Liebe ist das menschlichste aller Gefühle, himmlisch schön und ergreifend, sofern man den Dichtern und den Träumern glauben darf. Liebe ist irreal, stellt dagegen Carl Andersen fest, nachdem er sich in der Wirklichkeit von Zweierbeziehungen umgesehen hat. Liebe ist nur ein Wort, ein erstrebenswerter Zustand, den zu erreichen unmöglich scheint, ein Märchen wie der Traum vom Paradies, nichts wird daraus, einer hat zu viel, ein anderer zu wenig davon, nie ist es gleich, eine dominiert durch Egoismus, die andere durch Unterordnung, einer ist zu weich, der andere zu hart, man kreist um das Bett, weil Sex leichter zu bekommen ist als Liebe. Eine so ernüchternde wie frustrierende Bestandsaufnahme des poetischsten aller Gefühle, das tausendfach verklärt wurde, obwohl es sich ? falls überhaupt jemals ? zu selten einstellt. Wir wußten schon immer, daß wir nicht perfekt sind, aber wußten wir auch, daß wir so unperfekt sind? Daß die Wirklichkeit grotesk fern vom Ideal liegt? Daß Menschen guten Willens so aneinander vorbeireden, vorbeileben, vorbeilieben können?
Der Film balanciert mittels Groß- und Übergroßaufnahmen auf dem Grat zwischen Nähe und Distanz, schafft eine Intimität, die jede Hautunreinheit erkennen läßt und doch die stockend Plaudernden niemals denunziert: Geständnisse fern polizeilicher Protokolle, richtende Instanz sind diejenigen, die von sich reden bis hin zur Gnadenlosigkeit der Selbsterkenntnis. Das Urteil heißt lebenslängliche Frustration. Verurteilt zum Lieben-Wollen.
Dazu immer wieder ein Pärchen beim Geschlechtsakt, der ohne jede Emotion verrichtet wird. Der Junge ist wenigstens noch geil, für das Mädchen gibt es nur Schmerz, Ekel und Heiterkeit. Die Kondome sitzen nicht, der Schwanz muß bis zur Luftknappheit auf Größe geblasen werden und schmeckt nach Gummi, und das Sperma ist Schmutz, der Putzzwang auslöst. Das ist auf frustrierende Weise lächerlich, ja, komisch bis hin zum Slapstick, gerade weil die Darsteller nicht versuchen, Liebe oder auch nur Leidenschaft zu spielen, zu heucheln. Sie machen nichts, als vor der Kamera zu kopulieren, das ist absurd genug. Liebe ist ferner als ein Märchen. Das hat Andersen nicht erfunden: Er erzählt, er protokolliert es nur. Und das kann unter die Haut gehen. Vielleicht sogar unter die eigene.