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  Es gibt von Zeit zu Zeit große Filme, die derart groß sind, dass man dies einfach anerkennen muß. Diese Filme müssen nicht in die Listen der besten Filme aller Zeiten kommen, da sie dafür eine einfach zu belanglose Geschichte erzählen. Diese Filme müssen nicht einmal in die Listen mit den Lieblingsfilmen von Zuschauern und Fans kommen. Aber man muß einfach anerkennen, dass diese Filme einfach zeitlose Klassiker von formaler Perfektion sind. Man muß anerkennen, dass wenn man den Film genau so heute drehen würde, er genaus so fesseln würde wie damals.

In diese Kategorie fallen mir auf Anhieb höchstens eine Handvoll Filme ein: Die Spur des Falken von John Houston als prominentestes Beispiel und da wir hier eine Rezension über The Hustler (so der Originaltitel dieses Films) lesen natürlich auch Haie der Großstadt.


Alleine die Eröffnung des Films mit einem fast halbstündigen Marathon-Billard-Match zwischen dem Protagonisten Fast Eddie und dem übermächtigen Minnesota Fats lässt jedem Filmfan und Zuschauer die Zunge schnalzen. Lächelnd nimmt man den Verlauf des Matches wahr und denkt sich die ganze Zeit über: Ist das Cool! Ist das Cool!Und ist das spannend.
Danach kommt der Absturz des Protagonisten. Und er ist kein richtiger Sympathieträger, eigentlich ist er ein gefühlskalter Egomane, der es gerne in Kauf nimmt, dass sich die Frau an seiner Seite zu Grunde richtet. Erst allmählich weicht dieser harte Kern auf.
Eddie Felson wird von einem jungen Paul Newman fast perfekt verkörpert. Denn obwohl er ein Arsch ist, so bleibt dieser Charakter glaubhaft und menschlich, dadurch sehr sympathisch.Seine Freundin wird von Piper Laurie verkörpert, die ihrer Rolle einen Hauch von Zerbrechlickeit verleiht, wie sie damals höchstens von Elisabeth Taylor gespielt werden konnte. Zwar spielt Piper Laurie ein ums andere mal recht unbeholfen, doch hat sie eine derart dankbare Rolle und einen großartig führenden Regisseur, dass es eine Wonne ist, ihr zuzuschauen.George C. Scott spielt seine Rolle relativ souverän und Jackie Gleason muß nur am Billard-Tisch glänzen.

Ein Riesenlob gebührt hierbei Robert Rossen, dem Regisseur, von dem man weder vorher noch nachher noch mal großartig etwas hört. War er eine Eintagsfliege, hat er sich dann andere prioritäten gesetzt? Man weiß es nicht....

Als dann schließlich Eddie sich wieder berappelt hat und wieder oben stehen könnte, ist es irgendwie zu spät, er hat einen zu hohen Preis dafür bezahlt. Er gewinnt, weil er gar nicht(s) mehr verlieren kann.
Insofern ist The Hustler nicht nur ein großartiger Zocker-Film, er ist auch hochmoralisch und verdammt intelligente Kost. Immer wieder wird in kleinen Momenten gezeigt, was eigentlich alltäglich ist, wenn man vergisst, über seine eigenen Sorgen sich auch mal um den Nächsten zu kümmern. Als es zum finalen Showdown kommt, ist es dann eigentlich gar kein Showdown, es ist eine Seelische Reinigung für Eddie, was aber dennoch genialerweise sehr spannend demonstriert wird.

Was The Hustler neben seiner genialen Inszenierung, dem grandiosen Drehbuch, den souveränen Dartsellern, den glaubwürdigen Charakteren, ihren echten und authentischen Dialogen sowie ihrer Entwicklungen auszeichnet ist seine Atmosphäre: Perfekter geht es kaum.

Rossen achtet auf jedes Detail, und das macht The Hustler zu einem absoluten Meisterwerk. Zu einem Ausnahmewerk, das den Genreklassiker Cincinatti Kid beeinflusste und noch heute als Vorbild jeglicher Zockerfilme dient.
Ganz großes Kino, auch ohne Happy End ein Happy End zu haben, ist dabei nur ein kleiner Beweis für die Ausnahmestellung dieses Films.

10 Punkte

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