Review

Leg dich nicht mit Zelda an 

Es gibt sie noch. Filme die sich allen Konventionen widersetzen, innerhalb von knapp 100 Minuten x-mal die Richtung wechseln und trotzdem wie aus einem Guss wirken. Jeff Glickman (Regie und Produktion) und sein Freund Josh Ben Friedman (Drehbuch) haben aus ihrem eigenen erfolgreichen Theaterstück „Barstool Words“ einen Film gemacht, der sich sowohl als Thriller als auch als Buddymovie und dialoglastige Komödie definieren lässt.

Craig Blackshear (genial durchgeknallt Vincent Kartheiser) und Terry Seville (Geoffrey Arend als Definition einer ausgewachsenen Midlifecrisis) sind bereits seit der High-School Zeit beste Kumpel. Eben solange geistert in Blackshears Leben auch schon eine gewisse Zelda Sparks (Sarah Carter aus „Shark“ als Fleisch gewordener Männertraum) herum, spielt mit ihm, wann immer sie dazu Lust hat, verführt ihn innerhalb von Sekunden und lässt ihn ebenso schnell wieder fallen. Eines führt zum Nächsten und Craig wird, über kurz und lang, zu einem abgefuckten Beziehungsfrack. Jahre später, Craig Blackshear hat schön langsam wieder zurück ins Leben gefunden, taucht Zelda wie aus dem Nichts wieder auf. Als sie Craigs Freundin verführt und ihn zum wiederholten Mal öffentlich demütigt, entwickelt er mit Terry einen Plan. Gemeinsam verfassen sie einen Zeitungsartikel, in welchem sie Zelda grausam ermorden lassen. Nur blöd, dass diese am nächsten Tag wirklich getötet wird - und zwar genau so, wie im Artikel beschrieben. 

Das Beste an „Killing Zelda Sparks“ ist sicherlich, dass er nur am Rande von dieser titelgebenden Aktion erzählt, die bezeichnender Weise auch erst in den letzten 20 Minuten des Films stattfindet und bei anderen Regisseuren und Drehbuchschreibern sicherlich in den Mittelpunkt einer vorhersehbaren Crimestory gerückt wäre. Im Falle von „Killing Zelda Sparks“ handelt es sich dabei jedoch lediglich um eine Fußnote in einem anspruchsvollen Portrait einer Männerfreundschaft, das die Aufmerksamkeit des Zuschauers durch Zeitsprünge und eine eigenartige Erzähltechnik fordert. Mal geht es zehn Jahre in die Vergangenheit, dann fünf Stunden in die Zukunft und dann wieder vier zurück. Konzentration auf die Handlungsabläufe rund um den roten Faden ist bei diesem Film somit obligatorisch. Jene wird jedoch auch mit rabenschwarzem Humor, einem tollen Score und einigen der treffsichersten Dialoge, die ich kenne, belohnt. 

Geniale Schnitte, willkürlich erscheinende Zeitsprünge und Personen, die während einer Erzählung plötzlich in eben dieser vorkommen, und sich vor Ort mit dem Erzählenden unterhalten, ergeben eine schwierige, aber extrem innovative Mischung. Nebenfiguren wie Colm Feore („Chicago“, „Chronicles of Riddick“), der einen Jones-ähnlichen Motivationspabst gibt oder Zelda Sparks, die tatsächlich eher eine Randnotiz in diesem perfiden Spiel um Lug, Betrug, Selbstaufgabe und schließlich Erlösung beziehungsweise Katharsis spielt, runden das Filmvergnügen gekonnt ab. 

Interessant ist auch, dass ich knapp 110 Minuten vom Film gefesselt war und nicht einmal konkret erklären kann warum. Dafür zeichnet sich wahrscheinlich einfach die Kombination aus Lakonie, Spaß, Spannung, Gewalt und Innovation verantwortlich, die dem Streifen eigen ist. Es könnte aber auch an den beiden superben Hauptdarstellern liegen, die sich eine sensationell geschriebene Dialogschlacht nach der anderen liefern. Wenn alle schwarzen Komödien so reif wären wie diese Story würde ich mir wieder öfter Komödien ansehen. 

Fazit
Obwohl ich eigentlich einen reinrassigen Thriller erwartet habe, hat mich diese Indie-Perle auf der ganzen Linie überzeugt. Tolle Darsteller, ein exzellentes Skript (was in Zeiten von Sequel-Massen und Remake-Schinken ein kleines Wunder darstellt), innovative Regie, tolle Schnitte, passende musikalische Untermalung und angenehm unangestaubte Wendungen sind mehr als ich mir von einer Direct-to-DVD Produktion im Normallfall erhoffe.
„Killing Zelda Sparks“ ist der perfekte Film für einen gemütlichen Abend mit dem besten Kumpel, den man schon viel zu lange nicht mehr gesehen hat oder vielleicht auch mit dem heimlichen Schwarm, der sich nicht scheut einmal über den filmischen Tellerrand zu blicken. 

Nachsatz
Sarah Carter bräuchte in „Killing Zelda Sparks“ einen Waffenschein für ihr umwerfendes Lächeln und ihr nicht gerade jugendfreies Mundwerk.

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