Wir finden uns im London des Jahres 2008 wieder, das dank zahlreicher Naturkatastrophen komplett verwahrlost ist und halb unter Wasser steht. Es herrscht ewige Nacht und inzwischen gibt es in der Metropole mehr Ratten als Menschen. Dies ist der Arbeitsplatz von Harley Stone (Rudger Hauer), eines verrückten, eigenständigen und psychisch angeknacksten Cops, der wegen seiner eigensinnigen Arbeitsmethoden vom Dienst suspendiert wurde. Dennoch macht er sich auf die Suche nach einen kannibalischen Killer, der vor drei Jahren seinen Kollegen Foster in seiner Anwesenheit gekillt hat. Obwohl Stone nicht einmal die Identität des Killers kennt, spürt er dennoch seine Nähe. Nach weiteren Morden hebt die Polizei Stones Suspendierung auf und stellt ihm einen neuen Partner namens Dick Durkin (Neil Duncan) an die Seite. Im Laufe der Ermittlungen wachsen die beiden zusammen und sie kommen dem Killer, der seinen Opfern das Herz rausreißt, immer näher. Als sich dieser Fosters Ex-Frau Michelle (Kim Cattrall) vorknüpfen will, kommt es zum ersten Zusammentreffen zwischen den Cops und der Bestie...
"Split Second" ist ein futuristischer, düsterer und ernster Sci-Fi-Horrorthriller, der es gekonnt schafft, mit einer großartigen und klaustrophobischen Endzeitstimmung zu überzeugen. Die Kulissen sind prima gewählt und die verseuchten, überfluteten Straßen voller Müll und Ratten tragen zu absolut packenden Atmosphäre bei. Es ist quasi immer düster, und so entsteht ein Suspense-Gefühl, welches den Zuschauer mitzureißen weiß. Die hervorragende Inszenierung sorgt für einige brauchbare Überraschungseffekte, auch wenn diese nicht mehr die neusten sind, und so kommt zum Teil leichter Grusel oder zumindest Unbehagen auf. Spannend bleibt das Werk bis zum Schluss, da bis dahin die Identität des Killers unklar bleibt, und nur bröckenweise verraten wird, um wen es sich handelt und was ihn bewegt. Einige spannende und gutgemachte Szenen, in denen die Cops auf den Killer Jagd machen, spielen unter anderem in der Leichenhalle des Polizeihauptquartiers oder gen Ende in der ekligen Kanalisation. Dort findet dann eine kleine Materialschlacht statt, die den Film actiongeladen ausklingen läßt.
Trotz seiner ernsten Atmosphäre schafft es das Werk einen leicht kultigen Flair aufzubauen. Stone und Partner hauen zum Teil ein paar Sprüche und Gags raus, die es zumindest in der englischen Fassung so richtig in sich haben. Vereinzelt mag das ganze Treiben etwas trashig wirken, aber die düstere Grundstimmung ist dabei nie in Gefahr. Etwas negativ fallen dann trotzdem einige Klischees auf, die vorallem am Anfang des Streifens überhäuft auf den Plan treten. Man findet die obligatorischen Stripperinnen in der Saufbar, Harley kommunziert in seinem Wahn mit Hunden und der Killer hinterläßt an den Tatorten immer schön aufschlussreiche Nachrichten, die mit dem Blut der Opfer geschrieben sind. Einige Szenen des Films wirken leider teilweise etwas zu sehr abgehoben und mögen für Nicht-Fans leicht lächerlich rüberkommen. Gibt man sich dem Geschehen allerdings hin, wird das kaum ins Gewicht fallen. Auch vereinzelt vorhandene Löcher im Plot sind mit etwas positiver Grundeinstellung hinzunehmen. Natürlich wirkt es komisch, wenn ein Quasi-Monster Pakete mit Herzen seiner Opfer auf Eis verschickt, aber es tut seine Wirkung für den Film. Das Ende, voller ordentlicher Action, ist etwas weit hergeholt und überrennt sich zuletzt dank einiger Unplausiblitäten, aber eigentlich ist das schon fast egal, denn der Film kann durchgehend unterhalten und fesseln.
Die Darsteller sind leider im Bestfall nur Durchschitt. Selbst Namen wie Kim Cattrall ("Sex and the City") und Rudger Hauer können daran nichts ändern. Vorallem letzterer spielt teilweise etwas sehr klischeehaft und abgedroschen und verpasst somit seinem Charakter an einigen Stellen eine nervende Pseudocoolness. Dennoch zeigen die Figuren ein Eigenleben auf, mit dem sich der Streifen zumindest ansatzweise auseindersetzt. Stones Kaffee- und Schockosucht zum Beispiel ist im Film ein durchgehendes Motiv. Abschließend sei der durchaus hohe Goregehalt für Fans sicher positiv zu erwähnen, denn mit herausgerissenen Herzen und blutverschmierten Wänden geizt der Streifen sicherlich nicht. Auch die obligatorische, aber passende Filmmusik geht durchaus in Ordnung und fügt sich in das Geschehen ein.
"Split Second" ist weit entfernt vom Status eines perfekten Sci-Fi-Films und weist ganz klar einige gravierende Schwachpunkte auf, wie zum Beispiel den hohen Einsatz von Klischees und einigen Löchern im Plot. Dennoch kann die Video-Produktion mit soliden Charakteren, einer tollen Atmosphäre und einem gewissen Unterhaltungsfaktor aufwarten. Sicher mag das Werk für viele einfach nur Schund sein oder albern wirken, aber Fans werden von diesem durchaus vorzeigbaren B-Movie begeistert sein. "Split Second" hat seine Daseins-Berechtigung verdient und Lieberhaber des Genres finden ein für sie gelungenes Meisterwerk. Mich hat er auf jeden Fall gut unterhalten...