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Wacken also ... Das berühmte Festival, von dem wohl jeder schonmal aus irgendeinem Grund gehört hat. Jedes Jahr findet in mitten von Kühen und Mais- und Weizenfeldern das berüchtigste Open Air ever statt. Um die 40.000 Leute sollen es sein, die sich dort zu schnellen Riffs die langen Haare in´s Gesicht hängen lassen.

Tja, ich kenne all das nur aus Erzählungen und vom wahren Geist Wackens (so wurde mir während und nach dem Film zigfach versichert) kriegt man auch nicht allzuviel mit in "Full Metal Village" dem wohl einzigen deutschen Heimatfilm von einer Asiatin.

Nun, was will uns dieser Film sagen. Was will er uns zeigen ? Jeder der mit einem eineinhalb-stündigen Konzertfilm mit Gamma Ray, Iced Earth, Cannibal Corpse, Craddle of Filth, und wie sie nun auch alle heißen mögen, rechnet kann sich die Kinokarte schonmal sparen, denn vom Festival selbst sieht man hochgerechnet gerade mal 10 Minuten etwas.

Aber was sieht man dann ? Wir haben ein paar "Protagonisten" die 90 minuten lang eingeführt und charakterisiert werden, nur um sie dann schlußendlich doch fallen zu lassen.

Natürlich gibt es im Laufe dieser Zeit einige wahre Schmunzler und vereinzelte Lacher. Die Kauzigkeit der Bewohner, die wirren Vorurteile gegenüber Metallern ("Die schlachten Hühner ! Das erzählen soviele, dann wird da schon was dran sein !" Wobei mir niemand erzählen kann dass die Hühner sonst immer freiwillig ins Kühlregal springen ...) und auch die rege Beteiligung der Dorfbevölkerung, jung wie alt, bei den Vorbereitungen. Das macht Spaß und ist interessant. Die besten Momente gehören natürlich ihm: Uwe Trede, seines Zeichens kettenrauchendes Enfent terrible 60+, der mit seinen Weisheiten ein dauerhaftes Grinsen ins Gesicht des Zuschauers zu zaubern vermag. Dass er meist schon durch ein Husten angekündigt wird, noch ehe man ihn sieht; herrlich.
Auch die Bigotterie der wahrlich konservativen Fraktion des Ortes ist ironisch genial. Wie etwa der Pfarrer, der extra noch sagt, diese Metaller hätten sich noch nie an Gräbern vergriffen, aber man weiß ja nie, und dann kurz vor Beginn des Festivals einfach mal eine Woche von dannen zieht.

Gut, soviel zum angenehmen Teil des Films. Was wirklich stört, ist der Pseudo-Arte-Doku Stil der sich durch den gesammten Film zieht. Wenn ich etwas über Milchquotenregelung und Biogasanlagen ansehen will, geh ich zum Bauern um die Ecke. Die Intention des Films muss aber gewesen sein, den Clash der Kulturen bzw eben dessen Ausbleiben zu zeigen. Stattdessen serviert uns "Full Metal Village" eine Aneinanderreihung von Banalitäten die zu absolut nichts führt. Weder scheint die Regisseurin einen wirklichen Blick für die interessanten Details des Dorflebens zu haben, noch irgendeine Sympathie zum Festival. Stattdessen werden die Metaller als wilde, saufende Meute gezeigt und die Bewohner des Örtchens als ein klein wenig zurückgeblieben. Diese böse Ironie tut dem Film nicht gut, ebenso wie die zum Teil dämlichen Interviews. Es beschleicht einen bisweilen das Gefühl es mit einem Stadtkind zu tun zu haben, das erstmals aufs Land kommt. Dann schau ich mir aber lieber Heidi an, da gabs das auch schon. Kritikpunkt Nummero 3 und gleichzeitig der größte: Der Film läuft ins Leere. Keine Aufarbeitung der Charaktäre, keine Position, kein Sinn. Leider ist es genau das was dem Film fehlt. Er wirkt wie ein Bild ohne Rahmen und die 20 Minuten äußerster Langeweile in der Mitte verhindern ein Must-See Gefühl.

Tja, trotz großer Werbung von Matschbirne Raab .. muss man nich unbedingt guggn !

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