Love and a. 45
Dieser Film ist gepflastert mit Klischees und wirkt über sehr weite Strecken wie der kleine Bruder von “Natural Born Killers” (1993). Das Imitat ist gelungen und „Love and a 45“ macht wirklich Spaß, huldigt seinen Vorbilder in gelungener Weise und ist ernst ohne lächerlich zu wirken. Die Geschichte bietet allerdings wenig Neues:
Das Pärchen Watty (Gil Bellows) und Starlene (Renee Zellweger) sind auf der Flucht vor dem Gesetz und der Unterwelt. Zum einen werden sie von der Polizei gejagt, da sie in Notwehr zwei Gesetzeshüter erschossen haben, zum anderen sitzen ihnen zwei Kredithaie sowie Watty’s rachsüchtiger Ex-Kumpel Billy im Nacken. Bevor beide die rettende Grenze von Mexiko erreichen müssen sie einige Abenteuer durchstehen.
Endlich mal wieder ein klassisches Lovers-on-the-run-Movie, das nicht versucht, viel mehr als cool daher zu kommen. Genau das ist dann auch der entscheidende Punkt, warum er wesentlich besser als „Natural Born Killers“ ist. Auch in „Love & a. 45“ wird der Medienhype um das Pärchen thematisiert, allerdings dient es hier vornehmlich als Spannungskatalysator. Während Oliver Stone seine Geschichte der Medienschelte unterordnet, geht C.M. Talkington eigentlich nur um Posen, Riten und Zitieren. Klingt schwer nach Tarantino? Soll es wohl auch, denn man trägt auch hier schwarz, hört Surfrock und zelebriert Mexican Standoffs. Dazu gesellen sich witzige Charaktere z.B. Peter Fonda als LSD-geschädigten Althippie mit Flower-Power-Pistole aber ohne Kehlkopf. Man kann es Regisseur Talkington zu Gute halten, dass er sauber bei seinen Vorbilder abgelinst hat und seine Version von „Bonnie und Clyde“ (1967) oder „Getaway“ (1972) zeitgemäß und im doppelten Sinnen gemeint mit jeder Menge Speed angereichert hat.
Die Darstellung der Bösewicht, die bis zum Kragen mit Drogen zugeschmissen sind hat mich tief beeindruckt und verleiht dem Film seine eigene Note. Ihre Nervosität und Rastlosigkeit ist physisch spürbar und verleiht dem Film eine eigene Art von Dramatik und Logik. Vielleicht ist die ganze Drogenthematik auch eine Erklärung warum der Regisseur eine One Hit Wonder geblieben ist und seitdem nichts mehr auf die Beine gestellt hat.
Die Darsteller agieren durch die Bank herrlich überdreht und comicartig, was der gehetzten Atmosphäre eine zusätzliche Dynamik verleiht. Dabei stellt Rory Chochrane als Bösewicht „Billy“ den heimlichen Star des Films dar. Er agiert dermaßen durchgedreht, dümmlich und gleichzeitig gefährlich, dass man ihm sein Bedrohungspotential jederzeit abkauft.
Dieses infantile kleine Filmjuwel sollte sich niemand entgehen lassen, der nicht ein wenig für Roadmovies und Tarantinofilme übrig hat.
Daran werde ich mich noch lange erinnern:
Der kopftätowierte und speedverseuchte Bösewicht Billy verliert beim Showdown zuerst den Überblick, bis er schließlich Nerven und dreht völlig durch.