"Angel Eyes" ist, einmal mehr, einer jener Filme, die sowohl bei Kritikern als auch beim Publikum mehr oder weniger durchgefallen sind. Warum das so ist, ist mir dabei eher unverständlich, da der Film eigentlich alles besitzt was man von einem romantischen Drama erwarten kann. Sowohl die Chemie zwischen den Darstellern, als auch die Story stimmt, so dass einer der Gründe für das Scheitern des Films sicherlich die vollkommen falsche Werbestrategie des Studios war. Wurde der Film doch als Thriller beworben und dürfte somit jeden der einen Thriller erwartet hatte eher enttäuscht haben.
Von diesem Problem abgesehen ist "Angel Eyes" eine bewegende und vor allem glaubhafte Geschichte über die Liebe zwischen zwei Menschen, die geplagt von der Vergangenheit, ihr Leben in der Gegenwart aus der Hand gegeben haben.
Catch (James Cavieziel) hat bei einem Autounfall schwer verletzt überlebt, während seine Frau und sein Sohn ums Leben kamen. Ein Jahr später rettet er der jungen Polizistin Sharon (Jennifer Lopez) das Leben und beide stellen nach kurzer Zeit fest, dass sie Gefühle für einander haben. Dabei wird die Beziehung von den Problemen der Vergangenheit bedroht. So verschweigt Catch ihr was vor einem Jahr geschah und erzählt nichts über seine Vergangenheit und auch Sharon hat in ihrer Vergangenheit etwas getan was zwar absolut richtig war, aber das Verhältnis zu ihrer Familie grundlegend zerstört hat.
So erzählt "Angel Eyes" die Geschichte zweier Menschen, die sich schwer tun zu ihren Gefühlen zu stehen, die sich so weit in sich zurückgezogen haben, das sie lieber die Einsamkeit bevorzugen als sich mit ihrem Leben auseinander zusetzen. Erst im Laufe der Geschichte, wenn Sharon langsam hinter das Geheimnis von Catch kommt lernen beide sich zu öffnen und wieder vertrauen zu fassen.
Regisseur Luis Mandoki, der sich ja als Experte im Bereich des Dramas und der Romantik mit Filmen wie "Message in a bottle" oder "Blondinen küsst man nicht" hervorgetan hat, erzählt seine Geschichte ohne Eile, er lässt der Geschichte und den Figuren viel Zeit sich zu entfalten. Das mag zwar so manchen Zuschauer sicherlich abschrecken, bzw. langweilen, aber auf diese Art gelingt es ihm seinen Figuren eine enorme Tiefe zu verleihen, so dass man bereits nach wenigen Minuten von der Geschichte gefangen genommen wird, und sich ganz auf die Charaktere einlässt.
Die Bilder sind zumeist in eher tristen Farben gehalten, die nur selten von Helligkeit und bunten Szenen unterbrochen werden. Die Kamera schwebt zumeist langsam durch die Sets, nur in den Szenen in denen man die Polizistin Sharon bei der Arbeit zeigen, verschärft Mandoki das Tempo und kann hier durchaus auch für Spannung und gelungene, realistische Action sorgen.
Ansonsten herrscht aber zumeist eine ruhigere Gangart vor, die den Film aber in schöne Bilder taucht und durchaus der Geschichte angemessen ist.
Das wichtigste um die Geschichte ansprechend und ehrlich dem Zuschauer zu vermitteln sind natürlich die Hauptdarsteller. Und hier hat Mandoki einen wahren Glücksgriff gelandet. Die Chemie zwischen Jennifer Lopez und James Cavieziel passt von der ersten Minute an, und beide liefern vorzügliche darstellerische Leistungen ab. Umso unverständlicher erscheint da die Nominierung von Jennifer Lopez für die Goldene Himbeere für "Angel Eyes". Es gelingt ihr die harte und toughe Polizistin glaubhaft darzustellen und auch die Szenen die Sharon als verletzliche Person zeigen bringt sie eindrucksvoll zur Geltung. Schön das sich Mandoki bei seinen Charakteren nicht auf Standards verlässt, sondern diese fast schon umkehrt, so ist es hier Catch, der den gefühlsbetonten, verletzlichen Part gibt und Sharon wird als hart und unnahbar gezeigt. Wie bei der Story nicht anders zu erwarten verkommen die Nebendarsteller zu Stichwortgebern, was aber nicht weiter ins Gewicht fällt, da sich das Interesse des Zuschauers sowieso auf die Hauptpersonen richten dürfte. Auch schön zu sehen ist, dass es Mandoki zumindest zumeist gelingt die Klischeeklippen zu umschiffen, nur zum Ende hin verfällt er dann doch wieder etwas in Standards, ohne allerdings zu sehr auf die Tränendrüse zu drücken.
Letztlich ist "Angel Eyes" ein toll gespieltes Drama über zwei Menschen, die in ihrer Einsamkeit gefangen sind und erst gemeinsam den Weg aus dieser finden und sich letztlich ihrer Vergangenheit stellen können. Getragen von zwei erstklassigen Hauptdarstellern bietet Regisseur Mandoki 100 Minuten gute, spannende Unterhaltung, die für jeden Fan von Romantischen Storys einen Blick wert ist. Zumal hier mal auf die Komödienaspekte verzichtet wurde und das Drama im Vordergrund steht. Durchaus gelungener Film, der zu unrecht bei Kritikern und Zuschauern in Ungnade viel. 7 von 10 Punkten.