In den letzten Jahren verfolge ich die Karriere von George Clooney mit großem Interesse und finde da an fast allen Streifen großes Interesse, zumindest an den neueren. Sei es nun „Syriana“, „Good Night and Good Luck“, oder „The Good German“, ich kann mit all seinen Werken etwas anfangen und sie treffen meinen Geschmack. Bei einigen jüngeren Streifen, wie den Oceans Filmen kann ich noch nicht mitreden, möchte dies aber in nächster Zeit noch ändern, genau wie bei „Ein verlockendes Spiel“ und „Burn After Reading“.
Für die Frauen ist Clooney ein Schwarm, für mich ein guter Schauspieler mit Hirnschmalz.
In „Michael Clayton“, schlüpft George Clooney in die Rolle des Anwaltsberaters einer Kanzlei, dessen Freund mit einem sehr langwierigen Fall betraut ist. Dieser behandelt eine Klage gegen einen Chemiekonzern, wobei er den Konzern vertritt und nicht die Opfer. In den Jahren der Ermittlung und der Verhandlungen kamen ihm Zweifel an der Unschuld seiner Klienten und durch seine Krankheit, er leidet unter Manisch depressiven Anfällen, droht er daran zu zerbrechen, zumindest glaubt dies Clayton und all die übrigen der Kanzlei. Clayton soll seinen Freund, Anwalt Arthur Edens (Tom Wilkinson) zur Vernunft bringen, doch das ist gar nicht so einfach. Erst viel zu spät erkennt Clayton die Tragweite des Falles und die Gefahr in der Arthur steckt…
Ich glaube, um den Film in all seinen Fassetten zu beleuchten bin ich nicht geeignet genug, denn was sich meinem Auge präsentierte war ein komplexer Film mit Hintersinn und tief gehender Charakterzeichnung. Auf eine Art bin ich von diesem Film überwältigt, was zum einen in der Inszenierung begründet liegt, sowie den Leistungen der Darsteller. Ich halte George Clooney für einen sehr guten Schauspieler, doch hier kommt er erst an Stelle zwei. Die absolut überragendste Leistung erbringt Tom Wilkinson und ich finde es sehr schade, dass er dafür nicht mit einem Oscar geehrt wurde. Besonders begeisterte mich der einleitende Monolog, dem ich gebannt folgte und wo man Wilkinson ja überhaupt nicht sieht, sondern nur seiner Stimme vernimmt, die einen Dialog von einer Emotionalität und Präzision schmettert, wie ich sie nur allzu gern höre. Wahrhaft beeindruckend wird es dann in vielen Dialogen mit Clooney, der seinerseits eine Leistung zeigt, wie ich sie in den letzten Jahren von ihm schätzen gelernt habe. Das Sonnyboy Aussehen hat er immer noch, doch er vermag es seinem dargestellten Charakter die nötige Glaubwürdigkeit zu verleihen und in emotionalen Szenen sehr zu punkten. Bei ihm mag ich die letzte Szene, im Taxi. Wo er zuerst angespannt sitzt und zeigt wie mies die ganze Bagage doch ist. Dann jedoch entspannen sich seine Züge und er scheint sogar zu lächeln. Seine Gedanken kann man hier sehr gut erraten und ein Darsteller, der das ohne Worte schafft ist ein guter. Clooneys Gegenspieler ist Tilda Swinton, die für ihr Schauspiel die begehrte Trophäe, den Oscar, bekam. Warum, erschließt sich mir nicht in allen Einzelheiten. Zum einen, weil ihre Präsenz vergleichsweise gering ist, zum anderen, weil ich das Gefühl habe, die Rolle hat emotional gesehen nicht die nötigen Vorraussetzungen. Dennoch vermag es Miss Swinton ihrem Part Format zu verleihen und ihre Pedanterie zu verdeutlichen, sowie ihren Mangel an Skrupel. Zu den genannten Drei gesellt sich Sydney Pollak in seiner vorletzten Rolle. Sein Verlust ist ein Schmerzlicher, für die Welt der Regisseure wie auch Schauspieler, denn Pollack hatte eine ganz eigene Ausstrahlung und Präsenz. Ich mochte ihn stets und er bereichert „Michael Clayton“ ebenso.
Tony Gilroy war vor diesem Film vornehmlich als Drehbuchautor tätig. So verfasste er beispielsweise das Drehbuch zu „Lebenszeichen – Proof of Life“, den Thriller mit Russel Crowe und Meg Ryan und er wirkte an den drei Jason Bourne Filmen „Die Bourne Identität“, „Die Bourne Verschwörung“ und „Das Bourne Ultimatum“ mit. Mit „Michael Clayton“ gab er seinen Einstand als Regisseur und ihm ist gleich ein großer Wurf gelungen. Er muss gute Lehrer gehabt haben, oder ein natürliches Talent, denn seine Inszenierung kann ich nur als überaus gelungen betrachten. Er bringt die Charaktere sehr gut ein und dem Zuschauer nahe, was ich sehr gut finde. Und er schafft es ihnen verschiedene Fassetten zu verleihen. Die Schwierigkeit, so etwas einzubringen und dabei nicht den Faden zu verlieren, oder den Blick für das Wesentliche ist ein gutes Beispiel für Können.
Was ich daneben ungemein packend finde ist die ruhige Inszenierung. Gilroy ergeht sich hier nicht in hektischen Szenen, er lässt den Zuschauer auch verweilen und zeigt ihm dann sehr ansprechende und gut gestaltete Bilder. Für Ruhe sorgt auch die ruhige Kameraführung. In der heutigen Zeit meinen die Filmemacher die Kamera immer in Bewegung zu halten. Das ist gar nicht nötig, vielmehr sollte die Bildkomposition stimmen und die Darsteller passend agieren.
Ein weiterer Punkt, der mich nicht selten Stört ist, dass bei vielen heutigen Filmen ständig eine Musikuntermalung zu hören ist und nicht selten spielt sich diese noch in den Vordergrund, wird also Szenen bestimmend. Dabei sollte die Musik doch die Stimmung einer Szene untermalen und nicht zum Selbstzweck verkommen. In „Michael Clayton“ lässt Tony Gilroy Minutenlang die Musik weg und kreiert eine packende Untermalung nur durch eine entsprechende Soundkulisse, wie das Surren eines Motors, den Geräuschen die in einem Auto ertönen, das Schnaufen von Pferden usw. Wenn dann Musik hinzukommt, dann geschieht dies meist dezent, jedoch fehlt es nicht an großen und aufreibenden Klängen, wenn es die Situation erfordert. Dabei hört der Zuschauer stets einen ungemein melodischen Score, der seine Wirkung wahrlich nicht verfehlt und die Atmosphäre des Streifens nicht nur passend begleitet, sondern noch zusätzlich anhebt. Es begeisterte mich sehr, als ich am Ende meinen Lieblingskomponisten der neuen Filmperiode in den Credits las, nämlich James Newton Howard. Der Mann hat einfach ein erstklassiges Gespür für die passenden Melodien und eben das Talent überhaupt eine ansprechende Melodie zu komponieren. Für mich steht er gleich hinter Jerry Goldsmith, ich würde ihn aber auch mit Basil Poledouris vergleichen, der ebenfalls ein gutes Gespür für Melodien hatte, und mit dem er auf jeden Fall auf gleicher Stufe steht.
Wie Eingangs schon erwähnt, ist „Michael Clayton“ ein vielschichtiger Film. Er hat mich bis zum Schluss gefesselt, denn das Drehbuch ist sehr gut und unheimlich spannend inszeniert, das Geschehen spitzt sich zum Ende hin immer mehr zu. Die gebotenen Dialoge sind intelligent und die Darsteller der ersten Reihe agieren allesamt glaubwürdig. Zudem ist das Geschehen in sehr ansprechende Bilder gekleidet, die auf der Höhe der Zeit stehen, wo es aber ebenso althergebrachtes zu sehen gibt. Oben drauf setzt sich die Musik und Soundkulisse, die den letzten Schliff zu diesem Streifen bietet.
Tony Gilroy ist ein sehr guter Film gelungen, der mich jedenfalls ungemein zu unterhalten vermochte und auch emotional gesehen seine Wirkung nicht verfehlte.