Review
von Alex Kiensch
Aus der goldenen Ära der aufwendigen Hollywood-Musicals stammt diese berühmte Liebes- und Musikgeschichte über die singende Trapp-Familie, die im Österreich der aufkeimenden Nazi-Zeit zueinander findet und schließlich in einer spektakulären Aktion fliehen muss: Die junge Nonne Maria (Julie Andrews) beginnt als Kindermädchen für die sieben Kinder des Barons von Trapp (Christopher Plummer). Nicht nur die Kinderschar schließt die ungewöhnliche junge Frau schnell ins Herz, auch der Baron verliert sein Herz an sie. Doch wie so üblich gibt es einige Verwicklungen zu überstehen - und in diesem Fall viele Lieder zu singen - bis die Familie glücklich miteinander wird.
Dieses Roger-und-Hammerstein-Musical war schon am Broadway ein Riesenerfolg, weshalb eine Verfilmung mit namhaften Stars im Grunde nur eine Frage der Zeit war, zumal die 60er-Jahre ja nach den 30ern eine zweite Hochzeit für verfilmte Musicals in Amerika darstellten. Und so reihte sich auch „The sound of music" (der wesentlich schwächere deutsche Titel lautet „Meine Lieder, meine Träume") in die lange Riege erfolgreicher Musicalfilme aus Hollywood ein. Mit Julie Andrews als so hübscher wie charismatischer Hauptdarstellerin, Christopher Plummer als strenger Baron, dessen Emotionalität es aufzudecken gilt, und durch die Bank starken Kinderdarstellern erzählt der Film eine mitreißende Geschichte über Liebe, Orientierung im Leben und Charakterstärke. Die Verquickung von persönlicher Entwicklung und politischem Kontext gelingt recht gut, auch wenn Geschichts-Puristen monieren könnten, dass der ernste historische Hintergrund etwas zu blass und beinahe beiläufig thematisiert wird.
Aber „The sound of music" will ja durchaus weniger Historien-Drama als Liebes-Musical sein, und diese Funktion erfüllt er voll und ganz. Mit schmissigen, teils heute noch berühmten Songs und umfangreichen Gesangseinlagen entwickelt er von Beginn an eine heiter-naive Fröhlichkeit, die mit familientauglichen Gags, pointierten Dialogen und überzeugend entwickelten Charakteren zu unterhalten weiß. Besonders die erste Hälfte bis zum damals für längere Filme üblichen Intermezzo vergeht wie im Fluge vor lauter Spaß, Musik und Tanz.
Klar, mit 167 Minuten Laufzeit ist „The sound of music" vielleicht etwas zu lang geraten. Vor allem in der zweiten Hälfte schleichen sich einige gedehnte Szenen ein - selbst die romantische Liebeserklärung zwischen Trapp und Maria fällt arg kitschig und in ihrer Inszenierung umständlich und langwierig aus. Schade, ist das doch eigentlich eine der emotionalsten Szenen des Films. Auch kommen einige psychologische Entwicklungen, zum Beispiel das Auftauen des strengen Vaters, zu platt und klischeehaft daher (das allerdings wird entschädigt durch die interessante Nebenfigur des jungen Briefträgers, in den die älteste Tochter verliebt ist, und der sich vom unsicheren Bürschchen zum überzeugten Nazi-Mitläufer wandelt).
Dennoch überzeugt der Film insgesamt als familienfreundliche Unterhaltung mit tollen Landschaftsaufnahmen, schwungvoller Musik, farbenprächtigen Weichzeichner-Bildern und einer ein wenig überfrachteten, aber spannenden Geschichte. Zwischen den berühmtesten 60er-Musicals nimmt „The sound of music" nicht nur einen der kommerziell und künstlerisch erfolgreichsten Plätze ein, sondern auch einen der schönsten und anrührendsten. Für Genre-Fans also ein echter Klassiker.