In düsteren S/W-Bildern treten die Darsteller in diesem experimentellen Frühwerk vom Meister des Blutes Clive Barker aus dem Dunkel. Die Räume sind nackt, meist schmuckloses Mauerwerk, und verleihen ihm eine Atmosphäre, wie in einem Abrisshaus gefilmt. Das Licht ist spärlich eingesetzt, was zum Teil sicher an der Herangehensweise von Barker und seinen Freunden (u.a. Doug "Pinhead" Bradley) liegen dürfte. Ohne Budget auf grobkörnigem Material gedreht und mit Solarisationseffekten, die an Arbeiten von Man Ray erinnern, schuf er eine raue Ästhetik, für die Geschichte um König Herodes und die Machenschaften von der schleiertanzenden Salome, die man kennen sollte, um die Personen zuordnen zu können. Licht und vor allem Schatten zeichnen sich extrem auf den Gesichtern ab, eine Reihe von Einstellungen, in denen Barker das biblische Thema, welches von Oscar Wilde einst schon als Buch adaptiert wurde, sehr sexuell geprägt wiedergibt. Wer einen Vorläufer seines berühmten "Hellraiser" erwartet, wird, was die Umsetzung angeht, sicher enttäuscht sein, dafür finden sich bei genauer Betrachtung bereits durchaus einige Merkmale von Barkers Vorlieben in diesem Regiedebut. Stellenweise rituell anmutend und mit blutigen Visionen versehen ist dieser Film ein typischer Clive Barker, dabei wird der abgeschlagene Kopf von Johannes, dem Täufer billig im Arm gehalten, statt eine Prothese zu basteln. Was soll's, um die technischen Fähigkeiten braucht man sich hier wahrlich nicht zu scheren, was zählt, ist die Ausstrahlung, und die ist in ihrer düsteren, apokalyptischen Art ganz beachtlich. Als Vorbilder nennt er 60er Jahre Filmer von Kenneth Anger bis Andy Warhol, die ebenfalls mit ihren Experimenten ihre eigene Bildsprache ausloteten, statt eine immer nachvollziehbare Aussage zu vermitteln. Insofern scheint auch "Salome" für das Schaffen von Barker ein wichtiger Schritt gewesen zu sein, um seine dunklen, teils morbiden Phantasien neben seinen Gemälden und Büchern auch als bewegtes Bild zu visualisieren. Die Bildsprache ist oft kryptisch, allerdings nicht so sehr, wie in seinem späteren "The Forbidden". Eigentlich ein äußerst amateurhaft wirkender Kurzfilm, bei dem sich der Fan des Multitalents Clive Barker mit Schaudern erfreut, ohne eine große Erzählweise zu sehen. Denn "Salome" kommt ohne Dialoge aus und wird von einem ambientartigem Soundtrack begleitet, der ebenso wie der Schnitt aus heutiger Zeit stammen dürfte.
Fazit: Für mainstremverwöhnte "Hellraiser"-Fans absolut unansehbar, wer jedoch kunstvollen Experimenten nicht abgeneigt ist, bekommt ein sehenswert düsteres Werk vom jungen Clive Barker. 7/10 Punkten