Der Fänger (1965)

Das Schweigen der Schmetterlinge

Hollywoodregielegende William Wyler überrascht thematisch recht ungewöhnlich für ihn und allgemein weit seiner Zeit voraus Mitte der 60er mit diesem stilvollen und sehr cleveren Serien“sammler“vorläufer, in dem ein stark und unheimlich nuanciert aufspielender Terence Stamp (den man so jung gar nicht kennt!) eine junge Frau betäubt und in seine ländliche Villa verschleppt, wo sie wochenlang im Keller eines Nebengebäudes festgehalten und sich gegenseitig „kennengelernt“ wird… 

Stockholmsyndrom done rare

Für mich ist „Der Fänger“ aka „The Collector“ nicht weniger als Spannungskino mit Anspruch, ein (Mehr-als-nur-)Thriller der Extraklasse, eine der zu unrecht eher unbekannten und höllisch unterschätzten Daumenschrauben seines Jahrzehnts. Psychologisch wie gesellschaftlich mit Explosionsgarantie. Für mich auf dem Level von Highlights und bekannteren Großtaten wie „Peeping Tom“ oder „Wait Until Dark“. Wyler verbindet hier klassisches Hollywood für das er steht wie wenige andere mit einem Blick in die Zukunft des Suspensekinos und der Serientäter, die man bis heute massenhaft im Kino kennt. Aber dramatischer und erwachsener. Spannend. Reif. Vielschichtig. Tragisch. Ein Gourmethappen. Kompakt und on point trotz satten zwei Stunden. Elegant und beängstigend. Raffiniert und gefährlich. Vielleicht zu gefährlich und absonderlich für den Mainstream. Ein psychologisches und gesellschaftlich-klassentechnisches Kabinettstück. Gegen alle Gewohnheiten und Vorurteile. Und weit mehr/weniger als ein „Serienkillerchiller“. Angst und Anspannung kommen hier schleichend und bleiben dafür umso länger, noch weit über den Abspann hinaus. Und Samantha Eggar ist schlicht atemberaubend.

Unüberwindbare Differenzen

Fazit: Machtspiel, Kindnapthriller, Psychogramm, Gesellschaftsgemälde, Kellerkind, Horrorszenario, Gothicgrusel… Wyler formt diesen Serienkillerkrimi meisterlich ganz nach seiner klassischen Fasson - und erwirkt dadurch etwas gänzlich Geniales, Gewinnbringendes und Zeitloses!