"Mein Führer" wird ja recht gerne als geplazter Ballon betrachtet. Monatelang wurde er aufgeblasen, Skandale wurde in der Zeitung veröffentlicht und am Ende ist alles so lustig wie eine Socke mit Loch. Dass sich Danyi Levy hier an ein gewagtes Thema ranpirscht sei unabwendbar, aber hätte er es mit der nötigen Portion Ironie gewürzt hätte, wäre alles besser geworden.
Der Titel verspricht die wirklich wahrste Wahrheit über Hitler, tatsächlich ist das Thema etwas sehr weit aus der Luft gegriffen. Hitler bekommt wegen seelischer Deppressionen einen Juden aus einem seiner KZ als Motivator und Trainer geschickt, damit er wieder eine seiner großen Reden halten kann. Dabei baut er so etwas wie eine Art Freundschaft zu seinem Trainer Adolf Grünbaum (Eine von Ulrich Mühes letzten Rollen) und erzählt ihm unglaubliches, dass er z.B gar nichts gegen die Juden hätte und solche Brüller. Derweil bekommt Grünbaum ein wenig Ärger mit seiner Familie, die in Hitler trotz allem den Schlächter sieht und Grünbaum dazu zwingt, ihn irgendwie umzubringen.
Ob das alles an Geschmacklosigkeit grenzt sei dahingestellt, an Charlie Chaplins bisher unübertroffene Satire "Der großte Diktator" kommt das alles nicht mal ansatzweise ran, dazu ist es nicht annährend subtil und der Humor wird einem hier und da mit dem Holzhammer eingeschlagen. Für den deutschen Humor der letzten Jahre fast schon typisch. Helge Schneider gibt hier eine nette Leistung, obwohl man ihn manchmal ansieht, dass er nicht unbedingt riesigen Spaß an seiner Rolle hatte. Und das Hitler-Typische ausrasten hat er leider nicht ganz so gut drauf wie z.B Chaplin. Gut, man soll einen deutschen Film ja auch nicht unbedingt mit einem DER Filme schlechthin vergleichen, aber das scheint in dem Zusammenhang fast unausweichlich, weil Chaplin eben der Erste war der sich das getraut hat und er damit immerhin so etwas wie einen Maßstab erstellt hat. Dass sich Levy traut, sich dagegen zu messen, ist lobenswert, nur die ist die Art und Weise wie er das macht nicht so lobenswert. Gegen Anfang wirkt fast alles wie ein ganz normaler Historienfilm oder ein Drama, im nächsten Moment schllägt es in eine Reihe Slapsticks um. Levy war sich wohl nicht allzu bewusst was er denn nun hier erschaffen will, ein zeitgenößisches Drama oder einen Slapstick-Film ohne Ironie. Zu ersterem fehlt Levy der Ernst, zu zweiterem die nötige Portion Feinsinn und nicht zuletzt auch ein Zeitgefühl. Man kann nicht in der ersten Szene den Juden Grünbaum zeigen, wie er in einer Dusche darauf wartet, dass Gas aus dem Duschkopf erscheint und er sich abschließend drüber freut, dass es doch nur Wasser ist, und in der nächsten Szene Hitlers Hund, der sich sexuell an diesem vergeht. Da passt alles irgendwie nicht, der Humor ist dann doch zu abgedreht um nachvollziehbar zu wirken. Auch das Ende ist relativ eigenartig, es endet alles mit dem Tot Grünbaums, ob der Film damit überhaupt einen weiteren Sinn hatte bleibt unerklärt, auf jeden Fall ist man am Ende des Films genauso schlau wie vorher, irgendeine Erkenntnis brachte das nicht und die Augen wurden auch nicht geöffnet, weil es nichts zu erkennen gab. Es ist rein zu offensichtlich dass dies ein Spaßfilm sein soll, der sich einfach gegen Hitler stellt mehr aber auch nicht, wie gesagt, der Hauch Ironie fehlt.
Nach all dem schlechten mal zu den guten, einige Gags sind wirklich ganz lustig und auch die wenigen Special-Effects sind echt nicht von schlechten Eltern. Auch die Schauspieler tun ihr bestes, keiner, aber auch echt keiner ist schlecht gewählt. Das ist schon löblich, sind in anderen deutschen Filmen doch mindestens zwei Flietspiepen dabei, die man sich von der Leinwand wünscht.
Fazit
Nicht unbedingt vollkommen misslungen, aber auch nicht gelungen. Dieser Film kann sich nie richtig zwischen Drama und Komödie entscheiden und für eine Tragödie überlappt einer der beiden Genres hier und da zu sehr. Lachen und Schmunzeln tun man relativ oft und die Schauspieler sind auch gut, aber der erhoffte Knüller wurde es nicht.
6/10