Arschloch findet Liebe
„As Good As It Gets“ ist ein weiterer Weinfilm. Nicht weil man immer weinen muss, nicht nur weil zu ihm ein netter Rotwein immer gut passt, sondern weil er auch reift wie ein guter Wein. Früher war er für mich ganz nett, eine überlange und mäandernde RomCom mit einem grandiosen Nicholson als Retter. Heute ist er einer der schönsten und bissigeren Feel Good-Filme seines Jahrzehnts und er lebt durch weit mehr als nur Nicholsons absurd gut/böse Powerhouse-Performance. Es geht um einen ziemlich fiesen und in die Jahre gekommenen Pedanten, Miesepeter, Schriftsteller und Neurotiker in New York, der kaum noch jemanden oder etwas zu mögen, geschweige denn lieben scheint. Doch durch eine zauberhafte Kellnerin und alleinerziehende Mutter plus den süßen Hund seines schwulen Nachbarn fängt er langsam an, an sich zu arbeiten, ob er es will oder nicht…
Misanthropenmärchen
Jack Nicholson ist eine Legende. Und „Besser geht’s nicht“ könnte auch der Titel für sein Talent und seine Karriere sein. Der Film ist an sich aber auch ein perfektes Beispiel für sein Talent. Denn er ist ein echt gemeiner Typ hier - und bleibt das die meiste Zeit auch. Sogar am Ende ist er das noch. Irgendwie. Aber er zeigt nun auch andere Facetten seines Charakters und seines kleinen Herzens. Und diese (Nicht-)Entwicklung dermaßen glaubhaft und authentisch darzustellen, könnte kaum einer besser als Nicholson. Er ist das Gesicht und die (etwas verfaulte, verschrumpelte wie urkomische) Seele von „Besser geht’s nicht“. Von seinen Marotten bis zu den verletzenden, unüberlegten Sprüchen - einer der köstlichsten und kostbarsten Bastarde der Filmgeschichte. Und das trifft wohl auf Nicholson wie seine hiesige Filmfigur Melvin zu, so sagt man. Aber ihm lassen wir durchgehen, was wir bei anderen längst abgepfiffen hätten. Dazu famose Nebenfiguren und ein nonchalantes Drehbuch mit etlichen aberwitzigen Szenen, beiläufig wie genial. Das Ding hat kein echtes Ziel, keinen allzu großen Drive und Vorwärtsdrang - und man ist dennoch auf jede neue Szene, Entwicklung, Verwicklung und Handlung gespannt. Lieblich, heimelig, grummelig, böse, bitter, süß. Nie zuckrig. Sensibel und bissig zugleich. Ein rosa Elefant im emotionalen Porzellanladen. Helen Hunt hat alle Blumen verdient. Aus Klischees werden echte Menschen. James L. Brooks ist hier wirklich Großes gelungen. Selbst Billy Wilder hätte hier seinen Hut gezogen. Immer leicht absurd - und doch näher am echten Leben als man denkt… „As Good As It Gets“ verliert sich erst im letzten Viertel eher im Mainstream und spielt's dann doch minimal zu sicher - was besonders nach diesem speziellen und mutigen Beginn etwas schal nachschmeckt. Insgesamt dennoch bemerkenswert und ähnlich wie „Jerry Maguire“ oder „Harry & Sally“ ein Liebesfilm, wie kein anderer. Am ehesten über die Liebe zu sich selbst und diesem Ding, was ganz großartig sein kann: Gesellschaft.
Fazit: süß, lustig, clever - vielleicht geht’s doch noch etwas besser, dennoch ist dieser zynisch-romantische Liebesbrief an Freundlichkeit, Selbstliebe und an New York ein zeitloser Herzhit!