Wer kennt das nicht? Man glaubt irgendjemanden schon einmal gesehen zu haben, obwohl man sich nicht mehr recht daran erinnern kann, wann und wo das genau gewesen sein soll. Genau so verhält es sich mit dem Drehbuch von „Déjà Vu", nach „Man on Fire" die zweite Zusammenarbeit von Denzel Washington und Tony Scott: Die Story-Versatzstücke kommen dem Zuschauer bekannt vor und Zeitreisen, die Thematik des Films ist auch nicht wirklich originell (so gesehen in „Timecop", „Zurück in die Zukunft" etc.).
Zur Story: ATF-Agent Doug Carlin (Denzel Washington) untersucht den verheerenden Brandanschlag auf einem Dampfer, bei dem über 500 Menschen starben sowie den Mord an einer Frau (Paula Patton), der zeitgleich geschah und durch die Explosion vertuscht werden sollte. Dabei kommt ihm eine mysteriöse Spezialeinheit (unter anderem Val Kilmer, „Batman Forever") zu Hilfe, die mit einer neuartigen Überwachungstechnologie aus allen erdenklichen Blickwinkeln 4 Tage in die Vergangenheit sehen und die Geschehnisse rekonstruieren können. So scheint es zumindest zunächst, doch es stellt sich heraus, dass es sich bei der Technologie um eine Zeitmaschine handelt...
Das Gute an „Déjà Vu" zuerst: Patrioten-Filmer Tony Scott hält sich nach seiner reaktionären Rache-Fantasie „Man on Fire" und seiner stilistisch-überambitionierten Fingerübung "Domino" hier in Sachen Pathos sowie Kamera- und Schnitt-Spielereien weitgehend zurück und der Film beeindruckt mit seiner atemlosen Spannungskurve. Das größte Manko ist jedoch, dass dem Zuschauer durch die Drehbuchautoren Bill Marsilii und Terry Rossio - letzterer schrieb sogar an „Die Legende des Zorro" und „Fluch der Karibik 2" mit - ein reichlich obskures Konstrukt eines fintenreichen Drehbuchs serviert wird. Der pseudo-quantenphysikalische Hinterbau der Zeitreise-Überwachungstechnik wirkt überkonstruiert und haarsträubend, die Logik der Handlung hinkt dabei auch weit hinterher. Denzel Washington gelingt es dabei zwischen den zahlreichen - wenn auch wenig spektakulären - Actionsequenzen und dem intensiven Spannungsbogen kaum, seiner Figur Tiefe zu verleihen. Tony Scott schwelgt lieber in schönen Bildern und Erotik, als denn zu versuchen, Charaktere zu zeichnen. So ist es auch allzu fahrlässig, dass der Bomben legende Terrorist (dargestellt von Jim Caviezel, „Die Passion Christi") ein patriotischer Fanatiker mit fadenscheinigen Motiven ist und der Film scheinbar nur zu ebendiesen patriotischen Zwecken in New Orleans spielt - oder wie ist sonst der Nachruf an die doch so tapfere Bevölkerung von New Orleans zu verstehen, die Hurricane Katrina überlebte. In einer Szene wird dann auch mit einem S.W.A.T.-Kommando demonstrativ durch die Trümmer der Hochwasser-Katastrophe gefahren. Diese Sequenz ist exemplarisch für Scotts unverfrorenen Patriotismus und verärgert den Nicht-Amerikaner letztlich doch zu sehr, als dass er sich an dem etwas unausgegorenen Thriller-meetes-Action-meets-Science-Fiction-Reißer erfreuen könnte.
Fazit: Wieder einmal liefert uns Tony Scott ein technisch einwandfreies, aber inhaltlich (Story und politischer Hintergrund) allzu fragwürdiges Big-Budget-Actionfilmchen ab. Durchgehend spannend gelingt es „Déjà Vu" nicht, durch Intelligenz und logische Plausibilität zu überzeugen geschweige denn durch Originalität zu punkten. So bleibt der Film unterhaltsames, aber wenig gehaltvolles Popcornkino.