Mit „An American Crime“ gelang es Tommy O’Haver ein wahrlich erschütternden und aufrüttelnden Film zu erschaffen, welcher wohl niemanden ganz kalt lassen dürfte.
Basierend auf einer waren Begebenheit wird die Geschichte eines jungen Mädchens erzählt,
welches über Wochen und Monate in einem Keller gefangen gehalten und gefoltert wird.
Die Eltern Lester und Betty Likens der 16jährigen Sylvia und ihrer Schwester Jenny sind Schausteller und sind gezwungen, aufgrund ihres Berufes des Öfteren durch die Lande zu ziehen.
Zudem kriselt es etwas in ihrer Ehe aufgrunddessen sie sich entschließen eine längere Tour mit ihrem Stand zu machen, auf welche sie ihre Kinder nicht mitnehmen können.
Ihre einzige Möglichkeit ist es also ihre beiden Töchter einer Pflegemutter namens Gertrude Baniszewski zu übergeben, welche sie für 20 Dollar die Woche versorgt.
Sie ist selbst 7fache Mutter und macht zunächst einen guten Eindruck, doch was Betty und Lester nicht wissen, ist dass Gertrude psychisch krank ist und mit ihren Kindern und ihrer finanziellen Lage völlig überfordert ist.
Sie beginnt Sylvia aufgrund von Lappalien hart zu bestrafen und macht sie für alles verantwortlich, was in ihrer Familie schief läuft.
Zu nächst sind es „nur“ einige Schläge mit dem Gürtel, gepaart mit einer Ohrfeige, doch mit der Zeit wird Gertrude immer wahnsinniger und sperrt Silvia in den Keller, wo sie von ihr selbst, ihren Kindern und selbst einigen Nachbarskindern brutal gequält und misshandelt wird.
Der Film springt zwischen den Zeugenaussagen in der Gerichtsverhandlung und den Ereignissen, die sich demnach in Gertrudes Haus zugetragen haben hin und her.
So wird der Film etwas abwechslungsreicher und der Zuschauer erfährt warum zum Beispiel Sylvias Schwester Jenny oder die anderen Kinder die die Folterungen mitmachten.
Sie gehorchten ihrer Mutter aufs Wort, ob aus Angst oder ihrer Ansicht von Gerechtigkeit und Strafen.
Doch einige finden sogar gefallen daran, es kommen immer mehr Nachbarskinder in den Keller und drangsalieren Sylvia.
Doch auf die Frage, warum sie dies dann taten, wussten sie selbst keine Antwort.
Selbst die direkten Nachbarn schauten weg.
In diesem gut bürgerlichen Dorf, indem jeder jeden kennt und wo sich alle Sonntags gemeinsam in der Kirche einfinden und zusammen den Gottesdienst feiern halten sich die Leute lieber heraus und jeder ist nur darauf aus, sein gutes Ansehen zu bewahren.
Gertrudes Zustand verschlechtert sich mit zunehmender Zeit. Sie versucht krankhaft ihre Kinder zu beschützen und will Tatsachen, wie die Schwangerschaft ihrer Ältesten Tochter
Paula nicht wahrhaben und gibt Sylvia die Schuld an allem.
Vielleicht auch für ihr eigenes versagen in der Kindererziehung und die Tatsache, dass sie mit ihrem Leben nicht klar kommt.
Der ganze Verfall der Familie und die immer härteren und grausameren Bestrafungen, die letzten Endes zum Tod von Sylvia führen sind äußerst realistisch und beängstigend dargestellt.
Dieses liegt auch an der grandiosen Leistung von Ellen Page (Hard Candy, Juno), welche in meinen Augen zu den besten Jungdarstellern überhaupt zählt.
Aber auch den anderen Darstellern kauft man ihre Rolle mühelos ab.
Alles in Allem ein wirklich erschütternder und durchgehend spannender Film, der das Leben und die Gleichgültigkeit in den Kleinstädten Amerikas zeigt. Aufgrund der Tatsache, dass es sich um ein wahres Verbrechen handelt, hinterlässt „An American Crime“ einen noch etwas bitteren Nachgeschmack. Einziges Manko ist, dass sich der Film an einigen Stellen etwas in die Länge zog, trotzdem (8/10)