Wenn wir mal ehrlich sind, ist das Vampirfilm Genre doch mehr oder weniger komplett ausgesaugt. Nichts was es noch nicht gab und zumeist belässt man es bei alten Klischees, die man schon zig mal, zumeist besser, gesehen hat. Erstaunlich also, dass ausgerechnet Michael Oblowitz, der zuletzt mit zwei billigst in Polen gedrehten Steven Seagal Filmen, dessen Karrieretiefpunkt markierte, etwas Neues versuchte. Nicht auszudenken, was ein größeres Budget, bessere Darsteller und ein wenig mehr Struktur hier hätten ausrichten können.
Die Story packt zunächst einmal so viel wie nur möglich zusammen und lässt dabei Nichts aus. Das die meisten dieser Dinge, für die Handlung absolut unbedeutend sind, ist Oblowitz erst einmal egal. Der Film spielt in der nahen Zukunft, auch wenn optisch eher alles an einen Film aus den 50er Jahren angelehnt ist. Der Staat, in dem die Handlung spielt, ist eine Art (jetzt wird’s kompliziert) kommunistische Diktatur mit offensichtlichen Anleihen bei den Nazis. Symbolik und Uniformierung sind eindeutig an die Nazi-Zeit angelehnt, das System selber scheint eher kommunistisch zu sein, und das nicht nur weil sich alle mit Genosse anreden.
Zu Beginn steht aber ein Mordfall in einem, ich würde mal behaupten irgendwo in Polen oder Tschechien gelegenen, Industriegebiet. Zwei Cops suchen eine Lieferwagen, finden diesen auch und stellen in einer Wohnung nicht nur fest, dass ein junges Mädchen zum Ausbluten an die Decke gehängt wurde, sondern der Mörder auch noch ein Vampir ist, der sich auch von ihren Pistolenkugeln nicht beeindrucken lässt und den einen der Cops kurzerhand tötet. Den anderen schmeißt er nur aus dem Fenster womit wir also unseren nominellen Helden haben.
Der wird zurück im Hauptquartier (ein Kellerraum irgendwo in Polen/Tschechien) erst mal darüber informiert, dass man schon längst von der Existenz von Vampiren weiß und diese ein Abkommen mit den Menschen getroffen haben, wonach sie sich nicht mehr von deren Blut ernähren. Circa 4000 Blutsauger gibt es auf der Welt und entstanden ist diese „Dark Species“ durch genetische Mutation, die klassische Übertragung mittels Blut gibt es aber natürlich auch.
Selbstverfreilich wird unserem Helden auch gleich einer der Vampire an die Seite gestellt, was unsere Held nicht wirklich begrüßt. Der Vampir (grausam schlecht gespielt von Serien-Highlander Adrian Paul mit noch grausamerem Oberlippenbart) ist selber Cop und versucht natürlich alles um den Vampir zu stoppen, der sich nicht an die Vereinbarung hält. Nach einigen Startschwierigkeiten, so macht sich unsere Cop nicht grade viele Freunde im Vampirdorf, geht man daran die ersten Verdächtigen zu besuchen.
Ab da entwickelt sich mehr oder weniger eine stinknormale Krimihandlung, die von einigen Actionszenen unterbrochen wird. Wie gesagt mit dem klassischen Vampirfilm hat das alles wenig zu tun. Vielmehr ist es ein Vampir-Neo-Noir-Thriller mit Actioneinlagen, dazu noch einige Rückblenden in den 2. Weltkrieg, wo Adrian Paul zum Vampir wurde. Nicht fehlen dürfen dabei noch eine Verschwörungen, eine Vampirmassenvernichtungswaffe und vieles anderes mehr.
An sich also wirklich nicht schlecht von der Idee her. Leider scheitert der Film aber an seiner technischen Umsetzung. Die Story an sich wirkt zwar konfus, bietet oft zuviel und wirkt generell unausgegoren, die Grundidee an sich ist aber durchaus interessant und hat einiges Potential, dass aber nie voll ausgeschöpft wird. Zumal viel zu viel Zeit drauf verwendet wird, so Dinge wie eben das Regime der Zukunft zu zeigen, das aber trotzdem nie wirklich so gezeigt wird, dass man sich einen Reim darauf machen könnte, zumal es für die Handlung absolut unwichtig ist, ob er der Film nun in der Gegenwart oder ob er in naher Zukunft spielt.
Jetzt also zu dem was den Film absolut runterreißt und teilweise auch einfach der Lächerlichkeit preis gibt. Wer „Out for a kill“ und „The Foreigner“, Oblowitz´ zwei Seagal Filme gesehen hat, kann sich sicher vorstellen was ihn erwartet. Kaum eine Szene, in der nicht versucht wird den Film stylisch und ultracool aussehen zu lassen. Zeitlupensequenzen ohne Ende, natürlich immer in den unpassendsten Stellen. Keine Szene, die ohne Farbfilter auskommt, die Kamera steht selten in der Waagrechten und der Kunstnebel wabert nur so durchs osteuropäische Gehölz. Teilweise gelingen so zwar wirklich schöne Aufnahmen, aber die werden dann durch die billige Videooptik wieder zunichte gemacht. Hier zeigt sich einfach das Videooptik und moderne Effekte nicht gut harmonieren. Dabei hat Oblowitz durchaus ein Auge für Bilder die im Gedächtnis bleiben, so ist etwa die Sexszene zwischen dem Helden und einer Vampirin absolut großartig gefilmt und auch montiert.
Das Budget für diesen Film lag sicherlich weit unter dem der Seagal Filme, und doch bietet er einiges mehr an Schauwerten. Massenszenen (na ja, mit 30-40 Leuten), viel Action (dazu gleich mehr) und eine ordentliche Ausstattung. Insbesondere beim letzten Punkt profitiert der Film von seinem Drehort irgendwo in Osteuropa. Die Gebäude sind zumeist kalte Betonklötze die ihre besten Zeiten eindeutig hinter sich haben und etwas düsteres, trostloses Vermitteln. So ist dann auch die Ausstattung der Sets sehr spärlich, zumeist nur ein paar alte Möbel in den kargen Räumen. Die Kleidung und Fahrzeuge sind wie bereits geschrieben, ganz klar an den 50er Jahren angelehnt, was sicherlich auch eher zur Kosteneinsparung diente. Zumindest bleiben optische Peinlichkeiten wie der deutsche Bahnhof, mitten in der polnischen Pampa mit einem Feldweg als Zufahrt, wie in „The Foreigner“, aus.
Jetzt aber zur Action. Die besteht zu meist aus Shoot-outs, die man getrost als absolut armselig bezeichnen kann. Allein schon wenn man sieht wie Adrian Paul in Zeitlupe durch die Gegend hechtet, und dabei beide Pistolen abfeuert und ein Gesicht macht als ob er gerade in eine Zitrone gebissen hat, ist ein Brüller. Kaum besser sind Effekte wie etwa der eine Wand hochlaufende Vampir oder, ganz großes Kino, die Fightszenen. Selten hat man deutlicher gesehen, dass Kämpfer und durch die Gegend Fliegende an Seilen hängen. Da fliegt dann schon mal im Hintergrund einer langsam waagerecht durchs Bild und fängt plötzlich an sich um die eigene Achse zu drehen. Wer hier nicht vor Lachen am Boden liegt, hat keinerlei Sinn für mitreißenden Trash. Geblutet wird übrigens kaum, und wenn dann sieht auch das eher nach Special Effects der Marke „noch billiger wäre nur Kirschmarmelade“ aus.
Einen Autostunt gibt es dann auch noch, natürlich in Zeitlupe und trotzdem so schnell vorbei, das man aufpassen muss, um ihn nicht zu verpassen. Für mehr hat wohl auch hier das Geld gefehlt.
Jetzt noch zum absoluten Tiefpunkt des Films, den Schauspielern. Prominentester Name ist sicherlich Adrian Paul. Und was der hier abliefert ist wirklich ganz weit unten. Er läuft stocksteif durch die Gegend, verzieht keine Miene und schafft es allein durch seine Anwesenheit, jede Szene zu ruinieren. Von seinen erbärmlichen Versuchen Gefühle zu zeigen, will ich lieber gar nicht erst anfangen.
Wenig besser ist da auch Bokeem Woodbine, der als Held, zum einen keine wirklich dankbare Rolle hat, da er zumeist nur nörgelnd durch die Gegend latscht und Adrian Paul die ganze Arbeit leistet und zum anderen rein von seiner Statur her eh nicht das Zeug zum Actionstar hat. Dafür bekommt er mit Bai Ling eine Bettszene, ist doch auch was.
Bai Ling ist überhaupt eines der Highlights des Films. Ihre Kostüme sind mit extravagant nicht annährend ausreichend beschrieben und das übertriebene Make-up zusammen mit den farbigen Kontaktlinsen sieht durchaus ansprechend aus. Schauspielerische Glanzpunkte kann sie zwar keine setzen, aber wenigstens blamiert sie sich auch nicht. Das dürfen dafür andere, wie etwa der Blonde Vampir, der die ganze Zeit nur am Lachen ist und in einer der seltsamsten Szenen des Films, auf einem Treppenabsatz steht und aus irgendwelchen mir nicht näher bekannten Gründen die wildesten Verrenkungen macht, während Oblowitz gleichzeitig, mit sich abwechselnden Zeitlupen und hochgespeedeten Effekten für Verwirrung sorgt. Wahrlich seltsam.
„Dark Species“ ist ein zum Großteil extrem trashiger Versuch, der Vampirstory neue Seiten abzugewinnen. Die Story kann sicherlich nicht überzeugen, bietet aber wenigstens etwas Neues. Dafür gibt es für jeden Trash Fan kaum eine Szene in der man sich vor Lachen nicht vom Sofa werfen kann. Die Darsteller sind absolut mies, die Effekte lächerlich und Oblowitz schafft es auch noch in den unmöglichsten Szenen Zeitlupeneffekte und anderen optischen Mumpitz unter zu bringen. Wer sich allerdings schon mit der Optik der erwähnten Seagal Filme anfreunden konnte (solche Leute soll es ja auch geben) wird hier sicherlich das Nonplusultra an osteuropäischen-Effektorgien-billig-Actionern finden. Nur halt mit Vampiren. Irgendwie ein hochgradig seltsamer Film, den man als Kuriositätensammler zumindest mal gesehen haben sollte. 5 von 10 Punkten (weil ich absolut nicht weiß ob ich den Film jetzt als grandiosen Party-Trasher oder blöden Billigfilm einordnen soll)