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Der Funke will bei „Michael Clayton“ einfach nicht so recht überspringen. Sonderlich ansprechend ist er auch nicht und schon gar kein Mainstream-Kino. Oder doch? Er scheint sich nicht entscheiden zu können, ein Film mit Anspruch oder Unterhaltung. Wir pendeln hier so im Nichts, als wolle sich hier niemand entscheiden und auf gar keinen Fall etwas falsch machen. Auf Verwunderung stoßen die nach Schema F konstruierten Charaktere nicht, da wäre einmal dieser klassischer Stereotyp: Michael Clayton, schön, cool, Single, leider etwas überschuldet, durch seine Vorliebe zum Glückspiel (irgendwo muss ja auch Dramatik herkommen); so scheint ihn jeder zu mögen, aber die Regel bestätigt ja bekanntlich die Ausnahme: Er lebt geschieden von seiner Frau, sein so ungefähr 12-jähriger Sohn ist das Resultat ihrer Ehe (noch so ein Stereotyp). Dem entgegen steht Claytons Beruf in einer Anwaltskanzlei, für die er an der Klage gegen die Farmindustrie arbeitet.

Die Arbeit gegen die Farmindustrie Seiten Claytons, bleibt nur Aufhänger für eine Klischeeverseuchte Thriller-Handlung. Das aufgeworfene Sujet, wird nach einer immerhin soliden Einleitung ignoriert, scheint völlig irrelevant für das Voranschreiten des Films und findet schließlich Verwendung im nur allzu glatten „Happy-End“, wo es doch nicht einmal eins sein will. Regisseur Tony Gilroy gewährt weder Einblick in das System der Farmindustrie, noch das der Justiz-Behörde. "Michael Clayton" scheitert schon an der Zeichnung der  Problematik. Gilroy ist da drüber hinaus leider akribisch damit beschäftig seinen Film "schön" aussehen zu lassen, so etwa arbeitet er mit vielen Charakteren, vielen Nebenhandlungen, macht es dem Zuschauer gänzlich schwer den Überblick zu halten und ganz allgemein Zugang zum Geschehen gewinnen zu können. 

Immerhin bewart Gilroy seine „Ehre“, kann gerade noch so die totale Katastrophe verhindern indem er den Versuch startet, wenn auch halbherzig,  Clooney zum Dreh- und Angelpunkt zumachen. Es bleibt bei dem Versuch, bittere Konsequenz ist, dass „Michael Clayton“ von einem Klischee zum anderen übergeht. Besonders böse stößt es dann auf, wenn sich der Film zum Ende fast ausschließlich mit eindimensionalem Emotionskitsch und Holzhammerdramatik bis zum Schluss durchhangelt.  

Die Schwerpunktverlagerung zugunsten eines halb garen „Jäger und Gejagten –Spiel“ mag verständlich und entspricht der Logik des modernen Films und den Vorlieben der heutigen Kinogänger, zerstört aber jedoch den Aufbau des Spannungsbogens vollends. Klar lässt auch Clooney die Chance ungenutzt, sich mal als Charakterdarsteller zu beweisen, wobei sich die Filmcrew zu sehr auf seine Präsenz stützt, na ja, in Zukunft sollte Georg Clooney wohl doch wieder solchen Stoff bringen, bei denen die Zuschauer in Massen wegen ihm ins Kino strömen, das Potenzial wird hier auf jeden Fall hoffnungslos verschenkt.      

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