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Das Team hinter „Spaced“ und „Shaun of the Dead“ hat wieder zugeschlagen. Musste letztes Mal der Zombie-Film (insbesondere die Romero-Klassiker) dran glauben, so sind es diesmal Polizei-Thriller bzw. High-Concept-Action-Filme der Marke „Bad Boys 2“ und „Gefährliche Brandung“. Das Rezept ist ähnlich wie bei „Shaun“: Ein Genre wird nicht nur einfach parodiert; gleichzeitig funktioniert der Film außerdem sowohl als Hommage wie auch als ernstzunehmender Genre-Film selbst. Das rückt Regisseur Edgar Wright und Hauptdarsteller Simon Pegg (die beide als Autoren fungieren) wesentlich mehr in die Nähe Quentin Tarantinos, der selbst ähnliche Ziele mit seinen Filmen verfolgt, als in die Nachbarschaft reiner Parodien wie „Scary Movie“ oder „Die Nackte Kanone“. Das heißt natürlich nicht, dass es sich bei „Shaun of the Dead“ oder auch „Hot Fuzz“ um Tarantino-Kopien handeln würde – ganz und gar nicht. Nur sind Wright/Pegg so etwas wie Brüder im Geiste – aber mit einem ganz eigenen Stil.

Wenn man sich die Entwicklung von den ersten Folgen von „Spaced“ bis zu „Hot Fuzz“ anschaut, kann man bei aller Kontinuität sehen, wie der persönliche Regiestil von Edgar Wright gereift ist und wie sich sein handwerkliches Können enorm vermehrt hat. Besonders fällt das auf bei den rasanten Action-Sequenzen und den immer wieder auftauchenden brillanten, schnell geschnittenen Montagen, die ja auch schon eins der Markenzeichen von „Spaced“ waren. Ein weiteres Markenzeichen ist die für Comedy-Verhältnisse ungewöhnlich dichte Charakterzeichnung. Man hat sich nicht einfach damit begnügt, einfach nur witzige Figuren zu erschaffen, sondern sie darüber hinaus mit Leben erfüllt. Das hob schon „Spaced“ von anderen Comedy-Serien ab und trug maßgeblich dazu bei, dass „Shaun of the Dead“ zu einem der besten Filme des Jahres 2004 wurde.

„Hot Fuzz“ ist noch etwas handlungslastiger als sein Vorgänger und hat auf jeden Fall wesentlich mehr Plot, als man bei einem Film dieser Art normalerweise vermuten würde. Die Balance zwischen Parodie, Hommage und Ernsthaftigkeit hat sich etwas mehr in Richtung von letzterer geneigt. Dadurch ist der Film etwas weniger witzig als „Shaun“. Dies war aber zu erwarten gewesen und ist dadurch zu verschmerzen, dass „Hot Fuzz“ auch so ein exzellent geschriebener Cop-Film ist. Sehr angenehm fand ich den leichten „Wicker Man“-Touch mittendrin. Gags gibt es immer noch genug, nur finden die in den ersten beiden Akten vorwiegend auf der Sprachebene statt – und durch die vielen Regieeinfälle in den zahlreichen Montagen. Deshalb sollte man, wenn irgend möglich, unbedingt zur Originalfassung greifen. Die deutsche Synchronisation lässt nichts Gutes erwarten, wenn der Film bei uns schon mit dem viel zu klamaukhaften und debilen Untertitel „Zwei abgewichste Profis“ startet.

Im dritten Akt dreht der Film dann auf – die letzte halbe Stunde ist eine grandiose Verneigung vor sinnlosen Krawall-Spektakeln mitsamt beidhändigem Schießen, Zeitlupen und allem, was dazu gehört. Kenner erinnern sich an die großartigen nachgespielten „Schießereien“ in „Spaced“, die dort ohne Waffen geführt wurden. So ähnlich ist es in „Hot Fuzz“, nur mit großen Kalibern und richtigen Produktionswerten dahinter. Alleine die Action-Sequenz im Supermarkt mit Angriff auf die Wursttheke hätte kein Michael Bay besser machen können.

Was gibt es sonst noch zu erwähnen? Die gewohnt gute Chemie zwischen Simon Pegg und Nick Frost jedenfalls. Den Bösewicht-Auftritt von Alt-Bond Timothy Dalton. Die Tatsache, dass der Film im zweiten Akt trotz aller Klasse ein bisschen zu lang ist (Gesamtlänge rund zwei Stunden). 10 bis 15 Minuten weniger wären sicher mehr gewesen. Den dritten Akt alleine hätte ich ohne zu zögern mit 10/10 bewertet, aber unterm Strich landet „Hot Fuzz“ knapp hinter „Shaun of the Dead“.

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