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Als titelgebende „Sniper“ krauchen Billy Zane und Tom Berenger durch den Dschungel von Kolumbien.
Allerdings beginnt der Film erstmal in Panama, wo Scharfschütze Thomas Beckett (Tom Berenger) und sein Spotter einen Auftrag erledigen. Die Zielperson segnet das Zeitliche, die Flucht verläuft reibungslos, doch die Führungsebene baut Mist: Der Helikopter kommt tagsüber und nicht nachts, weshalb die Verfolger den Landeplatz finden, das Feuer eröffnen und Becketts Spotter töten. Atmosphärischer Beginn, auch wenn es eine uralte Story ist, erstmal den Helfer des Helden wegzuknallen, damit der etwas tragischer rüberkommt.
Zurück in Amerika bekommt Beckett seinen nächsten Auftrag: Einen kolumbianischen Drogenlord ausknipsen. Allerdings will man ihm keinen gewöhnlichen Spotter zur Seite stellen, sondern einen zweiten Scharfschützen, den jungen Richard Miller (Billy Zane). In bester Actionfilmtradition wehrt sich Beckett mit den üblichen Begründungen gegen den Jungspund, da dieser noch nie im Dschungel war, nur theoretische Erfahrung hat usw.

Doch (ebenfalls in Actionfilmtradition) werden Becketts Einsprüche von den Vorgesetzten geflissentlich übergangen und er muss mit seinem Partner, der offiziell auch noch sein Vorgesetzter ist, in den kolumbianischen Dschungel. Bei der Suche nach der Zielperson geht es nicht ganz spannungsfrei zwischen den beiden Scharfschützen zu, was die Mission nicht unbedingt erleichtert…
„Sniper“ setzt seine Action sehr sparsam ein – leider zu sparsam. So geht es erst gegen Ende richtig rund, wobei die Feuergefechte meist auch immer sehr schnell vorbei sind. Das ist schade, denn von der Inszenierung her kann man nicht meckern. Die Schießereien sind spannend inszeniert, sehen optisch hübsch aus und auch die Einschüsse können sich sehen lassen. Die finale Befreiung ist allerdings enttäuschend simpel geraten und ist kein würdiger Showdown. Allerdings sollte man den Film nur ungekürzt sehen, denn in der deutschen Fassung wurde die nicht besonders große Actionmenge noch mal reduziert.
Während die Action leider nicht so sehr herausragen kann, so ist die Atmosphäre sehr dicht. Regisseur Luis Llosa zeichnet mit sehr viel Flair ein Bild vom undurchdringlichen Dschungel Kolumbiens, in dem an jeder Ecke Gefahr zu lauern scheint. Dadurch wird die Geschichte der beiden Scharfschützen auch recht spannend, wobei Llosa in diversen Einzelszenen (Anschleichen eines gegnerischen Snipers, Überquerung einer stark bewachten Wiese) die Spannungsschraube in (für ein B-Movie) überraschende Höhen treibt und den Zuschauer wirklich fesselt.

Ansonsten kann man dem Sniper-Duo noch beim Philosophieren über die eigene Tätigkeit zuschauen. An sich keine schlechte Sache, denn die Gespräche über das Scharfschützenleben tragen zur Atmosphäre bei und sorgen auch für etwas Charaktertiefe. Allerdings reitet „Sniper“ teilweise etwas zu sehr auf diesem Aspekt herum, so dass die Zwei-Mann-Gesprächsrunde die an sich spannende Story stellenweise etwas ausbremst. Zum Glück sind es allerdings nur ein paar Stellen.
Tom Berenger gibt eine gute Leistung in der Söldnerrolle ab, aber Billy Zane ist noch etwas besser. Er verleiht seiner Figur mehr Facetten, was aber auch am Drehbuch liegt. Denn Beckett ist der eiskalte Profi mit jahrelanger Erfahrung, während sich bei Miller noch deutliche Unerfahrenheit, aber auch Skrupel beim Töten zeigen. Die Nebendarsteller machen auch einen guten Job, darunter J.T. Walsh in einer Minirolle als Chef der beiden Sniper.

Alles in allem ist „Sniper“ trotz kleinerer Längen ein ganz unterhaltsamer und recht spannender B-Actionfilm, aber zum Genrehighlight reicht es noch nicht, da die Menge der Shoot-Outs zu gering ist

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