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Watarus Leben macht eine Kehrtwende in die Katastrophe: Sein Vater will die Familie verlassen, woraufhin seine Mutter sich verletzt und ins Krankenhaus eingeliefert wird. Um das düstere Schicksal abzuwenden, reist Wataru in eine Paralleldimension. Dort soll es eine Göttin geben, die ihm jeden Wunsch erfüllen kann. Doch zuerst muss er sich als würdig erweisen und allerlei Queste erfüllen. Auch Watarus Schulkamerad Mitsuru will einen Wunsch erfüllt haben – und zögert nicht lange, dafür über Leichen zu gehen. Die beiden Freunde werden nach und nach zu Rivalen.

Es scheint, als hätte Brave Story sich zu viel vorgenommen. Man wollte unbedingt eine möglichst epische Welt erschaffen, die offensichtlich an Fantasy-Rollenspiele erinnert. Graphisch sieht das alles zwar nett aus, aber die gezeichnete Welt wird nicht mit Leben gefüllt. Nie weiss man, wo man sich aufhält und mit welchem Volk man es zu tun hat. Folglich fehlt ein triftiger Grund zum Mitfiebern. Man hetzt von einem Szenario ins nächste. Kaum hat man die Kulisse bestaunt, ist man bereits bei einer anderen. Zurück bleibt nichts Halbes und nichts Ganzes: Weder ein befriedigendes Fantasy-Abenteuer, noch ein mitreissendes Familiendrama. Die Schicksale von Wataru und Mitsuru werden nie richtig ausgearbeitet. Als wollten die Filmemacher möglichst schnell den schnöden Alltag verlassen und ins Phantasie-Reich ziehen.

In seinem Kern hat Brave Story eine sinnige, wenn auch abgenutzte Botschaft, die da lautet: Man kann sich nicht einfach wünschen, was immer man will, ohne mit entsprechenden Konsequenzen rechnen zu müssen. Nichts im Leben ist umsonst. Damit stellt der Film eine durchaus interessante moralische Frage, die sich in der Rivalität zwischen Wataru und Mitsuru spiegelt. Leider wird dieser Konflikt nicht mit dem nötigen Inhalt unterfüttert; er bleibt hohl. Der Film vergaloppiert sich in seiner eigenen, phantastischen Welt und verliert das Wesentliche aus den Augen. So bleibt Brave Story letztlich nicht mehr als eine Skizze. Eine schicke und gut gemeinte Skizze, die leider nicht einlösen kann, was sie verspricht.

Trotz dieser Mängel dürften sich jüngere Semester gut unterhalten fühlen. Aus den genannten Gründen kann ich allerdings keine klare Empfehlung aussprechen.

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