Willie Hale (Ronald Colman), ein charmanter Lebemann aus reichem Londoner Hause, ist das schwarze Schaf der Familie. Dank seinem Charme und seinen kommunikativen Fähigkeiten gelingt es ihm nach jedem Fehltritt, alle Geschädigten wieder zu besänftigen - inklusive des unnachgiebigen Familienpatriarchen (Frederick Kerr).
Als er die bezaubernde Dorothy Hope (Loretta Young) kennenlernt und sich verliebt, nimmt sein Leben plötzlich eine irritierende Wendung: Es geht in Richtung Momogamie...
Das Interessante an diesem Film ist nicht die Handlung; so oder ähnlich verlaufen viele romatische Komödien. Obwohl das Drehbuch mit geschliffenen Dialogperlen glänzt, obwohl die gesamte Schauspieltruppe ihre Sache ausnahmslos hervorragend macht, stehen auch sie nicht im Zentrum des Interesses. Wohl ist der Film höchst amüsant und von Anfang bis Ende unterhaltsam, von grosser Bedeutung ist er aber nicht.
Das Interessanteste an "The Devil to Pay" ist die Handhabung der damals noch in den Kinderschuhen steckenden Tontechnik.
Wer Filme aus jener chaotischen Periode kennt, weiss, wie unglaublich statisch und gleichzeitig geschwätzig sie sein konnten.
Dies war dem Umstand geschuldet, dass die klobigen Mikrophone praktisch unbeweglich waren und irgendwo direkt vor den Akteuren aufgebaut werden mussten, dies aber
möglichst versteckt. Was dazu führte, dass die Schauspieler - im Gegensatz zum Stummfilm - plötzlich nur noch wenig Bewegungsfreiheit hatten. Das Bild gefror zu Beginn der Tonfilmaera zum statischen Tableau. Und der Wunsch des Publikums nach dem gesprochenen Wort führte zu unglaublicher Geschwätzigkeit. Erschwerend kam hinzu, dass die Kameras in schalldichte Kabinen verpackt wurden, damit ihr Gesurre auf der Tonspur nicht zu hören war.Auch von dieser Seite war also kaum Bewegung möglich.
Ambitioniertere Regisseure versuchten, gegen die Statik, die der Stummfilm übrigens kurz zuvor mit einigen signifikanten technischen Verbesserung überwunden hatte, anzukämpfen, und wenn man sich diesen Film anschaut, kommt man zum überraschenden Schluss, dass der heute kaum mehr bekannte George Fitzmaurice zu diesen gehört haben musste.
"The Devil to Pay" wirkt moderner als viele der Lichtspiele aus demselben Jahr. Es gibt Kamerafahrten, Uebergänge von drinnen nach draussen und es gibt sogar Begleitmusik. Man könnte glauben, der Film sei 1935 entstanden, wären da nicht einige Irritationen, die aber samt und sonders mit der noch unausgereiften Tonqualität zu tun haben. So werden etwa die Dialoge immer, wenn Begleitmusik zu hören ist, fast unverständlich. Die frühe Tontechnik konnte die Gleichzeitigkeit zweier verschiedener Tonquellen noch nicht bewältigen, weshalb man in den meisen Streifen jener Zeit einfach die Musik wegliess. Es wurde aber experimentiert und so dauerte es nicht lange, bis eine Lösung gefunden war. Es gibt eine Sequenz, in welcher die Hauptprotagonisten im offenen Cabriolet durch eine stark befahrene Strasse holpern und singen. Der Gesang klingt unnatürlich hohl, weil er offensichtlich über den Verkehrslärm drübersynchronisiert wurde. Die Abmischung beider Tonquellen dürfte für die damalige Zeit ein deutlicher Fortschritt gewesen sein - aus heutiger Sicht wirkt die Sequenz eher dürftig.
Das Bestreben, die Statik zu vermeiden, die mit Aufkommen des Tons plötzlich im Film Einzug hielt, ist in "The Devil to Pay" deutlich zu spüren, ebenso die Kompromisse, die auf verschiedenen Ebenen gemacht werden mussten, um dieses Ziel zu erreichen. Und doch ist die Tonqualität, bis auf die erwähnten Ausnahmen, im Durchschnitt deutlich besser als in anderen "Talkies" jener Zeit, gerade in den bewegten Sequenzen.
Regisseur Fitzmaurice hatte immerhin zwei heute durchaus noch bekannte Filme auf seinem Konto. Zum einen den Stummfilm "Son of the Sheik" mit Rudolf Valentino (1926), zum anderen den Garbo-Klassiker "Mata Hari" (1931) - ganz so unbekannt wie ich zuerst dachte, ist er also nicht. Immerhin hatte er zwischen 1914 und 1940 über 80 Filme gedreht. Die meisten davon sind heute vergessen oder nur noch den eingefleischen Fans des alten Hollywood bekannt. "The Devil to Pay" ist somit eine kleine Entdeckung, die ein Schlaglicht auf einen Regisseur wirft, der gemeinhin unter dem Radar der Filmhistorie bleibt. Dass er der Wiederbelebung der damals kurzzeitig vergessenen cinèmatografischen Errungenschaften Vorschub leistete, dürfte nicht bekannt sein - und lässt ihn in keinen schlechten Licht erscheinen.
"The Devil to Pay" ist dank der witzig-prickelnden Dialoge des britischen Theaterautors Frederick Lonsdale (der hiermit sein erstes Drehbuch verfasste) ein Film geworden, der bereits die Screwball-Komödien der mittleren Dreissigerjahre ankündigt.