SIMON SAYS
USA 2006 / REGIE William Dear
Simon liebt das Kinderspiel "Simon says". Aber er hat seine eigenen, tödlichen Regeln. Und wenn seine unfreiwilligen Mitspieler Fehler machen, verhängt er drakonische Strafen, am liebsten mit einer Spitzhacke! Während der Ferien wollen ein paar Jugendliche in der abgelegenen Waldgegend campen, um ungestört Drogen zu konsumieren und Sex-Orgien zu feiern. Dass es für sie ein Trip in die Hölle wird, können sie nicht ahnen. Als Simon und sein ebenso verstörender wie verstörter Zwillingsbruder Stanley anfangen die Kids auf äußerst kreative und grausame Art und Weise abzuschlachten, ist es für Flucht längst zu spät! Mit selbstgebauten Fallen und Spitzhacken-Katapulten fängt Simon seine Opfer, um sie dann qualvoll zu bestrafen.
Kurz gesagt: Zum tausendsten Male beobachten wir ein Gruppe von Teenagern in den abgelegenen Wäldern Amerikas, die sich nach anfänglichem Drogenrausch einem Killer zur Wehr setzen müssen und dabei schließlich nacheinander den Kürzeren ziehen. Wie die Handlung erkennen lässt, beschreitet mit "Simon Says" ein weiterer Horrorthriller abgenutzte Wege, sodass bei einem Zuschauer auf Grund der ungeheuren Vielzahl solcher Streifen das gefühlte Bedürfnis nach Schlaf eintreten könnte.
Genrekollegen gibt es wie Sand am Meer. Angefangen mit "Wrong Turn" (Rob Schmidt), "Timber Falls" (Tony Giglio), "Rovdyr" (Patrik Syversen) über "Shrooms" (Paddy Breathnach), "Jasper Park" (Marty Weiss) und "Dying Breed" (Jody Dwyer) bis hin zu "Albino Farm" (Joe Anderson) und "Gnaw" (Gregory Mandry) - Die Liste ist von beachtlicher Länge und Genre-Vielseher könnten wohl noch einige Backwood-Slasher mehr aufzählen. Nicht viele dieser Slasher wissen sich durch interessante Einfälle, Wendungen, kurzweiliger Unterhaltung oder Tempo vom Gros dieser abzuheben - so auch im Falle von "Simon Says" von Regisseur William Dear.
Bevor sich Dear dem Projekt annahm, inszenierte er schon einige Komödien für das amerikanische Fernsehen. Ob diese Produktionen auch schon durch platte, ausgelutschte Gags glänzten, kann der Zuschauer nur vermuten, aber in "Simon Says" sieht es düster aus mit den Witzen. Jeder seine Gags hätte auch jemand binnen kürzester Zeit zu Stande bringen können. Da "Simon Says" jedoch keine Horrorkomödie darstellen soll, sei ihm das verziehen.
Was der Zuschauer aber hier eindeutig bemängeln muss, ist, dass der Film, trotz all seiner Bösartigkeiten (z.B. Spitzhacken-Katapulte) und fiesen Fallen, unfreiwillig komisch wirkt. Es kommt einem vor, als ob der gesamte Wald voll Fallen ausgestattet ist und mehr Fallen als Bäume aufgestellt sind. Obwohl die Idee mit den fliegenden Geschossen am Anfang recht amüsant erscheint, übertreibt es William Dear schon nach kurzer Zeit damit. Nur wenn sich Killer "Simon" aus insgesamt ca. sechs Personen zusammensetzen würde, könnte ich mir dann z.B. erklären, wie zur selben Zeit vier Katapulte bedient werden können, um unsere davonlaufenden Opfer aus der Ferne ins Jenseits zu befördern.
Was dem Film dennoch zu Gute gehalten werden kann ist, dass die Effekte (abgesehen von den fliegenden Spitzhacken) für eine Low-Budget-Produktion aus dem Hause Dark Moon Pictures recht annehmbar aussehen. Für Splatter-Fans fließt auf jeden Fall genügend Blut - und verschiedenste Gliedmaßen werden auf unterschiedliche Art und Weise abgetrennt. In dieser Beziehung bemüht sich der Film wenigstens minimal abwechslungsreich vorzugehen.
In Hinblick auf die Charakterisierung der einzelnen Protagonisten hält "Simon Says" - wie fast schon erwartet - keinerlei Abwechslung bereit. Die Teenager werden auf ihren Drogenkonsum und ihrer Geilheit aufeinander reduziert, wodurch sich jeder der Teens als unerheblich abzeichnet und auch wenn eines der Mädchen später durch bestialisches Vorgehen als kleine Puppe auf einem Baumstumpf auftaucht, sollten keine Emotionen aufkeimen. Dafür sind die Charaktere zu fremd, langweilig und dienen wie üblich als Wild, das gejagt und getötet werden muss. Somit setzt ein vorhersehbares Neun-kleine-Negerlein-Prinzip ein, das jegliche Unterhaltung vermissen lässt und durch die fragwürdigen Aktionen der Teenager schnell ermüdend wirkt.
Dieser Aufgabe wird Crispin Glover, dem einzigen namenhaften Mitlied des Casts, bemächtigt. Dieser spielte schon in einigen klangvollen Filmen wie "Dead Man" (Jarmusch) und "Wild at Heart" (Lynch) mit, doch insgeheim verschlug es ihn immer wieder dazu, in kleineren Produktionen eine Hauptrolle abzustauben. In "Simon Says" darf sich Glover diesmal als grauenhafter schizophrener Psychopath gehörig austoben. Was ihm aber dabei zum Verhängnis wird, ist sein unerträgliches Overacting, welches weder Angst noch Schrecken vermitteln kann. Seine Machenschaften sind zwar eklig, aber er allein bleibt dem Zuschauer als kleine Lachnummer im Gedächtnis. Die Rolle als Killer kann man ihm einfach nicht abnehmen. Ihm stehen als Opfer Margo Harshman, Greg Cipes, Carrie Finklea, Kelly Vitz und Artie Baxter bereit, die allesamt keinen Beweis dafür geben, mehr als ein Laiendarsteller zu sein.
Insgesamt sei Slasher-Fans dazu geraten, einen Bogen um "Simon Says" zu machen, denn außer "netten" Kills, kränkelt der Film an einer miserablen Regie, schlechten Darstellern und einem unterirdischen Drehbuch, das nur so am Rande erwähnt auch auf dem Mist von Dear William Dear gewachsen ist. Während Simon jetzt die Klappe hält, sage ich: Der Slasher ist Schrott!
1 / 5 Sternen