Rutger Hauer ist ja nun leider B- und C-Ware angekommen, aber bei der Rollenwahl darf er sich auch nicht wundern. In diesem Fall wollten die Briten es den Amis mal nachmachen und haben für ihren SF-Versuch alles miteinander vermengt, was in der jüngeren Vergangenheit hängengeblieben war. Das Monster aus "Alien", die Anlage des Gegners aus "Predator", die Kulisse und die sozialen Umstände aus "Blade Runner" und Hauer selbst als halb durchgeknallter Polizist versucht sich an einer Mischung aus Schwarzenegger und Mel Gibson im "Lethal Weapon"-Modus.
Wer glaubt, das das nichts werden kann, hat schon gewonnen. Die Vortitel informieren schon mal zweckdienlich über die herrschende Klimakatastrophe, die halb London unter Wasser gesetzt hat, doch der kreisende Hubschreiber beleuchtet nur eine gefilterte Morgenstimmung über der Themse, leider ohne größere Überschwemmungen. Deswegen und weil Geld Mangelware war, spielt der Film dann auch hauptsächlich in düsteren Gäßchen, die man problemlos unter Wasser setzen kann und vor allem im Studio aufbauen. Daß wir uns in London aufhalten, erklärt eine Fahrt über die Tower Bridge (sonst weist nichts darauf hin) und Hauer paßt mit seiner Arnold-Attitüde so gut nach merry old england, wie Leatherface in einer Spielzeugabteilung nicht auffallen würde.
Höhöhö, aber damit wir den vollkommen unkontrollierbaren Kerl (der einen halbwegs brauchbaren Eindruck macht, wenn der Rest der Welt nicht cholerisch unfreundlich oder Bürokratenhengste wäre) auch verstehen, muß natürlich ein Trauma her. Und das ist von der ganz großkalibrigen Sorte: nicht die Frau ist tot, nicht das Kind oder der Hund...nö, die Frau vom Partner hat er gepoppt und der ist dann im Gully verschwunden, weil ihn der Alienverschnitt in der Kanalisation verköstigt hat. Und sowas läßt einen harten Mann schon mal abhängig von Nikotin, Kaffee und Schokolade werden (wortwörtlich übernommen) - ich roll mich weg.
An die Seite braucht dieser Mann natürlich eine Frau (die vom Partner) und einen neuen Partner, so einen Schreibtischhengst, der natürlich ganz brauchbar ist, als es endlich zur Sache geht. Bis dahin lauscht Hauer immer nur dem Herzschlag des Killers (daß wir es mit einem ausgewachsenen Monster zu tun haben, spart der Film bis auf die letzten 10 Minuten aus) und kriegt einen ausgewachsenen Abdreh, der bei seinen Vorgesetzten gut ankommt. Warum er die Lauschlappen so ausgerichtet hat, überlassen wir aller Phantasie.
Derweil metzelt sich der satanisch angehauchte Unbekannte durch ein paar wehrlose Opfer, verspritzt hektoliterweise Blut und klaut die Herzen. Allerdings verknuspert er die nicht so richtig, sondern schickt sie schon mal per Post. Witzig das!
Was hier nun vorgeht, bleibt mysteriös, offenbar übernimmt das Wesen die DNA-Struktur der Opfer und hat ein religiös motiviertes Ziel, was besonders putzig anmutet, wenn wir es schlußendlich zu Gesicht bekommen.
Bis dahin vergeht viel Zeit, in der Hauer geistloses Zeug labert und durch eine coole, aber unbrauchbare Brille seinem Kokainpäckchen hinterherstarrt, daß der Regie-Assi vermutlich immer außer Reichweite hielt, während sein Kollege für die witzigen Sachen zuständig ist.
Hauer wandet sich in langen Mänteln und trägt dicke Wummen, weswegen alle Ballerfans hier auch einen Spontanabgang bekamen, wenn man den Film nur als Trailer sah.
Nur auf die sofort einleuchtende Idee, gleich an der Stelle zu suchen, wo der Kollege abgetaucht ist, kommen sie erst fünf vor Schluß. In einer halbüberfluteten U-Bahnstation gibt's dann mächtig was auf die Hose und wir dürfen endlich einen halben Blick auf den zahnbewehrten Riesen werfen, der gerade so viel von Ridley Scotts Schöpfung abweicht, um eine Plagiatsklage zu vermeiden. Es wird reichlich geballert und der obligate Schlußgag fehlt auch nicht, aber knallige 300 Sekunden retten nicht diese Ansammlung ausgelutschter Anmacherbilder für Klischee-Coolness-Fetischisten. Da der Film an den jeweiligen Tatorten geradezu in Blut und aufgerissenen Körpern schwimmt, will ich mal nicht ganz so hart sein, aber das stete Halbdunkel und noch düsterere Neonlicht entlockt mir höchstens ein flottes Gähnen. Nö, besser keine Fortsetzung! (3/10)