Hong Kong ist ganz schön arm dran.
Der Stadtstaat hat nichts. So gut wie nichts. Natürliche Ressourcen sind rar. Daher lebt Hong Kong größtenteils vom Import.
Das Wasser wird aus der VR China importiert, das Obst stammt aus Thailand, und die Autos kommen aus Japan.
Um das zu finanzieren ist neben der Filmindustrie vor allem der Tourismus eine essenzielle Einnahmequelle für die Sonderverwaltungszone Chinas.
Dieser soll natürlich aufrecht erhalten werden und daher sollen immer mehr reiselustige Ausländer auf die exotische Metropole aufmerksam gemacht werden.
Ein von „The Travel Channel“ produzierter Dokumentarfilm soll dabei Lust auf mehr machen.
Um diese Stadt dem potentiellen Touristen noch zugänglicher zu machen wird dabei auf einen Reiseführer nicht verzichtet, und wer wäre dabei speziell für diese kurze Besichtigungstour besser geeignet, als Hong Kong’s größter Stolz, Jackie Chan?
Jackie Chan wird mittlerweile als Vertreter des chinesischen Volkes angesehen und Hong Kong gilt ohnehin als DAS Eingangstor zur chinesischen Kultur; die Wahl auf Jackie Chan war dementsprechend nur logisch.
Und so werden dem potentiellen Touristen in etwa 40min die populärsten Sehenswürdigkeiten von Jackie Chan (aber auch einem auktorialen Erzähler) präsentiert und erklärt.
Besonders viel Wert legt Jackie dabei die Speisemöglichkeiten zu verdeutlichen, und besucht diverse Restaurants, präsentiert das (noch) lebende Futter am Markt und gönnt sich selbst einige kleine Stärkungen. Ist er mal nicht im Bild, sehen wir jede Menge kaukasische Touristen, wie sie die exotischsten Gerichte und Snacks im wahrsten Sinne des Wortes auseinander nehmen und im Munde verschwinden lassen.
Ist wieder Jackie im Bild, geht es auch wieder auf kleine Reisen, sei es in einem Boot, einem Wagon, oder in Jackies dicken Mercedes.
Hierbei führt er uns zu diversen Antiquitäten-Läden, Hotels, Wahrsagershops, zu einem Fußmassage-Center, buddhistischen Einrichtungen und selbstverständlich auch zu einer Martial Arts-Schule.
Überall erläutert Jackie worauf es ankommt, wo man ganz besonders aufpassen muss, und gesteht dabei noch einige persönliche Vorlieben und Abneigungen.
Natürlich ist Jackie Chan nicht der einzige, der hier zu Wort kommt, auch unzählige Touristen geben ihre Begeisterung kund, sowie einige Hotel-Chefs und sonstige Wirtschafts-Gurus.
So weit so gut, am Ende der Dokumentation ist man auf jeden Fall schlauer als vorher, und seinen Zweck wird dieser Film bei reiselustigen Entdeckern ohnehin erfüllt haben; doch Leute wie ich, mit dem eher bescheiden gefüllten Geldbeutel, die sich solch eine Reise trotz allem nicht leisten könnten, bleiben etwas unbefriedigt zurück, hätten sie doch zumindest am Bildschirm noch etwas mehr von der Stadt gesehen.
Enttäuschend ist zum Beispiel, dass dem Nachtleben von Hongkong gerade mal etwa eine Minute für kurze Statements von Touristen wie „es ist voll toll hier“ gelassen wird, nur um schnell wieder über die Beschäftigungsmöglichkeiten am Vor- und Nachmittag zu berichten.
Ebenso sind die immer wieder vom Erzähler eingefügten Rückblenden auf die wichtigsten Stationen von Jackie’s Leben ermüdend für Leute, die schon sämtliche Jackie-Dokus gesehen haben.
Zum 482sten Male bekomme ich hier nun eingetrichtert, dass Jackie Chan in ärmlichen Verhältnissen aufwuchs, und sich erst in der Filmbranche hocharbeiten musste.
Als ebenso nervig, wenn auch gut gemeint entpuppen sich die Übergangs-Blenden wo Jackie mal wieder für 2 Sekunden irgendwelche Kampfkunst-Bewegungen ausführen darf.
Naja, Freigabe „Ohne Altersbeschränkung“, was erwartet man da?
Schade vor allem aber ist, wobei man da dem Film keinen Vorwurf machen kann, das rückblickend doch recht frühe Entstehungsjahr.
2001 gab es noch nicht die „Avenue of Stars“ in Hong Kong, genauso wenig wie die große Bruce Lee-Skulptur, die auf jeden Fall noch interessante Reiseziele für Jackie Chan gewesen wären.
Aber ich betrachte diese Dokumentation schon wieder zu sehr aus Sicht eines Filmfans, dem das Portemonnaie einfach zu klein ist, um den ganzen sehenswürdigen Rest hautnah zu erleben.
Der Otto-Normalbürger mit überflüssigen 100 € - Scheinen unterm Bett dagegen dürfte nach dieser Dokumentation noch am selben Tag die Koffer packen.
Wenn man es vorher nicht wusste, weiß man es nun: Hong Kong ist ein attraktives Reiseziel für jeden Touristen.