Review

"Sniper" und "Duell - Enemy at the Gates" sind die absoluten Referenzen im Subgenre "Scharfschützenfilm", allzu viele gibt es davon auch nicht. Leider sind die deutschen Versionen gnadenlos zensiert, so dass man auf die Originalversion oder die holländische DVD ausweichen sollte, um den Film voll genießen zu können.
Es existieren weltweit mehrere Fassungen des Films, so wurde der Film für den Milliardenmarkt China angepasst, es fehlen US-Militärs in Uniform, und der Film wurde auch anders geschnitten.

Master Gunnery Sergeant Beckett (Tom Berenger) ist der beste Scharfschütze des Marine Corps. Er tötet mit eiskalter Präzision. Sein Motto ist: Ein Schuss, ein Treffer ("one shot, one kill"). Er tötet in illegalen, dem US-Kongress unbekannten verdeckten Missionen Drogenbarone und putschwillige Militärs. Im Gegensatz zu seinen Spottern (Beobachter, Partner des Scharfschützen) hat er bisher jeden Einsatz überlebt. Als ihm der Grünschnabel Miller (Billy Zane) für einen Einsatz zugeteilt und auch noch mit dessen Führung betraut wird, steht die Mission unter keinem guten Stern. Doch Miller lernt dazu, und gemeinsam machen sie Jagd auf den Drogenbaron Ochoa und General Alvarez, der sich an die Macht putschen will.
Aber die Privatarmee des Drogenbarons ist nicht leicht zu bezwingen...

Der Film lebt hauptsächlich von seiner Atmosphäre, die durch den undurchdringlichen Dschungel und die realistische Geräuschkulisse keine Langweile aufkommen lässt. "Sniper" ist durchgehend spannend und hat keine Durchhänger, obwohl man kein Actionfeuerwerk erwarten darf. Blut fließt bzw. spritzt trotzdem häufig, und einige Zeitlupeneinschüsse waren den deutschen Zensoren leider mal wieder zu blutig oder brutal.
Man sieht häufig durch die Absehen der verschiedenen Scharfschützen und möchte am liebsten selbst abdrücken
:-) Für Sniper-Fans ist dieser Film (uncut) also eine Augenweide.
Der niedrige Bekanntheitsgrad des Films hängt sicherlich auch damit zusammen, dass (feindliche) Scharfschützen, sowohl von Zivilisten als auch vom Militär, verachtet werden, weil sie aus sicherer Entfernung (und getarnt) auf ahnungs- und hilflose Opfer schießen. Daher könnten auch die hohe Freigabe (Indizierung) und die trotzdem noch angewandte Zensur der deutschen Fassung herrühren, denn Militärfilme und vertretbare Tötungen durch Soldaten werden von der FSK eher milde behandelt (siehe Kriegsfilme, z.B. "Der Soldat James Ryan", "Duell-Enemy at the Gates", "Der Legionär" (FSK12), "Stalingrad" (FSK12)).

Die Geschichte erscheint mir absolut glaubwürdig, da es ja mittlerweile bekannt sein dürfte, dass die USA sich nicht immer an Gesetze halten und sich gerne mit der CIA oder verdeckt operierenden Kommandos in fremde Staatsangelegenheiten einmischen.
Tom Berenger spielt gewohnt grandios, aber auch Billy Zane kann überzeugen. Der Wandel vom arroganten Großstadtmilchbubi zum eiskalten Dschungelscharfschützen ist einen Blick wert
:-) Berenger nimmt man seine pessimistische Einstellung absolut ab, genauso wie Zane, der noch Pläne hat, aber erkennt, dass manche Dinge sein müssen. Psychologische Aspekte werden gezielt eingestreut, ohne dabei die Spannung zu unterbrechen oder den Film in eine andere Richtung zu lenken.

"Sniper" ist für Militär- und Scharfschützenfans Pflichtprogramm und zu Unrecht so unbekannt, das mag damit zusammenhängen, dass der Streifen in der zerschnittenen Kaufhausversion natürlich auf den Sondermüll gehört (danke, deutsche Zensur!). Die US-DVD und die NL-DVD (die leider nur holländische Untertitel hat) sind dagegen uneingeschränkt zu empfehlen.

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