Review

Mel Gibson als Mensch mag weiterhin eine etwas fragwürdige Erscheinung bleiben, ein gewisses Talent fürs Filme machen kann man Gibson aber nicht abstreiten. Mit "Die Passion Christi" traf er die Gemeinde an einer empfindlichen Stelle, weswegen er sich offenbar bei seinem nächsten Projekt etwas zurücknehmen wollte. So enstand ein Film über die Mayas, im selben Stil verfasst, aber nicht so skandalös wie Gibsons erstes Werk.

Die Hauptfigur mit dem sympathischen Namen "Pranke des Jaguar" ist unser Identitfikations-Maya. Er lebt zusammen mit seiner Familie und anderen in einem Wald, denkt sich nichts böses, bis ein feindlicher Stamm das Dorf ausräuchert und die Bewohner als Sklaven mit in die "Stadt" nimmt, wenn man sie als solche bezeichnen kann. Einzig die hochschwangere Frau vom Jaguar und sein Sohn konnten sich im Dorf verstecken. Nun will Jaguar (Ich kürz mal seinen Namen einfach) sie aber noch retten, worauf sich bald eine Flucht aus den Fängen der Sklaventreiber ereignet.

Das liest sich alles ganz toll, sieht sogar ganz toll aus, aber der Teufel steckt im Detail. Die Hochkulter der Maya wird hier etwas verfremdet dargestellt als eine Ansammlung von Verrückten, die immer nur töten und Opfer bringen wollen. Nur die wenigen Stämme im Wald sind noch friedlich und nett. Steckt da vielleicht ein bisschen heutige Sozialkritik drin? Wie dem auch sei, die kleinen Details im Film fallen nach einiger Zeit auf. So ist es zwar authentisch, wenn alle die Maya-Sprache sprechen, aber trotzdem täuscht das nicht über inhaltliche Defizite hinweg.

Denn eigentlich handelt es sich bei Gibsons Werk um nichts anderes als einen leicht abgenudelten Thriller im Mantel eines Historienfilms. Den Überfall der "kultivierten" Mayas kennt man so schon abgewandelt aus diversen Western, bei der oppulenten Beschreibung der Maya-Stadt dachte man sich wohl auch nur "Klotzen statt kleckern" und das Finale wirkt wie eine nicht jugendfreie Version von Kevin allein zuhaus. Wenn unser Jaguar da Fallen in seinem Wald baut und wartet, dass seine Jäger da rein stapfen, bleibt einfach ein etwas bitterer Nachgeschmack, so, als wären Gibson am Ende die richtig guten Ideen ausgegangen.

Doch wie gesagt, oppulent ist das alles schon ausgefallen. Wenn sich hunderte Mayas vor einer Pyramide versammeln und kurz darauf eine unheilvolle Sonnenfinsternis stattfindet, kriegt man schon ein bisschen Gänsehaut. Auch so ist das Spektakel recht spannend ausgefallen, und obwohl man schauspielerische Fehlpässe erwartet, erscheinen sie nicht. Nur am Ende denkt man sich, dass Gibson möglichst nur noch im Sinn hatte, die Kinnlade des Zuschauers herunterfallen zu lassen. Erst legen plötzlich die Spanier an mit ihren Schiffen an Land an (Wow!), dann sieht man explizit, wie Jaguars schwangere Frau in einer halshohen Brühe ihr Kind samt Nabelschnur gebährt und aus dem Wasser zieht. (Nun ist aber gut...)

Letztlich hat es aber Gibson geschafft, doch einen recht annehmbaren Ausnahmefilm geschaffen zu haben. Obwohl man alles irgendwo her kennt, bleibt das Werk trotz atemberaubender Aufmachung sehenswert. Hier und da fragt man sich zwar (berechtigt), was man mit der ein oder anderen Szene erreichen wollte, aber darüber sieht man besser hinweg. Generell sollte man den Film nicht analysieren...  je mehr man das tut, desto schlechter findet man ihn am Ende.

Fazit

Maya-Thriller mit ganz starken Bildern, authentischer Aufmachung und erstaunlich guten Schauspielern. Die historische Ungenauigkeit ist bei näherer Betrachtung genau so ein Dorn im Auge wie die manchmal erzwungen wirkenden "Wow"-Effekte.

7/10

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