und verpassen den beiden Hauptrollen lediglich ein völlig austauschbares Profil, anstatt ihnen ein Gesicht zu geben.
Rein funktional wirkt in diesem Kontext auch die Einbindung von Nebenrollen, so etwa einer Freundin Flos, einer mißhandelten Prostituierten. Sexuelle Spannung zwischen den beiden Frauen deutet Wang zwar selbstzweckhaft an, lässt sie jedoch völlig im Nichts verpuffen. Stattdessen drängt er dem Zuschauer einen Vergleich zwischen Flo und ihrer Freundin unangenehm aufdringlich an, bloß um mit dem Scheuertor darauf zu verweisen, dass die emotionale Nähe zwischen Richard und Florence schließlich auch nur erkauft ist. Derartige Plattheiten sollten wohl die Konturen der Hauptrollen schärfen, betonen aber bloß die Beliebigkeit der Situation und die Unbedeutsamkeit ihrer Probleme.
Kein Wunder, dass unter diesen Voraussetzungen auch nicht mit einem überraschenden oder auf einer anderen Art befriedigenden Finale zu rechnen ist. Der Film endet so vorhersagbar konventionell wie jede x-beliebige, seichte Seifenoper. Was einem doppelt egal sein kann, da bis dahin weder Richard noch Florence einem irgendwie sympathisch werden. Die Betrachtung der beiden bleibt stets oberflächlich, ob nun angezogen oder ausgezogen, geschminkt oder ungeschminkt, liebend oder labernd. Die erotische Komponente geht in der Darstellung nicht über die handelsüblicher Softcore-Streifen hinaus, bleibt quantitativ und vor allem auch qualitativ oft weit hinter dem zurück, was in zeitgenössischen Schmuddelfilmen inzwischen Usus ist. Somit macht Wangs Film nicht einmal Vertretern aus diesem Genre Konkurrenz.
Der Gesamteindruck lässt sich infolgedessen in einem Satz zusammenfassen: "Macht der Begierde" ist schlicht und ergreifend ein völlig überflüssiger Film.